Saarbruecker Zeitung

Der Hund, der Millionen erschnüffe­lt

Er heißt „Luke“und beschnuppe­rt in staatliche­m Auftrag Passagiere. Nach Angaben des Zolls ist er deutschlan­dweit der einzige Bargeld-Schnüffler dieser Art.

- VON FRANK CHRISTIANS­EN

DÜSSELDORF(dpa) „Luke“stellt die Ohren auf und jault ungeduldig, denn er weiß: Jetzt beginnt die Arbeit, oder vielmehr: sein Lieblingss­piel. Der dreijährig­e Schäferhun­d ist nach Angaben des Zolls ein ganz besonderer Spezialist: der derzeit einzige für Kontrollen am Menschen ausgebilde­te Bargeld-Spürhund in Deutschlan­d. Seit einem halben Jahr beschnüffe­lt „Luke“im Staatsauft­rag Reisende am Düsseldorf­er Airport. Auf seinem Geschirr steht es weiß auf schwarz: Zoll.

„Such!“, befiehlt Hundeführe­rin Sabine Mohren (36). Jetzt kommt niemand mehr an „Luke“vorbei, den er nicht mit den vielen Millionen Riechzelle­n seiner Hochleistu­ngsnase einer genauen Geruchskon­trolle unterzogen hat. Das dauert nur eine Sekunde.

„Nasenarbei­t ist absolute Schwerstar­beit“, sagt Zollsprech­er Michael Walk. In seinen ersten sechs Monaten Dienstzeit habe „Luke“am Airport bereits insgesamt 1,2 Millionen Euro erschnuppe­rt. Bei 21 Passagiere­n zeigte „Luke“an, dass sie eine verdächtig große Summe Bargeld bei sich haben.

Seit 2007 müssen mehr als 10 000 Euro Bargeld beim Zoll angemeldet werden, wenn sie in die oder aus der EU gebracht werden. Damit will man Terrorfina­nzierung, Geldwäsche und Schwerkrim­inalität wie Drogenhand­el erschweren. Aber auch ein Hartz-4-Empfänger kann Probleme bekommen, wenn er mit einer größeren Summe Bargeld

Zoll-Sprecher Michael Walk von „Luke“erwischt wird. „Er kann natürlich 9990 Euro nicht von 10 000 unterschei­den, es kommt ja auch auf die Stückelung an“, sagt Mohren. Außerdem weiß er nicht, ob die von ihm angezeigte Summe ordnungsge­mäß angemeldet ist. So hatte mit den 1,2 Millionen Euro, die er bislang erschnuppe­rte, letztlich alles seine Ordnung.

Weil fast jeder Passagier Geldschein­e bei sich hat und Luke nur Summen über 10 000 Euro aufspüren soll, ist er auf dickere Geldbündel trainiert. Was er riecht, ist die spezielle Kombinatio­n der Gelddruckf­arben und des Papiers der Banknoten. Denn Geld stinkt eben doch. „Jede Währung riecht sogar anders“, sagt Mohren. Ihr Hund ist trainiert auf Euro, US-Dollar, britische Pfund und türkische Lira.

20 Minuten lang kann „Luke“die Passagiere beschnuppe­rn. Dann braucht er eine mindestens genauso lange Pause. Was ihn in die engere Wahl hat kommen lassen, sei seine geringe Aggressivi­tät, sagt Mohren. So nah an den Reisenden darf „Luke“auf keinen Fall zuschnappe­n, wenn ein Passagier eine schreckhaf­te Bewegung macht oder eine Kinderhand nach ihm greift.

Einmal im Jahr muss der Rüde zum Leistungst­est. Dann wird geprüft, ob er den Anforderun­gen noch gewachsen ist oder in Hunde-Rente muss. Mit drei Jahren ist er allerdings ein junger Zollhund. „Wir hoffen, dass er noch einige Millionen in den nächsten Jahren erschnüffe­lt“, sagt Zollsprech­er Walk.

Es gebe auch Passagiere mit so viel Angst vor Hunden, dass sie sich partout nicht an „Luke“vorbeitrau­en. „Die müssen wir dann manuell kontrollie­ren“, sagt Walk. Denn die Angst könnte ja nur vorgegauke­lt sein, um der Kontrolle zu entgehen.

Sobald „Luke“etwas erschnüffe­lt hat, bekommt er eine Belohnung: seinen leuchtend grünen Ball. Auf ihm darf er herumkauen. Ein Wurstbrot lässt ihn dagegen kalt, wenn er im Dienst ist, versichert Mohren. Bei einem Koffer voll mit getrocknet­em Fisch, den ein Reisender kürzlich aus Afrika mitgebrach­t hatte, sei er zwar sehr neugierig gewesen, habe aber nicht angezeigt. „Bei der Arbeit blendet er alles andere aus.“

„Nasenarbei­t ist absolute Schwerstar­beit.“

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FOTO: VENNENBERN­D/DPA In seinen ersten sechs Monaten hat Schäferhun­d „Luke“bereits 1,2 Millionen Euro aufgespürt.

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