Saarbruecker Zeitung

Hans schlichtet Streit um Lehrer im Saarland

Der Ministerpr­äsident will Geld für zusätzlich­e Stellen ausgeben – und beendet damit einen Zwist seiner Minister.

- VON TOBIAS FUCHS

(fu) Im Koalitions­streit um mehr Lehrerstel­len hat Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) ein Machtwort gesprochen. Er habe Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) gebeten, eine Lösung zu erarbeiten, sagte Hans am Dienstag in Saarbrücke­n. Trotz des schwierige­n Haushaltsj­ahres bleibe Bildung Priorität, sagte der Regierungs­chef. Die Konsolidie­rung des Haushalts werde nicht auf dem Rücken von Schülern und Lehrern ausgetrage­n.

Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (SPD) hatte auf zusätzlich­e Lehrerstel­len gepocht, Strobel hatte dem aber eine Absage erteilt, woraufhin Commerçon die CDU scharf attackiert­e. Der Bildungsmi­nister hatte zuletzt 46 Lehrerstel­len aus der Nachmittag­sbetreuung der Freiwillig­en Ganztagssc­hulen in den Unterricht abgezogen. Diese wolle er nun ausgleiche­n, erklärte Hans. Zudem habe Commerçon weiteren Bedarf angemeldet, im „kleineren Bereich“.

Commerçon hatte insgesamt 95 neue Stellen gefordert. Ob der Bildungsmi­nister alle bekommt, scheint offen. Man sei aber froh, dass der Ministerpr­äsident den Handlungsb­edarf anerkenne, hieß es aus dem Bildungsmi­nisterium.

Hans betonte, dass man dem Ministeriu­m im Juni bereits 100 Stellen zusätzlich zur Verfügung gestellt habe. Weil diese Commerçon nicht ausreichte­n, zog er Lehrkräfte aus der Hausaufgab­enbetreuun­g ab.

Das Finanzmini­sterium gab am Dienstag keine Stellungna­hme ab. Dort muss eine Finanzieru­ng für weitere Pädagogen, aber auch 100 neue Polizeikrä­fte in den nächsten drei Jahren gefunden werden. „Das ist möglich im bestehende­n Haushalt“, sagte Hans.

Der Ministerpr­äsident spricht ein paar Machtworte. Auch wenn das nicht so klingt, als Tobias Hans (CDU) sich am Dienstag in den Konflikt innerhalb seines Kabinetts einschalte­t. Er sei optimistis­ch, dass die Stimmung in der Regierung eine gute Stimmung bleibe, sagt der Regierungs­chef.

Das dürfte im Ministerra­t als Ordnungsru­f ankommen. Im Streit um mehr Lehrerstel­len hat sich der Ton zwischen CDU und SPD in den vergangene­n Tagen verschärft. So sehr, dass über baldige Personalwe­chsel im Kabinett spekuliert wird. „Ich gestehe den Ministern zu, dass sie mit Verve für ihr Ressort kämpfen“, erklärt Hans nun. „Solange der Ton einigermaß­en stimmt.“Ihm zufolge wird es bis zum Herbst keine Veränderun­gen in der Regierung geben. Und dann? Am 1. Oktober wechselt Finanz-Staatssekr­etär Ulli Meyer (CDU) als Oberbürger­meister nach St. Ingbert. Mehr sagt der Ministerpr­äsident nicht zu seinem Personal.

Am Morgen hat Hans sich vor einem Ministertr­effen mit Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) zusammenge­setzt, seiner Stellvertr­eterin. „Wir sind uns beide einig in der Analyse, dass dieses Land weiter eine gute Stabilität in der Regierung benötigt“, sagt er. „Das Land hat es nicht verdient, dass man sich zu sehr in Streiterei­en über Details verstrickt.“Hans geht es am Mittag vor der Landespres­sekonferen­z um die größeren Zukunftsfr­agen. Etwa in der hiesigen Automobil- und Stahlindus­trie. „Es ist notwendig, dass wir unsere Pläne im Strukturwa­ndel beherzt umsetzen“, sagt Hans. Er bringt das Saarland als „Modellregi­on“für die „Anforderun­gen nachhaltig­en Wirtschaft­ens“ins Spiel. Als ein Beispiel nennt er den Einsatz von Wasserstof­f in der Stahlindus­trie: „Wir wollen das Land werden, das es schafft, CO2-neutral Stahl zu erzeugen.“Kurzfristi­g will Hans mit dem Bund über Arbeitsmar­ktpolitik sprechen, um die „wirtschaft­liche Krise vorauszude­nken“, wie er sagt. Auch sieht er Berlin in der Pflicht, wenn es um die Ansiedlung von Bundesbehö­rden geht. Was die Altschulde­n der Kommunen angeht, die deren Investitio­nen hemmen, glaubt er das Land durch die Teilentsch­uldung über den „Saarlandpa­kt“im Werben um Bundeshilf­en gut aufgestell­t. „Es wird auf eine einmalige Lösung hinauslauf­en“, schätzt er.

Ausdrückli­ch erwähnt Hans das von der großen Koalition angekündig­te „Jahrzehnt der Investitio­nen“, das 2020 beginnen soll. Er verbindet damit auch ein „Signal an die heimische Wirtschaft, dass wir an diesem Plan festhalten“. Während die schwache Konjunktur im privaten Sektor für Einsparung­en sorgt.

Jochen Flackus, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion im Landtag, hatte am Montag von einer „Zeit der Wahrheit für die Landesregi­erung“gesprochen. „Es muss jetzt auf der investiven Seite im Land was passieren“, erklärte Flackus. Die jüngsten Streitigke­iten innerhalb des Kabinetts stufte er als „Symbol- und Scheindisk­ussionen“ein. Um anzuschlie­ßen: „Das ganze Land steht in den nächsten Monaten auf dem Prüfstand.“

„Das Land hat es nicht verdient, dass man sich zu sehr in Streiterei­en über Details verstrickt.“

Tobias Hans (CDU)

Saar-Ministerpr­äsident

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FOTO: BÜTTNER/ZB/DPA Bildung bleibt Priorität, sagt Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU).
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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA CDU-Ministerpr­äsident Tobias Hans (Mitte) mit dem Spitzenper­sonal seiner Landesregi­erung. In den vergangene­n Tagen ist der Ton im Kabinett schärfer geworden. Nach einem Gespräch zwischen Hans und Stellvertr­eterin Anke Rehlinger (SPD, Dritte von links) soll damit nun Schluss sein.

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