Videospiele sollen bald aus dem Saarland kommen
Die Landesregierung fördert Entwickler von Videospielen mit 100 000 Euro pro Jahr. Doch das soll erst der Anfang sein.
Die Landesregierung hat Zahlen zur Entwicklung von Videospielen im Saarland vorgelegt. Die Branche steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen, Entwickler sollen künftig stärker gefördert werden.
Von einem „zarten Pflänzchen“spricht Uwe Conradt (CDU), wenn er von der saarländischen Videospielindustrie berichtet. Der Leiter der Landesmedienanstalt des Saarlandes (LMS) und künftige Oberbürgermeister von Saarbrücken stellte gestern in der Saarbrücker VR-Arena Kennzahlen zur Entwicklung der saarländischen Spiele-Schmieden vor. Dabei ging es auch um Perspektiven der Branche und entsprechende Pläne der Landesregierung.
40 bis 50 Menschen seien im Saarland derzeit direkt an der Entwicklung von Videospielen beteiligt, schätzt Conradt. „Die machen das aber auch nicht alle hauptberuflich.“Zu den Umsätzen, die die Branche erwirtschaftet, gebe es keine genauen Zahlen, „sie dürften aber aktuell noch nicht allzu hoch liegen“, ergänzt Ammar Alkassar, Bevollmächtigter für Innovation und Strategie des Saarlandes.
Dass die Videospielindustrie damit bisher nicht unbedingt zu den Zugpferden der Saar-Wirtschaft gehört, ist den Verantwortlichen durchaus bewusst. Doch Conradt sieht ein großes Wachstumspotenzial für die hiesige Branche. „Das Saarland hat sich auf den Weg gemacht, ein Spielestandort zu werden“, sagt er. Der Fokus der saarländischen Hochschulen auf IT-Studiengänge liefere passende Rahmenbedingungen. „Wir bilden die jungen Menschen ja bereits aus, aber wir brauchen auch die Arbeitsplätze“, so die Einschätzung von Conradt. Das Land müsse hier langfristig planen. „Wir müssen uns auch die Frage stellen, wo wir in zehn Jahren sein können.“
Die Zahlen aus dem Bund zeigen, wie groß der Markt für Videospiele hierzulande ist. Deutschlandweit sei der Umsatz der Branche im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um elf Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro gestiegen, teilt der Branchenverband Game mit. „Allerdings gehen 94 Prozent dieses Umsatzes ins Ausland“, sagt Uwe Conradt. Der Verband Game kommt sogar nur auf einen deutschen Anteil von 4,3 Prozent am Gesamtumsatz.
Um das zu ändern, stellt das Saarland seit September vergangenen Jahres insgesamt 100 000 Euro bereit, um hiesige Entwickler zu fördern. 40 000 davon werden im Rahmen des Game Awards Saar an Projekte aus der Region vergeben. Diese Förderung solle künftig ausgebaut werden, sagt Ammar Alkassar. „Damit wollen wir das Saarland auch insgesamt voranbringen.“
Neben den Preisgeldern sollen mit dem Geld auch Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt werden. Das Land kooperiere dazu eng mit den Hochschulen, sagt Conradt. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken will sich mit hochschulübergreifenden Veranstaltungen beteiligen.
Mit den Förderungen will das Land auch Firmengründer unterstützten. „Denn ohne Gründungen kommen wir nicht an die Gelder des Bundes heran“, sagt Conradt. „Diese Fördergelder können weit höher sein, als das, was wir ausgegeben haben.“Im Bundeshaushalt seien in diesem Jahr 50 Millionen Euro zur Unterstützung deutscher Spiele-Schmieden vorgesehen, erklärt die saarländische Bundestagsabgeordnete Nadine Schön (CDU).
Sie betont, dass Videospiele auch Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche haben. Die Spiele seien eine moderne Mischung aus Technik, Kreativität und Kultur. „Das kann uns nicht egal sein, dass das nur andere machen.“
Einer der wenigen saarländischen Entwickler ist das Start Up VR-A Games, das die Betreiber der Saarbrücker VR Arena ins Leben gerufen haben. Ihr Spiel „Space Escape VR“führt bis zu acht Mitspieler in eine ferne Zukunft. Gespielt wird mit einer Virtual-Reality-Brille. Das Spiel von Thai Uecker und Nikita Karpalyuk wurde 2018 beim Game Award Saar ausgezeichnet. Zu den 5000 Euro Preisgeld kamen noch einmal 5000 Euro von der Sparkasse Saarbrücken dazu. „10 000 Euro sind nicht die Summe, die man braucht, um ein Spiel zu entwickeln“, gibt Conradt zu. „Aber es zeigt, dass man mit kleinem Geld viel bewirken kann.“