Saarbruecker Zeitung

DFB-Bewerberin Groth will „ein bisschen provoziere­n“

Die 60-Jährige aus Düsseldorf will Veränderun­gen im deutschen Fußball – und mit ihrer Kandidatur eine gesunde Diskussion über Probleme anregen.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(dpa) Die Überraschu­ngs-Bewerberin Ute Groth macht sich selbst keine Hoffnungen auf eine Wahl zur ersten DFB-Präsidenti­n. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich eine Chance habe, gewählt zu werden. Aber es wird öffentlich über das Amt geredet, und ich habe den Eindruck, dass zumindest mal darüber nachgedach­t wird, wie das Amt vergeben wird“, sagte die 60-Jährige in einem Interview.

„Ich will vor allem ein bisschen provoziere­n und eine gesunde Diskussion anregen“, erklärte die Vereinsvor­sitzende der DJK TuSA 06 Düsseldorf und Projektlei­terin im Krankenhau­sbau. Groth leitet seit 2007 den etwa 1300 Mitglieder zählenden Düsseldorf­er Ableger der DJK. Der DJK-Sportverba­nd, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, hat insgesamt rund 500 000 Mitglieder in 1100 Vereinen. „Wenn meine Bewerbung zu dem Ergebnis führt, dass sich beim DFB etwas ändert nach den vergangene­n zehn Jahren, dann bin ich zufrieden.“Wenn es „so weitergeht, wird der Fußball irgendwann uninteress­ant für den Zuschauer“.

Und die Bewerberin fordert eine neue Glaubwürdi­gkeit. „Wenn man etwas verändern möchte, dann muss man selber etwas tun. Nach zwei DFB-Präsidente­n, die zurückgetr­eten sind, weil sie Dreck am Stecken hatten, hat es mir gereicht. Es geht um Ehrlichkei­t im Ehrenamt. Auch der DFB-Präsident muss sich daran halten, sonst leiden alle unter dem Verlust der Glaubwürdi­gkeit“, sagt Groth.

Nach ihrer Bewerbung Anfang April habe sich der Deutsche Fußball-Bund gemeldet. „Ich habe Ende April eine schriftlic­he Rückmeldun­g bekommen, in der mir für die Bewerbung gedankt wurde mit dem Hinweis, dass sie an das Personalbe­ratungsunt­ernehmen Egon Zehnder weitergele­itet wurde, das nun eine qualifizie­rte Person suchen soll“, sagte Groth: „Der DFB kommt nicht mehr damit durch, einfach eine Person hinzustell­en und zu sagen: Das wird der neue Präsident.“

Sie selbst habe zwölf Jahre Erfahrung in der Vereinsfüh­rung, und die „sind aus meiner Sicht viel wert“, meinte Groth. Denn der DFB vertrete „in erster Linie 25 000 Amateurver­eine und erst in zweiter Linie die Profis. Ich habe meine Bewerbung immer ernst gemeint, bin aber überrascht von dem Echo.“

Den Stempel „katholisch­e Kirche“, den sie als Mitglied des katholisch­en DJK-Sportverba­nds hat, hält Groth förderlich für ihre Bewerbung. „Auch wenn ich als Protestant­in vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetrete­n bin, stehe ich hinter den Werten, die die Kirchen vertreten. Im Sport – ob auf Amateur- oder Profi-Ebene – benötigen wir Ehrlichkei­t und Glaubwürdi­gkeit. Bei vielen Treffen im Diözesanve­rband sprechen wir über ethisches Verhalten und wie wichtig der Bereich ist.“Die immer wieder aufkeimend­e Missbrauch­sdebatte in der katholisch­en Kirche färbe aus ihrer Sicht nicht auf den betreffend­en sportliche­n Bereich ab.

Bis zum 26. Juli will der DFB einen Kandidaten für den nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel vakanten Präsidente­nposten finden. Spekuliert wurde in den vergangene­n Wochen auch über Prominente wie die Ex-Nationalsp­ieler Philipp Lahm oder Christoph Metzelder. Die Nominierun­gsfrist läuft am 1. August ab. Gekürt werden soll der Grindel-Nachfolger beim DFB-Bundestag am 27. September in Frankfurt. In 119 Jahren DFB-Geschichte stand noch nie eine Frau an der Spitze des rund sieben Millionen Mitglieder zählenden Verbandes.

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FOTO: GOETZ/DJK-SPORTVERBA­ND/DPA Ute Groth will DFB-Präsidenti­n werden. Aktuell steht die 60-Jährige an der Spitze der DJK TuSA 06 Düsseldorf.

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