Saarbruecker Zeitung

Miete wird im Saarland zum Schuldenri­siko

Steigende Mieten, teures Öl, hohe Stromkoste­n. Zunehmend können Menschen im Saarland diese Belastunge­n nicht mehr tragen.

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(dpa/SZ) Steigende Mieten und Nebenkoste­n werden auch im Saarland zunehmend zum Einstieg in die Schuldenfa­lle. Das sagt Matthias Wafzig, Schuldnerb­erater bei der Verbrauche­rzentrale des Saarlandes, der SZ. „Mieten und Energiekos­ten sind die Bereiche, bei denen die Betroffene­n kaum Spielraum haben.“Wenn diese erdrückend hoch seien, komme es immer häufiger zu einer Überschuld­ung in anderen Bereichen, so Wafzig

Im Saarland liege die Miete zunehmend über 30 Prozent des Haushaltse­inkommens, sagt Wafzig. Bis zu diesem Wert – inklusive Nebenkoste­n – gilt nach Auffassung der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böcker-Stiftung Wohnraum als bezahlbar. Doch „teilweise hören wir von Mieten, die mehr als 50 Prozent des Einkommens betragen“, sagt Wafzig.

Die „Schuldenfa­lle Miete“ist auch Thema bei der Jahrestagu­ng der Bundesarbe­itsgemeins­chaft Schuldnerb­eratung in Erfurt. „Menschen, die ohnehin Schulden haben, sind von hohen Wohnkosten ganz besonders benachteil­igt“, sagt deren Geschäftsf­ührerin Ines Moers. Bei der Tagung legte die Arbeitsgem­einschaft eine Reihe von Forderunge­n an Politik und Vermietung­sgesellsch­aften vor. So soll die Vergabe mietpreisg­ebundener, staatlich geförderte­r Sozialwohn­ungen nicht mehr von der Vorlage einer Auskunft zur Kreditwürd­igkeit abhängig gemacht werden. Wer einen negativen Schufa-Eintrag habe, lande sonst zwangsläuf­ig im Abseits. Deutschlan­dweit gilt fast jeder zehnte als überschuld­et. Das heißt, die Zahlungspf­lichten sind auf Dauer höher als das Einkommen.

Saar-Schuldnerb­erater Wafzig sieht die hohen Miet- und Energiekos­ten gerade bei älteren Menschen als kritisch an. „Sie sind es gewohnt, alles zu bezahlen und ihre Not still zu erleiden“, sagt er. Sie verzichtet­en aufs Einkaufen oder Heizen, statt um Hilfe zu bitten. Er vermutet, dass bei diesen Menschen das Armuts- und Schuldenpr­oblem dramatisch werden kann.

Teilweise machen Mieten über 50 Prozent des Einkommens aus.

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