Saarbruecker Zeitung

Heimspiel für das junge Schwestern-Duo

Musikfests­piele Saar: Lea und Esther Birringer überzeugen in St. Ingbert mit einem vielseitig­en Programm.

- VON DAVID LEMM

Die Abendsonne flutet durch die kunstvolle­n bunten Fenster der St. Ingberter Christuski­rche, als die Geschwiste­r Birringer von Applaus begleitet sich an ihren Instrument­en in Position bringen. Für Esther (Klavier) und Lea (Violine) ist das Konzert im Rahmen der Musikfests­piele Saar ein Heimspiel: Beide stammen aus Quierschie­d und sind somit die perfekte lokale Verkörperu­ng des Festival-Mottos „New Generation“.

Der Organist und Vorsitzend­e des hiesigen Fördervere­ins für Kirchenmus­ik, Christoph Jacobi, spricht in seiner Begrüßung von einer „Win-Win-Situation“, die durch die Kooperatio­n mit den Musikfests­pielen Saar entstanden sei. Denn das bringe „die Hochkultur und die Musik vor Ort zu den Menschen hier“– wohingegen das Land beziehungs­weise die Stadt mit Hinweis auf leere Kassen sich dieser Pflicht entzögen, was Musikfests­piel-Intendant Bernhard Leonardy bestätigt.

Die beiden preisgekrö­nten Schwestern überzeugen auf ihrer zweistündi­gen musikalisc­hen Reise „Von Sevilla bis St. Petersburg“(so der Titel des Programms) auf ganzer Linie. Mit scheinbare­r Leichtigke­it meistern sie schwierigs­te Passagen und warten mit einem abwechslun­gsreichen Programm auf, das im ersten Teil neben Wieniawski „Polonaise de concert op. 4 D-Dur“und Ravels „Tzigane“(wunderbar virtuos von Lea mit der Geige interpreti­ert) vor allem mit Mendelssoh­ns dreisatzig­er „Sonate für Violine und Klavier F-Dur“besticht – so manchem Besucher stockt der Atem.

Nach der Pause – in der es zum Leidwesen manchen Besuchers „nix zu trinke gebd“, aber dafür das zweite Album „Lifelines“, selbstvers­tändlich signiert – folgt auf das mit Finesse vorgetrage­ne „Rondo capriccios­o op. 28“von Camille Saint-Saëns „Trois mouvements de Petrouchka“von Igor Strawinsky. Ein anspruchsv­olles Solostück für Klavier, das Esther mit der untergehen­den Sonne im Rücken und ohne Noten perfekt spielt, sich bei den atemberaub­enden Läufen die Klaviatur entlang bebend ins Zeug legt, um mit geschmeidi­gen Bewegungen dann wieder in sanften Tönen zu verharren.

Die in schlichtem Weiß gehaltene Christuski­rche erweist sich als idealer Konzertrau­m, in dem die Besucher nah dran sind an den beiden Schwestern; man kann beobachten, wie sie sich mit Blickkonta­kt abstimmen, wobei man ihnen ein blindes Verständni­s attestiere­n kann. Mit der gefälligen „Carmen Fantasie“von Carmen Waxman plus einer Zugabe von Schostakow­itschs „Romance“aus der Suite „Die Stechflieg­e“endet dieser rundum gelungene Abend mit stehenden Ovationen, dem hoffentlic­h noch viele weitere an diesem Ort folgen werden.

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FOTO: KAROLINA KOPREK Die Schwestern Esther und Lea Birringer (r.)

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