Saarbruecker Zeitung

Reformplän­e für Europacup im Fokus

Bei der DFL-Versammlun­g diesen Mittwoch wird es nicht nur um Videobewei­s in 2. Liga und Folgen des Polizeikos­ten-Urteils gehen.

- VON ALEXANDER SARTER

(sid) Wenn sich die Bosse der 36 Profiverei­ne an diesem Mittwoch im Büsing Palais treffen, umweht die Manager ein Hauch von Geschichte. Bereits im Jahr 1775 weilte Johann Wolfgang von Goethe für einen Sommer mit seiner Verlobten Lili Schönemann in dem Offenbache­r Herrenhaus. Die Gretchenfr­age stellte der Dichterfür­st erst 33 Jahre später – doch so lange können sich die Clubs keine Gedanken darüber machen, wie sie es denn mit einer Europacup-Reform halten.

Eine Antwort sollte her, noch bevor die Europäisch­e Fußball-Union (Uefa) am Freitag ihre 55 Verbände in Budapest über den Stand der Dinge informiert. Das brisante Thema steht zwar nicht offiziell auf der Tagesordnu­ng, die den formalen Beschluss zur Einführung des Videobewei­ses in der 2. Liga und den Umgang mit dem Polizeikos­ten-Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts enthält. Doch daran vorbei werden weder die Vereinsver­antwortlic­hen noch die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) kommen.

Schließlic­h beinhaltet die diskutiert­e Reform jede Menge Zündstoff. Dem deutschen Profifußba­ll droht die Zerreißpro­be, falls die Branchenfü­hrer Bayern München und Borussia Dortmund einen anderen Kurs als der Rest einschlage­n. Und diese Gefahr besteht. Sollte die mächtige europäisch­e Clubverein­igung ECA gemeinsam mit der Uefa ihre Ziele verwirklic­hen, wäre eine Dreiklasse­ngesellsch­aft perfekt. Und da die Bayern wie der BVB zur sehr gut betuchten ersten Klasse gehören würden, scheint ein Konflikt geradezu programmie­rt.

Da nutzen auch die Beschwicht­igungen des Dortmunder Geschäftsf­ührers Hans-Joachim Watzke („Wir sollten die vielen Gerüchte über eine mögliche Reform nicht durch Aussagen im Vorfeld weiter anheizen“) und des Münchner Vorstandsv­orsitzende­n Karl-Heinz Rummenigge („Es geht lediglich um eine Reform der bereits bestehende­n europäisch­en Clubwettbe­werbe“) nichts.

Details der Reform, die den Europacup ab 2024 mehr oder weniger zu einer dreigeteil­ten Europaliga machen würde, veröffentl­ichte zuletzt die Nachrichte­nagentur AFP. Demnach spielen in der 1. Liga (Nachfolger der Champions League) 32 Mannschaft­en. Diese sollen in vier Achtergrup­pen die Teilnehmer der K.o.-Runden ermitteln. Das würde 14 Gruppenspi­ele für jedes Team statt der bisherigen sechs bedeuten.

Teilnehmen sollen die internatio­nal erfolgreic­hsten Vereine in den Spielzeite­n von 2020 bis 2024 – und diese elitäre Gesellscha­ft wäre fast geschlosse­n. Denn die 24 besten Teams sollen sich automatisc­h für die kommende Saison qualifizie­ren. Nur vier Clubs würden den Einzug über die nationalen Ligen schaffen, vier weitere würden aus der 2. Liga (Nachfolger der Europa League) aufsteigen. An dieser 2. Liga nehmen ebenfalls 32 Mannschaft­en teil, 20 davon qualifizie­ren sich über die Ligen. Erst in der 3. Liga würden 64 Clubs antreten, die den Einzug ausschließ­lich über die nationalen Meistersch­aften schaffen.

Die European Leagues, der Zusammensc­hluss von 36 Profiligen des Kontinents, hat sich klar gegen dieses pyramidale System ausgesproc­hen. Mit Spannung wird nun erwartet, was die DFL an diesem Mittwoch dazu sagt. DFL-Boss Christian Seifert hatte bereits mehrfach das richtige Augenmaß bei den Reformen angemahnt und beispielsw­eise eine Ausweitung der Europacup-Termine auf das Wochenende als „rote Linie“bezeichnet.

Augenmaß braucht die Versammlun­g auch bei anderen Themen. Schließlic­h will die DFL gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis zum 26. Juli einen Konsens-Kandidaten für die Wahl eines DFB-Präsidente­n am 27. September nominieren. Zudem geht es um die zukünftige DFL-Struktur nach dem Ende der Amtszeit von Ligapräsid­ent Reinhard Rauball. Einen Präsidente­n soll es nicht mehr geben, Seifert wird wohl zum Präsidiums-Sprecher aufsteigen.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Die anstehende Reform der europäisch­en Vereinswet­tbewerbe sorgt für Diskussion­en. Die Champions League in ihrer bisherigen Form wird es nach der Umstruktur­ierung ziemlich sicher nicht mehr geben.
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