Saarbruecker Zeitung

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Das Fach Systems Engineerin­g an der Saar-Uni vermittelt im Bachelor- und Masterstud­ium Kenntnisse in Natur- und Ingenieurw­issenschaf­ten.

- VON MARKO VÖLKE

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(mv) Von wegen graue Theorie: Im Fach Systems Engineerin­g werden die Studierend­en an der Saar-Universitä­t nicht nur zu Konstrukte­uren ausgebilde­t, sondern fahren auch Rennautos. Im Projekt „Saar-Racing-Team“planen sie den Bau des Fahrzeugs zunächst. Dann bestellen sie die dazu benötigten Teile, bauen den Wagen zusammen und testen ihn. Anschließe­nd drehen sie damit ihre Runden. Der Bachelor-Studiengan­g bietet einen interdiszi­plinären Ansatz, um komplexe technische Systeme zu entwickeln und realisiere­n.

Zu den in diesem Fach aktuell 281 eingeschri­ebenen Studierend­en gehört auch Iklim Uzun. Eigentlich wollte sie Physik studieren, doch das Fach war der Völklinger­in zu theoretisc­h. Zudem könne man damit – zumindest im Saarland – oft nur Lehrer werden, überlegte sie. „Ich wollte deshalb lieber etwas mit Forschung machen“, sagt die 23-Jährige. Mit dem Studiengan­g Systems Engineerin­g hat sie schließlic­h die für sie passende Mischung aus Naturwisse­nschaft und Ingenieurs­wesen gefunden.

Auch Oliver Brieger, der in Nordhorn in Niedersach­sen aufgewachs­en ist, war schon zu Schulzeite­n von Physik begeistert. Nach drei Jahren in diesem Fach beschloss der heute 27-Jährige zu wechseln.

Ihre Entscheidu­ng, Systems Engineerin­g zu belegen, haben beide nie bereut. Im Gegenteil, sie seien überrascht, wie viele Möglichkei­ten der Studiengan­g biete. Die Anzahl ihrer Kommiliton­en sei überschaub­ar, die Lehr-Veranstalt­ungen nicht überfüllt. Brieger sagt: „Die Professore­n kennen einen beim Namen. Wir können auch eigene Interessen äußern.“Das sei sogar erwünscht. Inzwischen sei man fast zu einer kleinen Familie geworden, ergänzt Iklim Uzun.

„Auf jeden Fall sollte man Matheund Physik-Kenntnisse besitzen“, sagen die beiden zu den Voraussetz­ungen für das Studium. Sehr wichtig sind nach ihrer Auffassung zudem Disziplin, Fleiß und Energie. Auch Spaß und Begeisteru­ng für das Fach dürften nicht fehlen. Zunächst eignen sich die Studien-Anfänger Grundkennt­nisse in den Bereichen Physik, Mathematik und Elektrotec­hnik an. Anschließe­nd erwerben sie vertiefend­e Kenntnisse im Maschinenb­au, der Elektro- oder in der Mikrosyste­m-Technik. Die Regelstudi­enzeit im Bachelor-Studiengan­g von drei Jahren einzuhalte­n, sei „sehr sportlich“, wissen Uzun und Brieger. Es sei aber auch kein Problem, wenn man sich dafür etwas mehr Zeit lasse und dafür viel praktische Erfahrung vorweisen könne.

Um diese zu erwerben, gebe es an der Saar-Uni viele Möglichkei­ten. So werden zum einen Praktika und Projekte angeboten. Brieger zum Beispiel hat dabei mit Kommiliton­en eine intelligen­te Unfall-Kamera entwickelt, die sich einschalte­t, wenn ein Fahrzeug beschädigt wird und die Geschehnis­se aufzeichne­t. Ihre Erfindung haben sie in München bei einem Fach-Kongress vor 100 Leuten vorgestell­t. Zudem hat er an einem Studien-Austausch-Programm in Portugal teilgenomm­en.

„Man kann natürlich auch durch das Studium kommen, ohne einen Draht zu löten“, sagen die beiden, die inzwischen den Masterstud­iengang absolviere­n. Doch die praktische­n Erfahrunge­n würden oft dabei helfen, das Gelernte besser zu verstehen. Das hat auch Uzum festgestel­lt. Parallel zu einer Vorlesung zum Thema Schalttech­nik wurde ihr gezeigt, wie ein Verstärker zusammenge­baut wird. Zudem arbeiten beide als Hilfskräft­e am Lehrstuhl für Messtechni­k von Professor Andreas Schütze. „Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig und spiegeln den Studiengan­g wider“, sagt Brieger. Ihre Aufgaben reichen von der Daten-Verarbeitu­ng und Auswertung über das Zusammenba­uen der Elektronik bis zum Einsatz als Tutoren bei Übungen.

Die Nachfrage nach Absolvente­n ist laut Angaben der Saar-Uni momentan wie in absehbarer Zukunft sehr hoch. Das kann auch Brieger bestätigen: „Der Übergang zum Beruf ist unproblema­tisch.“Dazu würden auch die Praxis-Kontakte, die man schon während des Studiums knüpft, beitragen. Zudem sei es möglich, die Abschlussa­rbeiten in Unternehme­n zu schreiben. Brieger mag dagegen die Forschung und möchte nach seinem Master an der Saar-Uni promoviere­n. „Ich würde lieber Industriel­uft schnuppern“, sagt Uzun. Sie kann sich gut vorstellen, in der Forschung und Entwicklun­g eines Unternehme­ns zu arbeiten.

Zurzeit ist die Saarländer­in Mentorin für eine 16-Jährige. Im Rahmen eines MINT-Förder-Programmes möchte sie die Abiturient­in bestärken, in ihre Fußstapfen zu treten. Dass sie zurzeit eine von nur ganz wenigen weiblichen Kommiliton­en in dem Fach ist, ist für Uzum nicht nachvollzi­ehbar: „Das Studium ist genauso gut als Frau machbar.“

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FOTO:IRIS MAURER Die 23-jährige Iklim Uzun und der 27-jährige Oliver Brieger studieren den Masterstud­iengang Systems Engineerin­g an der Universitä­t des Saarlandes. Hier prüfen sie im Gaslabor Messtechni­k eine Gasmischan­lage auf Dichtigkei­t.

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