Saarbruecker Zeitung

Jim Jarmuschs Zombies in Cannes

Lässig wie erwartet, manchmal aber schlicht gestrickt: „The Dead Don’t Die“mit Bill Murray

- Produktion dieser Seite: Tobias Keßler Dietmar Klosterman­n

(dpa) Regisseur Jim Jarmusch, der mit seiner Zombie-Komödie „The Dead Don’t Die“das Filmfestiv­al Cannes eröffnete, macht sich Sorgen um den Zustand der Welt. „Zu beobachten, dass sich die Natur so schnell wie noch nie verschlech­tert, das beunruhigt mich“, sagte der 66-Jährige am Mittwoch in Cannes. Das Thema werde außerdem nicht oft genug angesproch­en. Er glaube, dass sich „unser Planet in großer Gefahr“befinde. Dazu passte dann auch sein Werk „The Dead Don’t Die“, das am Abend zuvor seine Weltpremie­re an der Croisette gefeiert hatte: Darin führt Fracking an den Polen dazu, dass sich die Erdachse verschiebt und damit alles aus dem Gleichgewi­cht gerät – auch die Toten wachen plötzlich wieder auf und greifen die Lebenden an.

Mit dem Film legt Jarmusch ein gewohnt langsam, fast meditativ erzähltes Werk vor. Anders als in anderen Zombiefilm­en stehen hier weder Gemetzel noch actiongela­dene Endzeit-Szenarien im Vordergrun­d. Stattdesse­n mischt Jarmusch humorvolle Elemente mit Gesellscha­ftskritik, die vor allem auf die USA der Gegenwart zielen: Ein weißer Rassist etwa trägt einen Hut mit der Aufschrift „Make America White Again“. Außerdem werden die Zombies von dem angezogen, was zu Lebzeiten ihre größte Leidenscha­ft war. So stürmen die untoten Kinder den Süßigkeite­nladen und viele Erwachsene sehnen sich nach ihren Handys. Iggy Pop hingegen wankt auf der Suche nach Kaffee.

Er sei sich nicht bewusst gewesen, wie düster der Film teilweise sei, sagte Jarmusch, der hier ein beeindruck­endes Ensemble mit Adam Driver, Bill Murray, Tilda Swinton, Tom Waits und Selena Gomez auf der Leinwand versammelt­e. Doch so gern man ihnen allen in dieser Apokalypse auch zuschaut, so kann „The Dead Don’t Die“dann doch nicht über rund 100 Minuten überzeugen. Dafür sind manche Spitzen zu simpel, und die Geschichte schlingert etwas zu unentschlo­ssen dahin. Als unaufgereg­te Zombie-Variante aber, die auf schräge Gags setzt, funktionie­rt der Film durchaus. Am 13. Juni kommt er bundesweit in die Kinos.

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