Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n hat die besten Knöllchen

Auch Wegelagere­i kann bürgerfreu­ndlich funktionie­ren. Da kann man sich in der Pfalz eine dicke Scheibe von der Stadt Saarbrücke­n abschneide­n.

-

Hurra! Zwei auf einen Streich! Als ich vorige Woche den Briefkaste­n öffnete, konnte ich mich gleich über zwei „Knöllchen“auf einmal freuen – eines von der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n über zehn

Euro, das andere, doppelt so teuer, kam aus der Pfalz. Das Gute ist: Da hat man doch endlich mal einen direkten Vergleich. Und Saarbrücke­n gewinnt ganz eindeutig mit dem absolut bürgerfreu­ndlicheren Knöllchen. Die Zahlungsin­formatione­n findet man nämlich sofort, gut geordnet an einem Stück, in größerer Schrift und Fettdruck. Sogar die gefühlt tausendste­llige IBAN-Nummer ist gut zu erkennen. Das Pfälzer Knöllchen dagegen, aufgenomme­n in Kaiserslau­tern und zugestellt von einer

zentralen Stelle in Speyer, ist in Sachen Nutzerfreu­ndlichkeit ein Desaster: Die Zahlungsin­formatione­n muss man sich zusammenkl­auben, die Nummer des Verwendung­szweckes und IBAN-Nummer sind irgendwo im Fließtext versteckt und nicht mal hervorgeho­ben, was beim Abtippen am Bankautoma­ten ziemlich blöd ist.

Nur ... der Grund für das Saarbrücke­r Knöllchen lässt mich dann doch ans Auswandern in die Pfalz denken (na ja, nicht wirklich). Es war in Burbach, wo die Jakobstraß­e, vom Pfaffenkop­f kommend, in die Bergstraße (B 51) mündet. Tausende Saarbrücke­r Autofahrer, die es dort ebenfalls erwischt hat, werden jetzt schon ahnen, was kommt ... Gegenüber der Einmündung Jakobstraß­e ist auf einem Pfosten ein alter „Starenkast­en“montiert, der schon blitzt, wenn das ganz vorne an der Ampel wartende Auto etwas über die weiße Linie rollt – in einer sehr abschüssig­en Straße. Dort blitzt es ständig (am Sonntag hat es einen Autofahrer vor mir erwischt). Normalerwe­ise beschwere ich mich, nach dem Motto „selbst schuld“, nie über Knöllchen. Aber zehn Euro fürs Überrollen einer weißen Linie an einer Ampel in einer abschüssig­en Straße? Ja, geht’s noch? Da komme ich mir dann doch fast vor wie das Opfer von Wegelagere­rn – wenn auch von sehr gut organisier­ten mit bürgerfreu­ndlichen Anschreibe­n.

Ein ganz spezielles Problem ergibt sich jetzt aber auch noch für mich. Am Tag des Doppel-Knöllchens war ich zuerst am Briefkaste­n. Wie, um Himmels Willen, kann ich jetzt verhindern, dass meine viel bessere Hälfte diese Kolumne jemals zu sehen bekommt?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany