Saarbruecker Zeitung

Saar-Unternehme­r fordern neues Arbeitszei­tgesetz SAARBRÜCKE­N

Arbeitgebe­r müssen Arbeitszei­ten bald genau erfassen. So verlangt es ein EU-Urteil. Kritik gibt es aus der Wirtschaft, Lob von den Gewerkscha­ften.

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(dpa/jwo/gda) Die saarländis­chen Arbeitgebe­r haben am Dienstag scharfe Kritik an einem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH) geübt. Es sei „anachronis­tisch“, dass Unternehme­n verpflicht­et werden sollen, die gesamte Arbeitszei­t ihrer Beschäftig­ten systematis­ch zu erfassen, sagte Joachim Malter, Hauptgesch­äftsführer Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände (VSU). Als Konsequenz forderte er Änderungen am deutschen Arbeitszei­tgesetz.

In Deutschlan­d werden derzeit längst nicht in allen Branchen Arbeitszei­ten genau erfasst. Laut EU-Urteil müssen künftig allerdings alle EU-Staaten dafür sorgen, dass die Arbeitgebe­r entspreche­nde Systeme einrichten.

Nach Ansicht von Malter widerspric­ht das Urteil „vollkommen der Entwicklun­g der modernen Arbeitsges­ellschaft“. Neue Modelle wie Home-Office würden auf Vertrauen basieren. Da sei es widersprüc­hlich, wenn der Arbeitgebe­r die Arbeitszei­ten nun dokumentie­ren solle. Malter forderte vor dem Hintergrun­d des Urteils, das Arbeitszei­tgesetz an die Realität anzupassen: „Wir können ein neues Modell mit einem Fokus von Vereinbark­eit von Leben und Arbeiten nicht auf einer veralteten Basis aufbauen.“

Die Saar-Gewerkscha­ften lobten dagegen das Urteil: „Es ist gut, dass Arbeitszei­t in Europa keine dokumentat­ions- und kontrollfr­eie Zone mehr ist. Der Missbrauch von Arbeitnehm­errechten wird eingedämmt“, sagte der Verdi-Bezirksges­chäftsführ­er der Region Saar/Trier, Thomas Müller. Bettina Altesleben, Geschäftsf­ührerin der DGB-Region Saar, wies Kritik der Arbeitgebe­r an dem Urteil zurück: Die Gewerkscha­fterin erwartet dadurch keine wesentlich­e Bürokratis­ierung: „Da wird es schon bald zahlreiche Apps auf dem Markt geben.“Das Urteil bringe den Beschäftig­ten in der EU das Prinzip der fairen Arbeit ein Stück näher.

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FOTO: BECKER&BREDEL VSU-Hauptgesch­äftsführer Joachim Malter kritisiert das Luxemburge­r Urteil zur Zeiterfass­ung.

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