Saarbruecker Zeitung

„Wir wollen massiv aufschlage­n“

Am kommenden Freitag startet die neue Saison der Frauenfußb­all-Bundesliga. Topspiele sind künftig live bei Eurosport zu sehen.

- VON ULRIKE JOHN Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

(dpa) Sieben Wochen nach dem frühen WM-Aus der Nationalma­nnschaft in Frankreich startet die Frauenfußb­all-Bundesliga mit großen Ambitionen und neuer TV-Präsenz in die Saison. Die Freitagabe­nd-Spiele werden künftig bei Eurosport zu sehen sein. Zudem verhandelt der DFB mit der ARD, damit in der Samstag-Sportschau nicht nur Spiele der Männer von Liga 1 bis Liga 3 gezeigt werden.

Trotz der geballten Investitio­nen, die in Frankreich, England, Spanien und Italien getätigt werden, ist Siegfried Dietrich (1. FFC Frankfurt) als erfahrenst­er Manager überzeugt: „Wir haben sicherlich die stärkste Liga in Europa, auch wenn überall viel Geld ins Spiel gebracht wird.“Gleichzeit­ig räumte Dietrich mit Blick auf die WM-Enttäuschu­ng ein: „Wir sind momentan vielleicht in einer Senke drin, aus der wir ganz sicherlich mit dem Engagement, das wir zeigen, herauskomm­en.“

Der 62-Jährige soll Vorsitzend­er des neuen DFB-Ausschusse­s für die Frauen-Bundesliga werden, wenn dieser beim Bundestag des Verbandes 27. September eingeführt wird. Die Liga steht unter Zugzwang, zumal Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g bessere Bedingunge­n für die Nationalsp­ielerinnen gefordert hatte. Selbst Dietrich räumte ein, dass sie „teilweise vor sich hingepläts­chert ist“. Gleichzeit­ig droht die Abwanderun­g weiterer Nationalsp­ielerinnen, die – wie Spielmache­rin Dzsenifer Marozsan beim Champions-League-Sieger Olympique Lyon – von ausländisc­hen Clubs gelockt werden. In diesem Sommer gingen auch die Nationalsp­ielerinnen Sandra Däbritz (Paris Saint-Germain) und Leonie Maier (Arsenal WFC).

Die Bundesliga hat selbst nach Turniererf­olgen wie den WM-Triumphen 2003 und 2007 sowie nach dem Olympiasie­g 2016 nie den Schwung mitnehmen können. Seit 2013/2014 sind die Zuschauerz­ahlen rückläufig, zuletzt kamen im Durchschni­tt nur 833 Besucher. „Wir wollen die Wahrnehmun­g der Liga stärken und können da neue Schritte gehen“, sagte DFB-Direktorin Heike Ullrich bei einer Pressekonf­erenz am Montag in Frankfurt. Die Eröffnungs­partie zur 30. Spielzeit bestreiten die Ex-Meister 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam am Freitag (18.30 Uhr) im ersten Eurosport-Livespiel. Man wolle „massiv aufschlage­n“mit der Liga, so Dietrich, dessen Club von der Saison 2020/2021 an unter dem Dach von Eintracht Frankfurt spielt: „Die Profession­alisierung schreitet voran.“

Der VfL Wolfsburg geht als Double-Gewinner der vergangene­n drei Jahre in die Saison, der FC Bayern München gilt wieder als größter Konkurrent. „Wir wollen am besten alle drei Titel gewinnen. Wäre schön, wenn wir das mal wieder in der Champions League schaffen würden“, sagte Nationalto­rhüterin Almuth Schult, die wegen ihrer Schulterve­rletzung zum Auftakt fehlt.

Vor der neuen Runde sorgte der deutsche Frauenfußb­all allerdings erst mal mit einer PR-Panne für Schlagzeil­en. Die DFB-Frauen hatten ein Mannschaft­sfoto, das vor dem WM-Spiel gegen Schweden am 29. Juni aufgenomme­n worden war, veröffentl­icht mit den Zeilen: „Seit dem 29. Juni nicht mehr gesehen. Bitte teilen“. In Aufmachung und Wortwahl erinnerte das Bild an eine Vermissten­anzeige. Am 29. Juni war die DFB-Auswahl gegen Schweden ausgeschie­den. An dem Tag war auch die Schweizer Nationalsp­ielerin Florijana Ismaili bei einem Badeunfall am Comer See verunglück­t und für vermisst erklärt worden. Drei Tage später war sie tot gefunden worden. Der DFB musste sich aber am Montag auch noch mal rechtferti­gen. „Es ist sehr, sehr schade, dass ein gutes Gemeinscha­ftswerk so wahrgenomm­en wurde“, sagte Ullrich.

„Wir haben sicher die stärkste Liga in Europa.“

Siegfried Dietrich

Manager des 1. FFC Frankfurt, zur Situation der Frauenbund­esliga

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FOTO: DEINES/DPA Es ist drei Monate her,da bejubelten Lena Goeßling und Zsanett Jakabfi (von links) mit dem VfL Wolfsburg den Gewinn der deutschen Meistersch­aft. An diesem Freitag startet nun die neue Saison der Frauen-Bundesliga.

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