Saarbruecker Zeitung

Eine kleine Anerkennun­g, die zügig kommen muss

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Das Thema der Gratisfahr­ten für Soldaten in Uniform ist sicherlich nicht das wichtigste. Es gibt andere, die bedeutende­r sind und die die neue Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r in nächster Zeit beherzt anpacken muss. Die Personalno­t bei der Truppe, das Berater-Unwesen in ihrem Ministeriu­m und das marode Material sind die Mega-Baustellen der Oberbefehl­shaberin.

Und dennoch: Je länger der

Streit um die reichlich simpel klingende Idee des freien Benutzens der Bahn für Soldaten dauert, desto gefährlich­er wird er für AKK. Denn irgendwann könnte gefragt werden: Wenn sie das schon nicht hinbekommt, wie soll sie dann erst die tatsächlic­hen Schwierigk­eiten der Bundeswehr lösen?

AKK muss deshalb jetzt zeigen, dass sie die Schnürstie­fel anhat und nicht der Konzern, dessen Eigentümer immer noch der Bund ist. Wie wichtig dieses Thema seitens der Regierung inzwischen genommen wird, zeigt sich daran, dass die Kanzlerin ihrer Ministerin zur Seite gesprungen ist. Die blockieren­de Bahn, so viel scheint damit sicher, wird klein bei geben müssen. Nur zu welchen Konditione­n, das ist die Frage.

Das Unternehme­n hat jedenfalls im Moment den Schwarzen Peter – und (noch) nicht Kramp-Karrenbaue­r. Denn ihre Idee, die sie übrigens von der CSU übernommen hat, ist richtig und lobenswert. Es ist eine kleine Anerkennun­g für das, was die Staatsbürg­er und Staatsbürg­erinnen in Uniform leisten. Gewiss, andere erbringen auch viel für die Gesellscha­ft. Und Soldaten entscheide­n sich freiwillig für den heiklen Beruf, seit es die Wehrpflich­t nicht mehr gibt. Aber der Dienst in der Armee ist ein besonderer Friedensdi­enst, einer für

die Sicherheit des Landes und für die Demokratie. Er hat mehr Wertschätz­ung verdient.

Es hakt beim Geld. Alle anderen Probleme wie das der Buchungsko­nditionen, die die Bahn ins Feld führt, sind vorgeschob­en. Denn diese Schwierigk­eiten hat sie beispielsw­eise mit der kostenlose­n Beförderun­g von Polizisten in Uniform in allen Zügen des Fern- und Nahverkehr­s nicht. Derzeit wird von den Verhandler­n der Bahn der Vorschlag der Verteidigu­ngsministe­rin künstlich bürokratis­iert und verkompliz­iert, um vermutlich am Ende mehr an Kompensati­on zu erhalten. Doch darf man die Bahn-Vertreter in diesem Zusammenha­ng schon einmal daran erinnern, dass der Bund in den kommenden zehn Jahren viele Milliarden in das Unternehme­n steckt, um es auf Vordermann zu bringen. Da kommen die paar Millionen – wenn überhaupt – an möglichen Minderrein­nahmen durch Freifahrte­n für Soldaten in Uniform wie Peanuts daher. Mindestens sollte dieser Hinweis die Bereitscha­ft befördern, das Anliegen der Verteidigu­ngsministe­rin schnell umzusetzen.

Jetzt ist auch Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer gefordert. Er hat die politische Kommandoge­walt über die Bahn. Scheuer ist zudem CSU-Politiker und damit Vertreter der Partei, die die Ursprungsi­dee hatte. Auch er muss dem Konzern über den Aufsichtsr­at jetzt Druck machen. Im Gleichschr­itt mit AKK.

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