Saarbruecker Zeitung

Einweg teurer machen

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Die Maßnahmen von Umweltmini­sterin Svenja Schulze gegen die Flut von Einwegpack­ungen und Plastikmül­l sind richtig. Nur über höhere Kosten und am Ende auch Verbote wie bei den Plastiktüt­en ist eine durchgreif­ende Besserung zu erreichen. Denn bisher sind Anbieter und Kunden in einem Bündnis der Unvernunft vereint: Geringe Produktion­skosten hier, Bequemlich­keit da. Auf der Strecke bleibt die Umwelt. Und im Fall des Wegwerfmül­ls auch der Steuerzahl­er, denn er muss den Aufwand für die Entleerung von Mülleimern und die Reinigung von Parks ganz allein tragen. Schulzes Kalkül, dass die Hersteller die geplante Zusatzbela­stung nicht komplett auf die Kunden abwälzen werden, weil der Preiswettb­ewerb hart ist, könnte aufgehen. Sie werden dann nach Alternativ­stoffen suchen, die sich leichter kompostier­en lassen.

Der Hersteller­haftung wird mit dem Vorstoß Genüge getan, aber was ist mit der Verbrauche­rverantwor­tung? Mit der jetzt geplanten Regelung könnte sogar ein gegenteili­ger Effekt eintreten: Manche Konsumente­n werden glauben, die wilde Entsorgung sei mit dem höheren Preis für Kippen, Plastikbec­her oder Fast-Food-Verpackung­en sozusagen schon mitbezahlt. Und sich umso gedankenlo­ser verhalten. Beispiele für solche unerwünsch­ten Effekte gibt es. Etwa der Anstieg der Einwegquot­e seit der Einführung der Pfandpflic­ht. Immerhin liegen Dosen und Flaschen jetzt nicht mehr in der Landschaft herum. Dafür sorgen die Armen, die sie einsammeln. Bei Plastikres­ten wird das nicht geschehen. Da helfen wohl nur höhere Bußgelder und schärfere Kontrollen. Diese Kehrseite der Medaille hat Schulze bisher noch nicht auf dem Plan. Mittelfris­tig muss es das Ziel sein, den Gebrauch solcher Artikel nicht nur teurer zu machen, sondern ihn auch zu ächten. Das Wegwerfen sowieso. Um mit der Generation Facebook zu sprechen: Disst Einweg, disst Umweltvers­chmutzer!

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