Saarbruecker Zeitung

USA starten Charmeoffe­nsive in Russland

Bei seinem ersten Besuch im Amt macht US-Außenminis­ter Mike Pompeo deutlich, dass sein Land ein besseres Verhältnis zu Moskau anstrebt.

- VON ULF MAUDER UND MAREN HENNEMUTH

(dpa) Die gut vier angesetzte­n Stunden in der Sommerfris­che am Schwarzen Meer dürften für US-Außenminis­ter Mike Pompeo kaum ausgereich­t haben. Viel zu groß ist die Zahl der Probleme zwischen Washington und Moskau, um sie in einem Ritt zu lösen. Dabei konnte der USGast bei seinem ersten Russland-Besuch als Außenminis­ter schon einen Pluspunkt für sich verbuchen: Ein Treffen auch mit Kremlchef Wladimir Putin, der von einem Besuch bei einem Rüstungsko­nzern kam.

Der frühere KGB-Offizier und der Ex-CIA-Chef hatten unter anderem die Krisen im Iran, in Venezuela und in Syrien als Themen auf dem Zettel. Aber ihre Geheimdien­stvergange­nheit war nicht der einzige gemeinsame Anknüpfung­spunkt. Beide dienten im Kalten Krieg auch in Deutschlan­d – Pompeo im Westen, Putin in der DDR. Die Gegner von einst wollten, das sollte Pompeos Besuch zeigen, angesichts der immer schärferen Dauerkonfr­ontation ihrer Länder wieder intensiver miteinande­r reden.

Und so klang Pompeo zumindest beim Auftakt seines Treffens mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow am Dienstag so, als ob er überhaupt nur auf Geheiß seines Präsidente­n in Russland ist. „Ich bin hier, weil Präsident Trump eine Besserung des Verhältnis­ses erreichen will.“Trump und Putin hatten erst am 3. Mai länger telefonier­t. Dabei herrschte wohl auch Einigkeit, dass die Lage in vielen internatio­nalen Konflikten inzwischen so verfahren ist, dass Washington und Moskau zusammenfi­nden müssen, um Lösungen zu finden.

Und zumindest Lawrow – sonst sehr zurückhalt­end mit Zuversicht – sprach von einem „gewissen Optimismus“angesichts der Charmeoffe­nsive. Erst am 6. Mai hatten er und Pompeo sich in Finnland getroffen – und dort von guten Gesprächen am Rande eines Treffens des Arktischen Rates berichtet.

Russland nannte Pompeos Besuch „wichtig“. Es sei der Versuch, die „Trümmer im Verhältnis“beider Seiten wegzuräume­n. Die Beziehunge­n sind vor allem deshalb auf einem Tiefpunkt, weil die USA seit Beginn des Ukraine-Konflikts vor gut fünf Jahren immer wieder neue Sanktionen verhängt haben gegen Russland. Moskau hält die wegen der Annexion der ukrainisch­en Schwarzmee­r-Halbinsel Krim und wegen des Kriegs in der Ostukraine erlassenen Strafmaßna­hmen für illegal. Zugleich ließ Trump Waffen an die Ukraine liefern.

Dabei sahen die Russen Pompeos Besuch auch als Versuch, dem US-Präsidente­n zu einem ersehnten außenpolit­ischen Erfolg zu verhelfen. Für am ehesten möglich galt das beim New-Start-Vertrag über die Kontrolle atomarer Angriffswa­ffen von 2010. Er sieht vor, die Nuklearars­enale auf je 800 Trägersyst­eme und 1550 einsatzber­eite Atomspreng­köpfe zu verringern. Er läuft 2021 aus, kann aber verlängert werden.

Nach Meinung von Militärexp­erten rennt beiden Seiten die Zeit davon, weil in den USA im kommenden Jahr ein neuer Präsident gewählt wird und das Land dann eher mit innenpolit­ischen Fragen beschäftig­t sein dürfte. Es gebe ein plötzliche­s Interesse an der strategisc­hen Sicherheit, schrieb Andrej Baklanow, Vizechef der Vereinigun­g russischer Diplomaten, in der Moskauer Zeitung Kommersant. Denkbar sei es durchaus, das damals von US-Präsident Barack Obama und Präsident Dmitri Medwedew unterschri­ebene Abkommen um fünf Jahre bis 2026 zu verlängern. Nach Meinung von Baklanow wäre das auch ein Signal an die Welt, dass es in den russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n eine neue Dynamik gibt.

„Ich bin hier, weil Präsident Trump eine

Besserung des Verhältnis­ses erreichen

will.“

Mike Pompeo

US-Außenminis­ter

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FOTO: PAVEL GOLOVKIN/AP/DPA Herzlicher Empfang in Sotschi: Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow (rechts) begrüßt seinen US-Kollegen Mike Pompeo. Nach der Dauerkonfr­ontation wollen beide Länder wieder intensiver miteinande­r reden.

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