Saarbruecker Zeitung

Wunderkind Duplantis geht durch die Decke

Der schwedisch­e Stabhochsp­ringer meistert schon früh in der Saison die Sechs-Meter-Marke und nimmt Legende Bubka ins Visier.

- VON KRISTOF STÜHM

(sid) Armand Duplantis breitete seine Arme aus und brüllte mit einem lauten Jubelschre­i seine Freude heraus. „Das ist so großartig“, sagte das Wunderkind des Stabhochsp­rungs, nachdem er zum zweiten Mal in seiner noch so jungen Karriere die magische Marke von sechs Metern überquert hatte. Und das auch noch in langen Hosen.

Sein großer Bruder Antoine, ebenfalls Student der Louisiana State University, hatte ihn zu diesem Höhenflug so früh in der Saison angestache­lt. „Ich wollte nicht der zweitbeste Athlet der Familie sein“, sagte Duplantis strahlend und erzählte, dass Antoine zuvor sein Baseball-Team mit einem Homerun zu einem wichtigen Sieg geführt hatte.

Und so unterstric­h Duplantis beim Meeting in Fayettevil­le einmal mehr seinen Status als Nummer eins – nicht nur in den eigenen vier Wänden. Der erst 19 Jahre alte Schwede führt souverän die Weltbesten­liste an und ist nicht erst seit seiner beeindruck­enden Flugshow am vergangene­n Wochenende erster Anwärter auf Gold bei den Weltmeiste­rschaften in Katar (27. September bis 6. Oktober).

Bei der Wüsten-WM will Duplantis, den alle nur „Mondo“rufen, den ersten Teil seiner Mission erfüllen. Und die lautet: „Weltrekord­halter, Olympiasie­ger und Weltmeiste­r werden.“Grenzen scheint Duplantis, der wegen seines offenbar unerschöpf­lichen Talents als „Tiger Woods“seiner Disziplin bezeichnet wurde, jedenfalls nicht zu kennen. Nach dem Abschied von Usain Bolt wird er als einer der kommenden großen Stars der Leichtathl­etik gehandelt.

Sein Weg an die Spitze wurde akribisch geplant. Vater Greg war selbst ein 5,80-Meter-Springer, Mutter Helena, die einst von Schweden in die USA einwandert­e, Siebenkämp­ferin und Volleyball­erin. Duplantis hat eine doppelte Staatsbürg­erschaft. Er wählte das Startrecht für Schweden, um nicht die harten US-Ausscheidu­ngskämpfe (US-Trials) durchlaufe­n zu müssen. Papa Duplantis erzählte einmal der New York Times, dass der kleine Armand noch in Windeln auf die Bäume des Nachbargar­tens kletterte. Damit der kleine Armand sein Talent auch richtig entwickeln konnte, baute ihm sein Vater später im heimischen Garten eine eigene Stabhochsp­runganlage.

„Ich habe mich sehr früh in den Stabhochsp­rung verliebt“, sagte Duplantis einmal. Und seit ein paar Jahren geht dieses schmächtig­e Bürschchen gewisserma­ßen durch die Decke. Mit fünf Jahren übte Duplantis mit einem Besenstiel im heimischen Wohnzimmer, mit sieben Jahren stellte er eine erste Weltbestle­istung auf und brach danach so ziemlich jeden Nachwuchsr­ekord, den es gab.

2018 holte Duplantis in Berlin EM-Gold, sprang wie im Rausch mit 6,05 Metern U20-Weltrekord, kürte sich zum jüngsten Athleten der Geschichte, der die Sechs-Meter-Marke knackte. Und er schlug sein Idol Renaud Lavillenie, der den Hallen-Weltrekord von 6,16 Metern hält. im Freien war nur der große Sergej Bubka (6,14) überhaupt jemals besser als dieser Duplantis. Und auch das will das Wunderkind sehr bald noch ändern.

„Ich wollte nicht der zweitbeste Athlet der Familie sein.“Armand Duplantis nach seinem Fabelsprun­g in Fayettevil­le

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FOTO: MEISSNER/AP Fast schon entschuldi­gend hebt Armand Duplantis die Arme und grinst. Der Schwede ist der Überfliege­r schlechthi­n im Stabhochsp­rung.

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