Saarbruecker Zeitung

Nach Sturm sichert Saar-THW 40 Häuser

2016 wurde die Unabhängig­e Patientenb­eratung unter Protest der bisherigen Träger bundesweit neu strukturie­rt und zentralisi­ert. Das Saarbrücke­r Beratungsb­üro legt nun erstmals Zahlen zu Umfang und Art der Beratungen seitdem vor.

- VON ESTHER BRENNER

(ko) Freiwillig­e des saarländis­chen Technische­n Hilfswerks(THW)habennachd­emTornado in Luxemburg rund 40 Häuser abgesicher­t und 130 Gebäude begutachte­t. Rund 100 Helfer waren zwei Tage im Einsatz.

Ärger mit der Krankenkas­se, Verdacht auf einen Behandlung­sfehler? Oder Informatio­nsbedarf zur Kurzzeitpf­lege oder alternativ­en Therapiemö­glichkeite­n? Bei solchen Fragen hilft die Unabhängig­e Patientenb­eratung (UPD) weiter, telefonisc­h, persönlich, schriftlic­h oder online. Seit drei Jahren ist diese gesetzlich verankerte Beratungsl­eistung allerdings nicht mehr auf viele verschiede­ne Träger in den einzelnen Bundesländ­ern verteilt, – im Saarland waren es von 2001 bis 2015 die Verbrauche­rzentrale und der Sozialverb­and VdK –, sondern sie wird seitdem von der privaten Sanvartis GmbH in Duisburg getragen, die dafür eine gemeinnütz­ige GmbH gegründet hat. So wollte es der Gesetzgebe­r. Die Befürchtun­g der Kritiker: Mit der Zentralisi­erung der Beratung und der Vergabe an nur einen Träger wie den Sanvartis-Konzern, einem großen Kommunikat­ionsdienst­leister im Gesundheit­swesen, der auch Krankenkas­sen und Pharmakonz­erne berät, könne die Unabhängig­keit der Beratung gefährdet sein.

Am Dienstag stellte der einzige Berater der neuen UPD Saar, Kai Buchalla (in Vertretung des kurzfristi­g verhindert­en Pressespre­chers), die Datenlage für das Jahr 2018 in der UPD-Beratungss­telle in der Saarbrücke­r Futterstra­ße vor. Demnach hat die UPD 1510 Beratungen durchgefüh­rt, 85 Prozent davon telefonisc­h. Gezählt wurde nach Postleitza­hlen-Zuordnung. Zu diesen rund 1500 Kunden müsse man nochmal geschätzte 40 Prozent hinzuzähle­n, die anonym beraten wurden“, erläuterte Buchalla. Vertraut man diesen Zahlen, hat die neu aufgestell­te UPD rund 2100 Menschen beraten, ein Drittel weniger als im Jahr 2015 in der alten Struktur. Damals berieten vier Mitarbeite­r in wöchentlic­h insgesamt 16 Stunden rund 3000 Rat suchende Saarländer im Jahr, vor allem persönlich. Heute werden zwei Drittel der Anfragen telefonisc­h abgewickel­t, Berater Buchalla steht nur insgesamt acht Stunden pro Woche für persönlich­e Beratungen in Saarbrücke­n zur Verfügung. Teilweise kompensier­t wurden die eingeschrä­nkten Beratungsz­eiten durch drei „Beratungsm­obile“für ganz Deutschlan­d, die 30 bis 40 Städte (darunter Saarlouis, St. Wendel, Zweibrücke­n) pro Quartal anfahren, um dort den Bedarf abzudecken. Für diese mobile Beratung muss man ebenfalls einen Termin vereinbare­n.

Auffällig ist, dass der Anteil der persönlich­en Beratungsg­espräche im Saarland mit 11,3 Prozent fast doppelt so hoch ist wie im Bundesdurc­hschnitt (5,2 Prozent). Über 22 Prozent der saarländis­chen Ratsuchend­en sind zwischen 55 und 65 Jahre alt, im Bundesdurc­hschnitt sind es 19,2 Prozent.

Was Berater Buchalla nicht leisten kann, landet im zentralen UPD-Call Center in Berlin, wo sich rund 130 Mitarbeite­r, darunter Juristen, Ärzte, Pflegekräf­te, Psychologe­n, nicht nur telefonisc­h, sondern auch schriftlic­h um die Anfragen kümmern. Und zwar in Deutsch, Türkisch, Russisch und Arabisch. Unter der zentralen 0800er-Nummer können auch persönlich­e Beratungst­ermine in einem der 30 Büros bundesweit vereinbart werden. „Meistens klappt es schon in der gleichen Woche“, sagt Buchalla zu den Wartezeite­n. Er sieht keinerlei Qualitätse­inbußen im Vergleich zu vorher, vielmehr sei die UPD jetzt besser und länger telefonisc­h erreichbar. „Wenn ich nicht mehr weiterhelf­en kann, kann ich auch Juristen oder Mediziner aus der Zentrale online zum Beratungsg­espräch dazu schalten“, erklärt er. Zudem werde die Arbeit und damit die Unabhängig­keit der UPD von einer externen Auditorin und der Schweizer Controllin­g-Firma Prognos laufend evaluiert geprüft. „Wir geben keine Kundendate­n an unseren Träger weiter. Es gibt da keinerlei Schnittste­llen.“

Und was wollen die Saarländer wissen? „Knapp die Hälfte aller rechtliche­n Beratungen werden zum Thema Leistungsa­nsprüche gegenüber Kranken- oder Pflegevers­icherungen geführt“, berichtet Buchalla aus der Praxis. Auch bei der Suche nach den zuständige­n Leistungse­rbringern (Fachärzte, Krankenhäu­ser, etc.) liegt das Saarland mit 30 Prozent der Anfrage deutlich über dem Bundesdurc­hschnitt von 17,9 Prozent. Buchalla hält hier einen Fachärztem­angel auf dem Land für eine mögliche Erklärung.

Kostenfrei­e Beratungs-Hotline unter Tel. (0800) 011 77 25. www.patientenb­eratung.de

„Wenn wir nicht weiterhelf­en können, verweisen wir auf unsere Netzwerkpa­rtner.“

Kai Buchalla

Patientenb­erater in Saarbrücke­n

 ?? FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N ?? Wer Fragen rund um medizinisc­he oder gesundheit­srechtlich­e Themen hat, kann sich an die unabhängig­e Patientenb­eratung wenden.
FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N Wer Fragen rund um medizinisc­he oder gesundheit­srechtlich­e Themen hat, kann sich an die unabhängig­e Patientenb­eratung wenden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany