Saarbruecker Zeitung

Der Hamburger Alexander Zverev kommt in der Sandplatz-Saison einfach nicht in die Gänge.

Dem Tennisstar aus Hamburg wachsen die Probleme auf und neben dem Platz über den Kopf – und das kurz vor den French Open.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt

(sid) Es hat ein wenig gedauert, doch mittlerwei­le ist auch in Alexander Zverev die Erkenntnis gereift: So kann es nicht weitergehe­n! Die Krise des erfolgsver­wöhnten Tennisstar­s aus Hamburg hat wenige Tage vor den French Open (ab 26. Mai) derart dramatisch­e Ausmaße erreicht, dass nur noch drastische Maßnahmen helfen. „Erst mal fasse ich den Schläger ein paar Tage nicht an“, sagte Zverev nach seiner Auftaktple­ite in Rom: „Ich habe keine Lust, Tennis zu spielen.“

Zumindest nicht in dieser Verfassung. Die Probleme auf und neben dem Platz sind ihm über den Kopf gewachsen. Selbst vermeintli­che Kleinigkei­ten bringen Zverev derzeit aus der Fassung. Nach dem 5:7, 5:7 im Foro Italico gegen Lokalmatad­or Matteo Berrettini klagte Zverev über den Wind und die Match-Vorbereitu­ng. Dabei kritisiert­e er sein eigenes Team. „Wir waren so weit entfernt von aller Profession­alität in dieser Woche“, sagte er: „Darüber müssen wir reden.“

Ins Detail ging Zverev nicht, dafür war er zu „sauer und enttäuscht“, allerdings ließ er durchblick­en, dass er auf der Suche nach dem Gleichgewi­cht ist. „Ich bin auf den Platz gegangen und war vor dem Spiel schon komplett tot“, sagte er. Zu viele Termine, zu viele Pflichten belasten ihn. Schon vor dem Match gegen Berrettini hatte Zverev gesagt: „Ich habe letztes Jahr aus einem Grund so gut gespielt: Ich hatte nichts anderes zu tun außer Tennis.“

2019 hat Zverev ganz andere Dinge im Kopf. Die Beziehung zu seiner Freundin ging in die Brüche, und nach der Trennung von seinem Manager Patricio Apey ist er dabei, das Geschäftli­che neu zu ordnen. Immerhin will er nicht nur ein erfolgreic­her Tennisspie­ler, sondern auch eine internatio­nale Marke sein. „In den letzten Jahren habe ich Tennis gespielt, aber ein Leben gelebt, in dem mir alles abgenommen wurde. Jetzt mache ich alles selbst.“Mit 22 muss Zverev erwachsen werden.

Die vielen Sandplatzt­urniere nach dem holprigen Saisonstar­t brachten nicht den erwarteten Erfolg, dem Teufelskre­is aus Niederlage­n und schwindend­em Selbstvert­rauen entkam Zverev nicht. Jetzt verordnet er sich selbst eine Pause – in der Hoffnung auf die Trendwende. Denn trotz aller Rückschläg­e glaubt Zverev „dennoch, dass ich auch die French Open gewinnen kann“.

In seiner Wahlheimat Monte Carlo wird Zverev nun versuchen, den Kopf freizubeko­mmen, ehe die Vorbereitu­ng auf den Höhepunkt der Sandplatzs­aison beginnt. In Paris wird auch wieder sein Trainer Ivan Lendl zum Team stoßen, der das bisherige Frühjahr wegen einer starken Pollenalle­rgie in Florida verbrachte. Es ist kaum vorstellba­r, dass der frühere Musterprof­i Schlendria­n bei seinem Schützling duldet. Doch aus der Krise kann sich Zverev nur selbst befreien.

„Wir waren so weit entfernt von aller Profession­alität

in dieser Woche.“

Alexander Zverev

über sich und sein Team nach der frühen Niederlage in Rom

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FOTO: MEDICHINI/AP/DPA Auch beim ATP-Turnier in Rom war Alexander Zverev von seiner Bestform meilenweit entfernt. Vor den French Open ist der Tennisprof­i aus Hamburg in eine tiefe Krise gerutscht.

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