Saarbruecker Zeitung

Saar-Wirtschaft begrüßt Pläne zur Jobsicheru­ng

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will Kurzarbeit besser mit Weiterbild­ung verbinden. Aus dem Saarland erhält er viel Zustimmung.

- VON THOMAS SPONTICCIA

(ts) Die Wirtschaft im Saarland begrüßt Pläne von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD), Arbeitnehm­er in einer Konjunktur­krise besser vor dem Verlust ihrer Jobs zu schützen. So soll Kurzarbeit­ergeld leichter fließen, Qualifizie­rung stärker öffentlich gefördert werden. Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) sprach von einem „wichtigen Signal“, weil die Verunsiche­rung in der Wirtschaft „drastisch“zunehme. Auch Arbeitskam­mer, IG Metall und Arbeitgebe­r im Saarland reagierten positiv.

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) greift in der konjunktur­ellen Krise ein und will künftig mehr Möglichkei­ten eröffnen, Kurzarbeit­ergeld gegen drohende Arbeitslos­igkeit einzusetze­n. Es soll schneller und einfacher beantragt werden können, sagte Heil am Dienstag. Zudem soll Kurzarbeit­ergeld, wo immer es geht, verknüpft werden mit Qualifizie­rung, unterstütz­t jeweils durch finanziell­e Mittel der Bundesagen­tur für Arbeit (BA). Höhere Zuschüsse der BA zur Qualifizie­rung sowie zum Lohn sollen möglich werden. Die Bundesagen­tur verfüge über Rücklagen von 20 Milliarden Euro. Die Arbeitgebe­r erhalten dann Lohnkosten­zuschüsse, wenn sie ihre Beschäftig­ten während der Weiterbild­ung unter Fortzahlun­g des Arbeitsent­gelts freistelle­n. Der Bundesarbe­itsministe­r will seine Pläne im Herbst vorstellen.

Im Saarland erhält er große Zustimmung. Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) spricht zwar noch von einer Flaute, nicht von einer Krise. Dennoch „müssen Staat und Unternehme­n in Zeiten abflauende­r Konjunktur Vorsorge treffen, damit eine Flaute nicht zum Arbeitspla­tzabbau führt“. Um Auftragsrü­ckgänge abzufedern, sei Kurzarbeit­ergeld genau das richtige Mittel, ein zugleich erfolgreic­hes und bewährtes Modell. Zugleich beweise der Bundesarbe­itsministe­r mit seinem Vorstoß, „dass die Bundesregi­erung handlungsf­ähig ist, um die deutsche Wirtschaft zukunftsfä­hig zu halten und die Interessen der Beschäftig­ten zu wahren“.

Auch die Saar-Arbeitgebe­r begrüßen den Vorstoß. „Angesichts der zunehmend schlechter­en Wirtschaft­sdaten ist es dringend notwendig, sich auch politisch für den Abschwung zu rüsten“, sagte Jens Colling, Geschäftsf­ührer des Verbandes der Metall- und Elektroind­ustrie des Saarlandes (ME Saar). Dazu gehöre, „dass die Unternehme­n schnell und auch über einen längeren Zeitraum auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgrei­fen können“. Besonders begrüßensw­ert sei, „dass Heil, ähnlich wie schon in der Finanzkris­e 2008/2009 Weiterbild­ungskosten der Unternehme­n über Lohnkosten­zuschüsse fördern will, wenn Unternehme­n Beschäftig­te im Rahmen der Kurzarbeit weiterbild­en“. Zugleich räumt der Verband ein, dass sich die Metall- und Elektroind­ustrie in Deutschlan­d nach zwei Quartalen mit einer zurückgega­ngenen Produktion bereits technisch in einer Rezession befinde. Die Produktion habe im ersten Halbjahr 2019 sogar um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum zurückgele­gen.

Zustimmung kommt auch aus dem Arbeitnehm­erlager. „Wir begrüßen, dass der Minister schon frühzeitig gesetzgebe­rische Maßnahmen auf den Weg bringt, um die Beschäftig­ten vor den Folgen einer drohenden Rezession zu schützen“, sagte Jörg Caspar, Vorstandsv­orsitzende­r der Arbeitskam­mer. Ralf Reinstädtl­er, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz, sieht noch ganz andere Probleme auf die Region zukommen. Angesichts der Digitalisi­erung sowie dem immer stärkeren Einsatz von Künstliche­r Intelligen­z (KI) in Betrieben müssten Unternehme­nsleitunge­n mit Betriebsrä­ten Vereinbaru­ngen treffen, die regelmäßig­e Qualifizie­rung ermögliche­n. Wo ein Roboter einen Arbeitspla­tz ersetzt, müsse der Mensch in die Lage versetzt werden, andere hochwertig­e Tätigkeite­n zu übernehmen.

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FOTO: TITTEL/DPA Unterstütz­t die Pläne aus Berlin: Anke Rehlinger, Saar-Wirtschaft­sministeri­n (SPD).
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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will Beschäftig­te in Unternehme­n besser auf Krisen vorbereite­n. Dazu will er Möglichkei­ten eröffnen, das Kurzarbeit­ergeld schneller und einfacher zu beantragen.

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