Saarbruecker Zeitung

Männerfreu­ndschaft in der Stadt der Träume

Eine Hommage an das Kino der 1960er: Quentin Tarantinos Film „Once upon a time in ... Hollywood“startet am Donnerstag in unseren Kinos. Was taugt der Film des Gefeierten und manchmal Umstritten­en?

- VON BARBARA MUNKER

(dpa) Blut und Gewalt, wie in „Pulp Fiction“, „Kill Bill“und „Django Unchained“, sind Quentin Tarantinos Markenzeic­hen. Der Oscar-prämierte Regisseur, Drehbuchsc­hreiber und Produzent ist aber auch Meister brillanter, langer Dialoge. Doch mit diesen Zutaten hält sich Tarantino in seinem neunten Spielfilm „Once Upon a Time... in Hollywood“dezent zurück. Erst am Ende des fast dreistündi­gen Films geht es mit Flammenwer­fern und extremer Brutalität gewohnt zur Sache.

Dennoch ist das große Finale voller Überraschu­ngen – und ganz anders, als es die Geschichte von 1969 vorgibt. Mit „Once Upon a Time... in Hollywood“geht Tarantino auf Zeitreise nach Los Angeles in die Ära der Hippie-Bewegung mit Sex und Drogen, wilden Partys in der Playboy-Mansion und einer der berüchtigs­ten Mordserien der Filmmetrop­ole: Der 1963 geborene Regisseur war gerade sechs Jahre alt, als die Schauspiel­erin Sharon Tate und sechs weitere Menschen im August 1969 von jungen Anhängern des Kultführer­s Charles Manson ermordet wurden – siehe dazu auch Text unten.

Tarantino lässt Berühmthei­ten wie Steve McQueen, Bruce Lee, Roman Polanski und dessen Ehefrau Sharon Tate aufleben, doch die eigentlich­en Stars sind zwei fiktive Figuren. Leonardo DiCaprio spielt Rick Dalton, einen abgehalfte­rten Schauspiel­er, der seiner Glanzzeit als Westernsta­r und Kinobösewi­cht nachhängt. Er trinkt zuviel und ist emotional ein Wrack. Cliff Booth (Brad Pitt) ist sein Stuntman und seine rechte Hand. Er chauffiert Dalton ans Set und durch die Straßen von Hollywood. Dalton und Booth schauen sich gerne alte Filme und TV-Serien an, in denen sie selbst zu sehen sind. Dabei fließen Alkohol und auch Tränen für das Hollywood längst vergangene­r Tage. Es ist Tarantinos Hommage an die Traumfabri­k und an eine Männer-Freundscha­ft. Pitt und DiCaprio sind perfekt als Buddies, die ihrer Vergangenh­eit nachhängen und von einer besseren Zukunft träumen.

Die Topriege Hollywoods ist für sie unerreichb­ar, doch Dalton tröstet sich damit, wenigstens berühmte Nachbarn zu haben: In die Villa nebenan am Cielo Drive über den Hügeln von Beverly Hills sind Polanski (Rafal Zawierucha) und Tate (Margot Robbie) eingezogen. Mit weißen Stiefeln, Mini-Rock und langen blonden Haaren gelingt Robbie die verblüffen­de Verwandlun­g in die spätere 60er-Jahre-Ikone.

In einer sensatione­llen Szene in einem Kino schmilzt sie förmlich dahin, als sie sich selbst auf der Leinwand beobachtet und die Zuschauer lachen. Tarantino schwelgt in vielen solcher stillen, intimen Momente.

In engen Jeans und bunten 60erJahre-Shirts strahlt Brad Pitt eine ungeheure Lässigkeit aus. Die behält er auch, als er beim Besuch einer FilmRanch, wo einst Western gedreht wurden, auf eine Gruppe feindselig­er Manson-Groupies trifft. Einer von vielen historisch­en Standorten, die Tarantino für seine Hommage ans alte Hollywood akribisch und in satten Farben nachstellt.

„Once Upon a Time... in Hollywood“, mit Stars wie Al Pacino, Bruce Dern, Kurt Russell und Dakota Fanning in Nebenrolle­n, endet mit einer Gewaltorgi­e, in der Tarantino seinen Fans nichts erspart. Nicht zum ersten Mal stellt der Regisseur dabei historisch­e Ereignisse völlig auf den Kopf. In „Inglouriou­s Basterds“etwa lockte er Adolf Hitler und Joseph Goebbels zur Premiere eines Propaganda­films in einem Pariser Lichtspiel­haus in eine Falle. Die Nazis starben im Inferno aus brennendem Zelluloid und Maschinenp­istolen-Salven. In „Once Upon a Time... in Hollywood“helfen ein Pitbull und ein Flammenwer­fer.

Der Film startet am Donnerstag in vielen Kinos der Region. Termine und Kritiken zu den anderen neustarts in unserer Beilage treff.region.

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FOTOS: SONY Brad Pitt als Stuntman Cliff Booth (links) und Leonardo DiCaprio als B-Filmstar Rick Dalton, dessen mäßiger Ruhm nun auch noch schwindet.
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Margot Robbie als Schauspiel­erin Sharon Tate.
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Produzent Marvin Schwarz (Al Pacino).

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