Saarländer und Pfälzer im Shopping-Streit am Feiertag
Geschäfte in der Pfalz profitieren davon, dass im Saarland Mariä Himmelfahrt Feiertag ist. Homburg will jetzt auch was vom Kuchen.
(dpa/gö) Der Kampf um Einkäufer hat begonnen – hier, im südwestlichsten Zipfel Deutschlands. Es geht um Mariä Himmelfahrt, das an diesem Donnerstag im sehr katholischen Saarland ein gesetzlicher Feiertag ist, aber im benachbarten Rheinland-Pfalz nicht. Von jeher fahren an diesem Tag daher viele Saarländer zum Einkaufen über die Landesgrenze. Vor allem die Geschäfte im direkt an der Grenze liegenden Zweibrücken profitieren von den saarländischen Kunden.
Doch dieses Mal soll alles anders werden. „Ihr müsst am Feiertag nicht in die Pfalz!“, heißt es frohlockend aus Homburg. „Jo, werklich!“Erstmals werde es in der Stadt mit rund 40 000 Einwohnern einen verkaufsoffenen Feiertag im Saarland geben, und zwar den einzigen an diesem Tag an der Saar.
„Wir hoffen, dass wir ein Stück vom Kuchen abbekommen“, sagt die Vorsitzende des Gewerbevereins Homburg, Annette Germann, mit Blick auf einkaufswillige Bummler. Rund 50 Geschäfte warten in Homburg von 13 Uhr bis 18 Uhr auf Kunden. Und: Stadt und Verein stellen ein umfassendes Rahmenprogramm zusammen – mit XXL-Hüpfburg, Straßenmusik und Street Food. Man habe sich ganz viel Mühe gegeben.
„Wir machen das nicht, um den Pfälzern zu schaden“, beteuert Germann, die selbst aus der Pfalz stammt. „Ich komme aus Ludwigshafen, wohne aber seit 22 Jahren im Saarland. Mein Herz schlägt auf beiden Seiten.“Sie sei sicher, dass trotz des Feiertagsshoppings in Homburg ganz viele Saarländer in die Pfalz fahren. Es gebe genug „Kapazität“.
Das rund elf Kilometer entfernte Zweibrücken nimmt den Fehdehandschuh auf – und stellt sich dem länderübergreifenden Shoppingduell. Man nehme es sportlich, heißt es aus dem Rathaus. In der Tat habe die Zweibrücker Geschäftswelt den freien Tag der Nachbarn gerne zum Anlass genommen, sie zum Einkaufen in die weniger katholisch angehauchte Westpfalz zu locken, räumt Stadtsprecher Heinz Braun ein. Und ja – man versuche, in der Stadt ein buntes Programm mit speziell saarländeraffinen Speisen und Getränke anzubieten. Der offizielle Name lässt daran keinen Zweifel: Saarländertag. Eröffnet wird die Veranstaltung mit Volksfestcharakter um elf Uhr mit dem symbolischen Fall des Schlagbaums in der Fußgängerzone, der an die Zeit erinnern soll, als das Saarland und Rheinland-Pfalz noch durch eine Staatsgrenze getrennt waren. „Grenzenlos einkaufen und feiern in Zweibrücken“, heißt denn auch das Motto des Saarländertags.
Es sei nachvollziehbar, dass Homburg „dieses Treiben“mit gewissem Argwohn betrachte – weil die Südwestpfälzer den Saarländern das Geld aus der Tasche zögen, das dann zu Hause fehle, sagt Braun. „Es zeigt aber auch, dass die Strategie offenbar so erfolgreich war, dass Homburg sie kopiert“, heißt es nicht ohne Schmunzeln in Zweibrücken.
Dass mit dem neu geschaffenen Homburger Feiertagsshopping nun weniger Geld in die Zweibrücker Kassen gespült werden könnte, nimmt die kleinste kreisfreie Stadt Deutschlands mit ihren rund 35 000 Einwohnern gelassen. Immerhin hätten die Zweibrücker noch Freundlichkeit zu bieten, heißt es. „Zweibrücken nimmt die Saarländer immer mit offenen Armen auf – entgegen aller unterstellten Gerüchte über eine Abneigung zwischen Saarländern und Pfälzern“, beteuert Heinz Braun.
Um am Feiertag die Geschäfte zu öffnen, hat Homburg übrigens einen verkaufsoffenen Sonntag im Mai gekippt. „Der Vorschlag kam aus der Händlerschaft“, sagt Germann. Man plane, wenn es gut laufe, das Feiertagsshopping 2020 zu wiederholen. „Es kann sein, dass es einschlägt wie eine Bombe. Es kann aber auch sein, dass es zwei, drei Jahre braucht, bis es sich herumgesprochen hat.“Am 15. August begehen sonst nur noch einige Städte in Bayern den Feiertag.
Aber auch das Saarland profitiert von den Feiertagen seiner Nachbarn. So gibt es mit dem Tag des Sieges 1945, dem Nationalfeiertag und dem Gedenktag 1918 allein in Frankreich drei arbeitsfreie Tage, an denen viele Franzosen zum Einkaufen ins Saarland kommen.
Gemessen am Bevölkerungsanteil leben im Saarland so viele Katholiken wie nirgendwo sonst in der Republik. 56,8 Prozent gehören der katholischen Kirche an, wies die Deutsche Bischofskonferenz 2018 aus. Dementsprechend reserviert kommentiert das Bistum Speyer, zu dem Homburg gehört, die Homburger Ladenöffnungspläne. „Aus unserer Sicht verträgt sich die Öffnung der Geschäfte nicht mit dem Feiertag. Dessen Sinn besteht nicht zuletzt darin, aus dem Hamsterrad des Konsums auszusteigen“, sagt ein Sprecher. Er rät dazu, am Feiertag die Seele zu füllen – nicht die Einkaufstaschen. Und launig fügt er hinzu: „Das Fest heißt Mariä Himmelfahrt, nicht Saarländers Einkauffahrt.“