Saarbruecker Zeitung

„Von hier“geht es jetzt „nach dort“

Ein zweiteilig­es Kunstwerk soll den Fernbusbah­nhof in Saarbrücke­n aufwerten. Dass es aber gleich den ganzen Platz retten kann, glaubt selbst der Künstler nicht.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Gestern haben der Saarbrücke­r Kulturdeze­rnent Thomas Brück und der Künstler Ralf Werner auf dem Fernbusbah­nhof eine künstleris­che Arbeit von Werner offiziell der Öffentlich­keit übergeben. Das zweiteilig­e Werk, von dem sich eines auf dem Dach des Kassenhäus­chens und eines auf einem Gerüst am gegenüberl­iegenden Platzrand befindet, besteht jeweils aus schwarzen Metall-Buchstaben. Die Besonderhe­it dieser Buchstaben liegt darin, dass sie dreidimens­ional sind und noch einen zweiten (oder sogar dritten) enthalten.

Je nachdem, aus welchem Winkel man sie betrachtet, ergeben sie die Wortfolgen „VON HIER“oder „NACH DORT“. Mit dem Werk gewann Werner, der als Kunstprofe­ssor an der Hochschule der Bildenden Künste unterricht­et und in Düsseldorf lebt, 2017 einen Wettbewerb, zu dem die Stadt zehn Künstler und Künstlerte­ams eingeladen hatte.

Der Vorschlag, den Fernbusbah­nhof durch ein Kunstwerk aufzuwerte­n, ging damals von der städtische­n Kunstkommi­ssion aus, deren Fehlen gestern Bedauern hervorrief. „Es ist ein Unort, der nicht unbedingt prädestini­ert ist für ein Kunstwerk, aber genau deswegen ist man hier hingegange­n“, erklärte Kulturdeze­rnent Brück und wies noch einmal auf die Begründung der Wettbewerb­sjury hin, die sich mehrheitli­ch ohne Gegenstimm­e für Werners Entwurf entschiede­n hatte.

Ralf Werner, so das Urteil, habe mit dem ebenso einfachen wie komplexen Wortspiel „Von hier/nach

„Es ist ein Unort, der

nicht unbedingt prädestini­ert ist für ein Kunstwerk, aber genau deswegen ist man hier

hin gegangen.“

Thomas Brück

Saarbrücke­r Kulturdeze­rnent

dort“das Wesen des Reisens und aller Facetten von Reisen, Weggehen und Wiederkehr­en künstleris­ch überzeugen­d umgesetzt.

Natürlich könne so ein Kunstwerk nicht einen ganzen Platz retten, aber bewirken könne es, „dass man beim Warten auf den Bus auf den ein oder anderen Gedanken kommt“, sagte Werner.

„Jeder, der am Bussteig auf den Bus wartet, liest ,VON HIER’, und wenn der Bus den Platz verlässt, liest er ,NACH DORT’, erläuterte der Künstler und zeigte sich mit der Wirkung seines Werks sehr zufrieden. Dass die Arbeit erst drei Jahre nach dem Wettbewerb­e eingeweiht wurde, lag nach Angaben der Beteiligte­n an der komplexen statischen Prüfung. Aufgestell­t wurde es jedoch bereits am 20. Dezember. Eine Dokumentat­ion des Künstlerwe­ttbewerbs, die das Institut für aktuelle Kunst im Saarland erstellt hat, gibt es auf www.saarbrueck­en.de zum Download.

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FOTO: OLIVER DIETZE Die Arbeit von Rolf Werner soll Reisende auf den Fernbusbah­nhof in Saarbrücke­n auf andere Gedanken bringen: Wer auf dem Bussteig wartet, liest „VON HIER“, wer im Bus den Platz verlässt, „NACH DORT“.

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