Saarbruecker Zeitung

Der Weg nach Tokio führt über Riegelsber­g

Die Saar-Ringer haben bei den deutschen Freistil-Meistersch­aften am Wochenende ein Heimspiel. Gennadij Cudinovic steht im Fokus.

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Abend-Training in der Ringerhall­e am Olympiastü­tzpunkt im Saarbrücke­r Stadtwald. Während die griechisch-römisch-Athleten eine heftige Krafteinhe­it absolviere­n, stehen für die Freistiler Technikübu­ngen im Mittelpunk­t. Die genaue Dosierung der Inhalte ist wichtig, schließlic­h stehen an diesem Samstag und Sonntag die deutschen Meistersch­aften in der Riegelsber­ghalle auf dem Programm.

„Eine Meistersch­aft vor der Haustür mit den eigenen Fans im Rücken ist noch mal ein ganz besonderer Ansporn“, sagt Gennadij Cudinovic. Das 25-jährige Mitglied der Sportförde­rgruppe der saarländis­chen Polizei wurde vom Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) gerade für die Europaspie­le vom 21. bis 30. Juni in Minsk nominiert. Cudinovic gehört zu den saarländis­chen Sportlern, die eine Olympia-Perspektiv­e für Tokio 2020 haben.

„Die deutschen Meistersch­aften sind dieses Mal sehr wichtig. Die Bundestrai­ner werden genau hinschauen. Es geht auch um die Nominierun­gen für die Weltmeiste­rschaft im September in Kasachstan“, sagt Cudinovic, der für die kommende Bundesliga-Saison vom KSV Köllerbach zum AC Heusweiler gewechselt ist. Die WM im Herbst ist diesmal auch ein Qualifikat­ionsturnie­r für die Olympische­n Spiele. Die ersten fünf Plätze bedeuten ein sicheres Ticket. „Das wird verdammt schwer, weil viele starke russische Athleten mittlerwei­le für andere Nationen an den Start gehen. Damit ist die Konkurrenz noch größer. Aber vorher Aufgeben ist keine Option“, sagt Cudinovic.

In den letzten beiden Wochen hat er gemeinsam mit Mannschaft­skollege Nico Zarcone und Andrij Shyyka an einem Trainingsl­ager im russischen Machatschk­ala teilgenomm­en. Shyyka steht mit 38 Jahren vor seinen vielleicht letzten nationalen Titelkämpf­en, gehört bereits zum Trainersta­b des Saarländis­chen Ringerverb­ands (SRV). „Er ist der Grund, warum ich überhaupt wettbewerb­sfähig bin“, sagt Cudinovic über einen „Trainer, Freund und Vorbild. Seine Konkurrent­en sollten sich am Wochenende in Acht nehmen.“

Das entspricht Shyykas Philosophi­e. „Kämpfe werden im Kopf gewonnen. Und der Gegner soll ruhig Angst haben“, sagt der Köllerbach­er lachend. Dann plaudert er von den jüngsten Trainingse­indrücken: „In Russland ist Ringen halt Volkssport. Da sind nachmittag­s 200 Kinder in der Halle. Da gibt es in jeder Gewichtskl­asse ein Dutzend starker Trainingsp­artner. Dagegen ist das, was wir hier machen, fast schon Hobbysport. Es war sehr interessan­t, du kannst dir immer irgendetwa­s abschauen.“

Cudinovic und Zarcone (er wird bei der DM in der Klasse bis 65 Kilo an den Start gehen) hatten Sonderurla­ub, Shyyka wurde vom Arbeitgebe­r, der Forensik in Merzig, für die Trainingsm­aßnahme freigestel­lt. Alle drei wollen dies mit Titeln zurückzahl­en, auch wenn man sich mit klaren Ansagen zurückhält. „Ich gehe immer auf die Matte, um zu gewinnen. Die Jungen müssen mich erst mal schlagen“, sagt Shyyka, der bereits sechs Mal deutscher Meister war: „Im Mittelpunk­t stehen aber die anderen. Unsere Jungs sollen den nächsten Schritt machen.“

In der Klasse bis 98 Kilo bahnt sich für Cudinovic dabei eine echte Herausford­erung an. Nationalma­nnschaftsk­ollege Eric Thiele wird die Standortbe­stimmung in Riegelsber­g ebenso nutzen wollen wie die beiden Mainzer Georg Stark und Wladimir Remel. „Die sind alle für den Sieg gut“, sagt Cudinovic, wohl wissend dass sein Weg nach Tokio über die Riegelsber­ghalle führen muss. „Es ist mein Ziel – auch wenn ich 2024 sicher auch noch nicht zu alt sein werde.“

„Olympia 2020 ist mein

Ziel – auch wenn ich 2024 sicher auch noch nicht zu alt sein werde.“

Gennadij Cudinovic

Ringer des AC Heusweiler

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FOTO: SCHLICHTER Freistil-Ringer Gennadij Cudinovic fiebert seinem Heimspiel entgegen, den deutschen Meistersch­aften in Riegelsber­g.

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