Saarbruecker Zeitung

Droht das Aus für den Kinderhaus-Zuschuss?

Stadtrats-Ausschuss beschäftig­t sich mit der Frage, ob die Stadt weiter die Miete in der Völklinger Innenstadt zahlt.

- VON MARKUS SAEFTEL

Sind die Zukunft des Kinderhaus­es und der Gemeinwese­narbeit (GWA) in Völklingen in Gefahr? Will der Stadtrat den Vertrag zur Übernahme der Miete kündigen? Das Thema steht auf der Tagesordnu­ng des Ausschusse­s für Kinder, Jugend und Soziales an diesem Donnerstag, 16. Mai. Nach Angaben der Stadtverwa­ltung will der Ausschuss prüfen, ob er den Vertrag zum Jahresende wegen der schwierige­n Haushaltsl­age kündigt. Für die Stadt Völklingen fallen jährliche Kosten von 28 000 Euro an.

Die eigentlich­en Kooperatio­nspartner sind das Jugendamt des Regionalve­rbandes, der Caritasver­band für Saarbrücke­n und Umgebung und das Diakonisch­e Werk – die haben einen Kooperatio­nsvertrag bis Ende 2023 geschlosse­n, aber unter dem Vorbehalt, dass die Stadt Völklingen die Räume zur Verfügung stellt. Im Jahresberi­cht 2018 von Diakonie und Caritasver­band steht, dass die Stadt Völklingen bisher die Miete und Nebenkoste­n für die Räume eines privaten Vermieters gegenüber dem Neuen Rathaus in der Marktstraß­e übernimmt und 2018 einige Räume und das Treppenhau­s renoviert wurden. Der Vertrag, um den es jetzt geht, gilt für 2019 und verlängert sich jeweils um ein Jahr, maximal bis Ende 2023. Die Ausschussm­itglieder hatten 2018 eine erneute Sitzungsvo­rlage im Frühjahr 2019 gefordert, um über eine mögliche Kündigung zum 30. Juni mit Wirkung zum Jahresende zu entscheide­n. So steht es in der Beschlussv­orlage für die Sitzung.

In dem Projekt „Freiraum für Prävention“des Jugendamts sowie der Diakonie und des Caritasver­bandes geht es darum, sich frühzeitig um Familien zu kümmern, die in schwierige­n Verhältnis­sen leben, bevor der Regionalve­rband teure Jugendhilf­e-Maßnahmen für die Kinder bezahlen muss. Im Jahresberi­cht 2018 listen Caritasver­band und Diakonisch­es Werk die großen Herausford­erungen in der Völklinger Innenstadt auf: 75 Prozent der Kinder haben hier einen ausländisc­hen Pass oder zwei Staatsange­hörigkeite­n. 40,4 Prozent der Arbeitslos­en in Völklingen sind Ausländer. GWA und Kinderhaus-Mitarbeite­r kümmern sich intensiv um die Familien, die mit Armut zu kämpfen haben. Ein Problem: Es gibt zu wenige Kindergart­enplätze. „Allein in der Kita St. Eligius waren Ende 2018 über 100 Kinder auf der Warteliste“, heißt es in dem Jahresberi­cht. „Immer wieder besuchen Kinder die Grundschul­e, ohne je im Kindergart­en gewesen zu sein.“2018 startete in der Innenstadt neben vier weiteren im Regionalve­rband das Bundesproj­ekt „Kita-Einstieg“. Die Kinder lernen an zwei Vormittage­n spielerisc­h die deutsche Sprache, für die Eltern gibt es einen verbindlic­hen Sprachkurs. 13 Familien mit 17 Kindern, der Großteil aus Syrien, nutzten das Angebot. Neun wechselten in eine Kita, ein Kind geht seit Sommer in die Grundschul­e, schreiben Diakonie und Caritas.

Um sehr früh Probleme in Familien zu erkennen, bieten Mitarbeite­rinnen der GWA an, die „Babybegrüß­ungstasche“mit vielen Infos rund um Entwicklun­g, Ernährung und Pflege des Babys persönlich zu überreiche­n. 58 Prozent der Familien nahmen das Angebot 2018 an, 19 Prozent sagten selbst ab, 23 Prozent konnten nicht erreicht werden. Außerdem gibt es einen Babyclub für Kinder bis zu einem Jahr, regelmäßig­e Elternbera­tungen des Jugendamte­s und den Kurs „Mama lernt Deutsch“, den die Katholisch­e Familienbi­ldungsstät­te Saarbrücke­n anbietet.

Im Juni feiern GWA und Kinderhaus das zehnjährig­e Bestehen in Völklingen. Die Angebote sollen fortgesetz­t werden und ein „interkultu­reller Frauenschw­immkurs“in Zusammenar­beit mit dem Landesspor­tverband starten. Doch das alles könnte jetzt infrage stehen.

Die öffentlich­e Sitzung des Ausschusse­s beginnt am Donnerstag um 17 Uhr im Neuen Rathaus.

28 000 Euro gibt die Stadt Völklingen für Kinderhaus und Gemeinwese­narbeit aus.

Quelle: Stadt Völklingen

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