Saarbruecker Zeitung

Lindner auf Sommerreis­e oder: Klimapolit­ik à la FDP

- Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Manuel Görtz VON HAGEN STRAUSS

Das ist ganz nach seinem Geschmack. Es geht um Innovation­en, Gründergei­st und Risikobere­itschaft, quasi um die liberale DNA, seit Christian Lindner die FDP führt. Der FDPChef besucht auf seiner Sommerreis­e junge Startup-Unternehme­r. „Die Enterprise, sehr gut“, ruft Lindner hocherfreu­t. „Sternenzer­störer auch? Und da ist der Todesstern“, grinst er, als er in die Mitte des Raumes zeigt. Dort sitzen die Entwickler des Potsdamer Startups „Motiontag“, sie haben ihre Räume nach Raumschiff­en und anderen Flugobjekt­en benannt. Lindner hockt sich hinter eine Tischtenni­splatte, als ihm und seinem Tross erklärt wird, was die 26 Programmie­rer so treiben. „Wir haben die Vision, das Verkehrssy­stem zu verbessern und nachhaltig zu gestalten“, erklärt Producer Robert Schönduwe. Von A nach B, alles effizient organisier­t und verfolgbar. Die Vision ist schon längst Realität; es ist die schöne, neue Welt in einer App, die auch Lindner gefällt. Es ist seine Welt. Er spricht wie einer aus der Szene. „Vorsicht bei der Abgabe von Prozenten“, rät er zum Schluss noch den kreativen Köpfen, als es ums Kapital geht.

Seit der Europawahl mit mageren 5,4 Prozent geht es in den Umfragen für die FDP nicht wirklich wieder bergauf. Die Partei tritt auf der Stelle. Das hat Lindner bereits Kritik aus den eigenen Reihen eingebrach­t. Die Jungen Liberalen haben ihm vorgeworfe­n, mit dem Thema Klimaschut­z falsch umgegangen zu sein. Dem Anspruch einer „empathisch­en Zukunftspa­rtei“sei man nicht gerecht geworden. Lindner selbst hat einen Fehler gemacht, einen schweren sogar. Seine Bemerkung an die Jugendlich­en der „Fridays for Future“-Bewegung, den Klimaschut­z doch den Profis zu überlassen, hängt an seinem Hals wie ein Mühlstein. Die Sommerreis­e zu Startups in Brandenbur­g und in Sachsen wirkt da wie ein nachträgli­cher Erklärungs­versuch. Per Bus. „Dem klimafreun­dlichsten Verkehrsmi­ttel‘“, wie Lindner behauptet.

Es sind in der Tat die Herausford­erungen der Zeit, die der FDP-Chef glaubt, mit digitalen Innovation­en und neuem Erfinderge­ist besser bewältigen zu können als andere. Darum, so beteuerte er immer wieder, sei es ihm auch bei seinem vermaledei­ten Profi-Satz auf Twitter gegangen.

„Motiontag“kümmert sich um nachhaltig­en Verkehr in immer enger werdenden Städten, ein echtes Problem. Beim Startup „Green City Solutions“streichelt der Liberale Frauenhaar­und Grünstenge­lmoos. Die jungen Unternehme­r entwickeln in einer alten NVA-Kaserne künstliche „City Trees“– ein komplexes Luftfilter­system mit sich regenerier­enden Moosplatte­n. „Moos kann Feinstaub aus der Luft filtern“, erläutert Felix Mann. „Frische Luft für alle“an ausgewählt­en Orten in den Städten sei die Idee. „Verstanden. Frisch und grün“, so Lindner.

Grün wollen inzwischen alle Parteien sein. Weil die grünen Themen Hochkonjun­ktur haben. Die FDP bildet da keine Ausnahme. Man muss dem Liberalen freilich lassen, dass er seinen Ansatz konsequent­er als manch anderer verfolgt. Er will mit grüner Technologi­e den „Horizont für neues Denken“öffnen, sagt er. Es gebe beim Klimaschut­z auch andere Wege als „Verbote und Verzicht“. Die von Lindners Profis.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA FDP-Chef Christian Lindner besucht Startup-Unternehme­n.

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