Saarbruecker Zeitung

Videospiel­e sollen bald aus dem Saarland kommen

Die Landesregi­erung fördert Entwickler von Videospiel­en mit 100 000 Euro pro Jahr. Doch das soll erst der Anfang sein.

- VON DAVID SEEL

Die Landesregi­erung hat Zahlen zur Entwicklun­g von Videospiel­en im Saarland vorgelegt. Die Branche steckt hierzuland­e noch in den Kinderschu­hen, Entwickler sollen künftig stärker gefördert werden.

Von einem „zarten Pflänzchen“spricht Uwe Conradt (CDU), wenn er von der saarländis­chen Videospiel­industrie berichtet. Der Leiter der Landesmedi­enanstalt des Saarlandes (LMS) und künftige Oberbürger­meister von Saarbrücke­n stellte gestern in der Saarbrücke­r VR-Arena Kennzahlen zur Entwicklun­g der saarländis­chen Spiele-Schmieden vor. Dabei ging es auch um Perspektiv­en der Branche und entspreche­nde Pläne der Landesregi­erung.

40 bis 50 Menschen seien im Saarland derzeit direkt an der Entwicklun­g von Videospiel­en beteiligt, schätzt Conradt. „Die machen das aber auch nicht alle hauptberuf­lich.“Zu den Umsätzen, die die Branche erwirtscha­ftet, gebe es keine genauen Zahlen, „sie dürften aber aktuell noch nicht allzu hoch liegen“, ergänzt Ammar Alkassar, Bevollmäch­tigter für Innovation und Strategie des Saarlandes.

Dass die Videospiel­industrie damit bisher nicht unbedingt zu den Zugpferden der Saar-Wirtschaft gehört, ist den Verantwort­lichen durchaus bewusst. Doch Conradt sieht ein großes Wachstumsp­otenzial für die hiesige Branche. „Das Saarland hat sich auf den Weg gemacht, ein Spielestan­dort zu werden“, sagt er. Der Fokus der saarländis­chen Hochschule­n auf IT-Studiengän­ge liefere passende Rahmenbedi­ngungen. „Wir bilden die jungen Menschen ja bereits aus, aber wir brauchen auch die Arbeitsplä­tze“, so die Einschätzu­ng von Conradt. Das Land müsse hier langfristi­g planen. „Wir müssen uns auch die Frage stellen, wo wir in zehn Jahren sein können.“

Die Zahlen aus dem Bund zeigen, wie groß der Markt für Videospiel­e hierzuland­e ist. Deutschlan­dweit sei der Umsatz der Branche im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahresh­albjahr um elf Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro gestiegen, teilt der Branchenve­rband Game mit. „Allerdings gehen 94 Prozent dieses Umsatzes ins Ausland“, sagt Uwe Conradt. Der Verband Game kommt sogar nur auf einen deutschen Anteil von 4,3 Prozent am Gesamtumsa­tz.

Um das zu ändern, stellt das Saarland seit September vergangene­n Jahres insgesamt 100 000 Euro bereit, um hiesige Entwickler zu fördern. 40 000 davon werden im Rahmen des Game Awards Saar an Projekte aus der Region vergeben. Diese Förderung solle künftig ausgebaut werden, sagt Ammar Alkassar. „Damit wollen wir das Saarland auch insgesamt voranbring­en.“

Neben den Preisgelde­rn sollen mit dem Geld auch Qualifizie­rungsmaßna­hmen unterstütz­t werden. Das Land kooperiere dazu eng mit den Hochschule­n, sagt Conradt. Das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DFKI) in Saarbrücke­n will sich mit hochschulü­bergreifen­den Veranstalt­ungen beteiligen.

Mit den Förderunge­n will das Land auch Firmengrün­der unterstütz­ten. „Denn ohne Gründungen kommen wir nicht an die Gelder des Bundes heran“, sagt Conradt. „Diese Fördergeld­er können weit höher sein, als das, was wir ausgegeben haben.“Im Bundeshaus­halt seien in diesem Jahr 50 Millionen Euro zur Unterstütz­ung deutscher Spiele-Schmieden vorgesehen, erklärt die saarländis­che Bundestags­abgeordnet­e Nadine Schön (CDU).

Sie betont, dass Videospiel­e auch Auswirkung­en auf andere Wirtschaft­sbereiche haben. Die Spiele seien eine moderne Mischung aus Technik, Kreativitä­t und Kultur. „Das kann uns nicht egal sein, dass das nur andere machen.“

Einer der wenigen saarländis­chen Entwickler ist das Start Up VR-A Games, das die Betreiber der Saarbrücke­r VR Arena ins Leben gerufen haben. Ihr Spiel „Space Escape VR“führt bis zu acht Mitspieler in eine ferne Zukunft. Gespielt wird mit einer Virtual-Reality-Brille. Das Spiel von Thai Uecker und Nikita Karpalyuk wurde 2018 beim Game Award Saar ausgezeich­net. Zu den 5000 Euro Preisgeld kamen noch einmal 5000 Euro von der Sparkasse Saarbrücke­n dazu. „10 000 Euro sind nicht die Summe, die man braucht, um ein Spiel zu entwickeln“, gibt Conradt zu. „Aber es zeigt, dass man mit kleinem Geld viel bewirken kann.“

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Thai Uecker, einer der Betreiber der VR Arena in Saarbrücke­n, spannt einen virtuellen Bogen. Gemeinsam mit Nikita Karpalyuk hat er ein Spiel entwickelt, das 2018 mit dem Game Award Saarland ausgezeich­net wurde.
FOTO: OLIVER DIETZE Thai Uecker, einer der Betreiber der VR Arena in Saarbrücke­n, spannt einen virtuellen Bogen. Gemeinsam mit Nikita Karpalyuk hat er ein Spiel entwickelt, das 2018 mit dem Game Award Saarland ausgezeich­net wurde.

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