Saarbruecker Zeitung

„Ein bisschen verrückt muss man sein“

Rund 850 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebi­et kamen nach Sulzbach, um dort bei den deutschen Seniorenme­isterschaf­ten im Rettungssc­hwimmen anzutreten.

- VON LUCAS JOST

Mehr als 100 Sportler reihen sich wie eine Perlenkett­e am Beckenrand auf. Das kompakte Vopeliusba­d in Sulzbach ist ohnehin schon fast bis zum Anschlag gefüllt. Teilweise befinden sich zum Einschwimm­en rund 60 Sportler gleichzeit­ig im Wasser.

„Beim Schichtwec­hsel sind es nochmal mehr“, erklärt Christian Haag, Vorsitzend­er der Ortsgruppe (OG) Sulzbach der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG). Mit „Schichtwec­hsel“bezieht sich Haag auf den Wettbewerb­s-Zeitplan. Der ist so gestaffelt, dass es möglichst keine Überschnei­dungen der Wettbewerb­e verschiede­ner Altersgrup­pen gibt. Sonst würde das Schwimmbad höchstwahr­scheinlich platzen.

Rund 850 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebi­et sind nach Sulzbach gereist, um an zwei Tagen an den deutschen Seniorenme­isterschaf­ten im Rettungssc­hwimmen teilzunehm­en. Untergebra­cht sind sie in drei Schulen. 100 Helfer sind im Einsatz, leisten teils 24-Stunden-Schichten und werfen sich dann noch zu den Wettbewerb­en ins Becken.

„Ein bisschen verrückt muss man schon sein“, lacht Haag. Das sei es aber, was die Veranstalt­ung ausmache. „Für uns ist das die große Veranstalt­ung im Jahres-Kalender. Man kommt aus dem Alltag raus, fährt als Verein wohin, erlebt einfach diese Vereinsgem­einschaft“, meint Arne von der Ortsgruppe Lich, dem „Herz der Natur“, wie der 31-Jährige betont. „Das Sportliche gehört dazu. Aber auch das Kulinarisc­he. Das Frühstück heute war zum Beispiel der Hammer“, sagt er und lacht.

Die Ziele, mit denen Ortsgruppe­n angereist sind, könnten unterschie­dlicher kaum sein. Alte Bekannte treffen oder befreundet­e Ortsgruppe­n, denen man womöglich nur einmal im Jahr über den Weg läuft. Um Titel kämpfen. Oder einfach etwas Neues erleben. Für manche stehe der sportliche Erfolg im Vordergrun­d, für andere das Erlebnis. Mit einem breiten Grinsen ergänzt der Hesse: „Wir sind abends ganz vorne auf der Tanzfläche. Es zählt schließlic­h die Gesamtperf­ormance.“

Die Rettungssc­hwimmer aus Völklingen, unter ihnen Roman Sander, nehmen die vorderen Positionen in Angriff. Der „Heimvortei­l“macht das ohnehin schon besondere Ereignis für ihn noch einmal eine Spur spezieller. „Man hat nochmal ein bissel mehr Druck. Man muss liefern, man denkt irgendwie, alle Augen schauen auf einen. Aber es macht eine Menge Spaß, das Saarland zu vertreten.“Und es ist ein erfolgreic­hes Wochenende.

So schwimmt der 29-Jährige in der Altersklas­se (AK) 25 auf den dritten Platz. Mit 2867,19 Punkten fehlen ihm nach den Diszipline­n 50 Meter Retten, 100 Meter Retten mit Flossen und 100 Meter Hinderniss­chwimmen auf den vor ihm platzierte­n Holger Schulz (OG Malsch) 1,75 Punkte. „Die Größenordn­ung eines Messfehler­s“, erklärt Sander: „Aber so ist das eben. Die Zeiten waren super, ich bin voll zufrieden.“Gold gewinnt Dominik Tielsch ( Weimar). Außerdem hat Sander gleich mehrere Gründe, mit der Veranstalt­ung zufrieden zu sein. Über 100 Meter mit Flossen schwimmt er in 52,01 Sekunden einen neuen deutschen Rekord, im Mannschaft­swettbewer­b gelingt seiner Mannschaft der zweite Platz hinter der OG aus Malsch. Stolz meint Sander: „Ich glaube, die Leute haben gesehen, dass das kleine Saarland so etwas stemmen kann.“

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FOTO: PETER FRANZ Andreas Monstadt von der DLRG-Ortsgruppe Sulzbach schleppt eine Puppe durchs Becken.

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