Der Wilde Westen liegt am Bostalsee
(frf) Der Alltagsstress ist verflogen, wenn der Freizeitindianer in die Mokassins schlüpft oder als Wochenend-Trapper über seine Büchse streichelt. Mehr als 150 Hobbyisten, davon verkörperte jede eine Rolle, trafen sich am vergangenen Wochenende zum 15. Indianer-Powwow am Bostalsee. Mal Augen zu und es könnte auch der Eriesee in Nordamerika sein, als das Fest mit dem Grand Entry (Einzugszeremonie) begann. In gekrümmter Körperhaltung setzte Napetanka, vom Stamm der Apache-Icarella, zu den Trommelschlägen einen Fuß vor den anderen. „Wir zeigen den Kriegsund den Friedenstanz“, berichtete die Rothaut.
Vor jedem Tipi konnte der Besucher am lodernden Lagerfeuer Geschichten erfahren, alles erforscht und so detailliert und originalgetreu wie die Krallen eines Bären, die ein Cheyenne-Indianer um den Hals trug. Übrigens: Die Schmöker von Schriftsteller Karl May sind in der Szene verpönt, sein Held Winnetou wird als Fälschung bezeichnet. Nicht so Trapper Tanka Mato (Großer Bär), ein Deutscher, der in Nordamerika bis zu einer Häuptlingstochter vorgedrungen ist und mit den Indianern schwunghaften Fellhandel betrieb. Im Military Camp lagerten die Nord- und Südstaatler friedlich nebeneinander. „Alles in Ordnung, der Süden ist brav, der Norden auch“, meinte Doc Sebastian Mc Fly, der im Feldhospital vergebens auf Patienten wartete. Was zur Folge hatte, das auch Totengräber Nonnenmacher ohne Betätigung blieb. Waren die Soldaten denn etwa müde vom Bürgerkrieg (1861-1865)? Generalleutnant James Longstreet, den ein Franzose aus Le Mans darstellte, einst bei der Schlacht von Gettysburg mit dabei und zapfte sich in der Offiziersmesse ein kühles Bier. Zwischendrin präsentierte die französische Ecurie de La Cantera erstmals ihre Reitkunst beim Powwow am Bostalsee. Händler und Aussteller boten alle nötigen Utensilien für den Westernfan an. In den Abendstunden verstummten die Trommel und die Countrybands Lunchbox und Louisiana machten Musik nach dem Geschmack der Line-Dancer.