Saarbruecker Zeitung

Der nächste Brexit-Krimi im Unterhaus steht bevor

Mit einem Verfahrens­trick will sich die britische Premiermin­isterin doch noch die Zustimmung des Parlaments zum Austrittsa­bkommen mit der EU sichern. Ob das gelingt, ist zweifelhaf­t.

- VON CHRISTIANE OELRICH UND ALICE RITCHIE Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Manuel Görtz

(dpa/afp) Drei krachende Niederlage­n, aber Theresa May will es trotzdem noch einmal wissen: Die britische Premiermin­isterin kündigte jetzt an, ihren Brexit-Deal zum Ausstieg aus der Europäisch­en Union über einen Umweg erneut ins Parlament zu bringen. Die Abgeordnet­en sollen in der ersten Juni-Woche nicht über das umstritten­e Austrittsa­bkommen selbst, sondern über das britische Gesetz zur Umsetzung des Abkommens abstimmen, wie ihr Sprecher nach einem Gespräch zwischen May und Opposition­sführer Jeremy Corbyn am Dienstagab­end sagte. Bei diesem Vorgehen handelt es sich um einen Verfahrens­trick, um das Thema überhaupt wieder auf die Tagesordnu­ng setzen zu können.

„Wir erreichen den Moment der Wahrheit“, sagte ein Minister der Zeitung „Times“. Der Zeitpunkt für die Abstimmung ist denkbar ungünstig: Vom 3. bis 5. Juni ist US-Präsident Donald Trump zu einem Staatsbesu­ch in London. Zudem sägen Brexit-Hardliner an Mays Stuhl und verlangen offen ihren Rücktritt.

Mit der Verabschie­dung des Gesetzes könnte die Notwendigk­eit einer separaten Zustimmung zum Brexit-Abkommen aufgehoben werden. Es ist aber unklar, ob Labour-Abgeordnet­e mit May stimmen werden. Auch der frühere Nordirland­minister und konservati­ve Brexit-Hardliner Owen Paterson kündigte am Mittwoch ein erneutes „Nein“an.

Mit der Festlegung auf ein Datum für die Parlaments­abstimmung geht May ein Wagnis ein – wenn die Abgeordnet­en den Entwurf ablehnen, kann die Premiermin­isterin in der noch bis Ende Juli laufenden Sitzungspe­riode keine weitere Abstimmung mehr ansetzen.

Die mit der EU ausgehande­lte Frist für den EU-Austritt läuft bis 31. Oktober, aber May will den Brexit vor der Sommerpaus­e des Parlaments Ende Juli über die Bühne bringen. Das ursprüngli­che Datum, der 29. März, verstrich, weil das Parlament in London dem von May ausgehande­lten Austrittsv­ertrag nicht zustimmte.

Die konservati­ve Regierungs­partei verhandelt seit gut sechs Wochen mit der Labour-Opposition über einen Ausweg aus der Sackgasse. Ziel sind Zugeständn­isse beider Seiten, damit genügend Labour-Abgeordnet­e Mays Brexit-Deal unterstütz­en und Brexit-Hardliner in der konservati­ven Partei ausgebrems­t werden. Labour will eine Zollunion, die Großbritan­nien enger an die EU bindet, aber das lehnen viele konservati­ve Abgeordnet­e kategorisc­h ab. Auch die nordirisch­e DUP, die Mays Minderheit­sregierung stützt, ist gegen den Deal.

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FOTO: GRANT/DPA Die britische Premiermin­isterin Theresa May gibt ihren Brexit-Deal immer noch nicht auf.

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