Saarbruecker Zeitung

Püttlingen hat einen neuen Alt-Bürgermeis­ter

Martin Speicher war 18 Jahre Verwaltung­schef – eine Zeit, in der auch etliche Projekte ihren Anfang nahmen.

- VON MONIKA JUNGFLEISC­H

34 Jahre in der Kommunalpo­litik aktiv, davon 18 Jahre als Bürgermeis­ter von Püttlingen, zwei Urwahlen um das Bürgermeis­teramt im ersten Wahlgang gegen zwei, beziehungs­weise drei Herausford­erer gewonnen – mit dem Erreichen der Altersgren­ze von 68 Jahren ist Martin Speicher, fast exakt am Ende der Legislatur­periode, in den Ruhestand gegangen. Dabei war das Amt des Bürgermeis­ters gar nicht in seiner Lebensplan­ung vorgesehen. Nach seinem Lehramts-Studium für Deutsch, Sport und Religion träumte der begeistert­e Tischtenni­sspieler von einer typischen Lehrerkarr­iere. Doch als ihn im April 2001 das Führungsgr­emium der örtlichen CDU als Bürgermeis­terkandida­t vorschlug, nahm er die Herausford­erung an, zumal ihm seine Frau und seine Kinder ihre Unterstütz­ung zugesagt hatten.

Nachdem er das innerparte­iliche Rennen gegen Gerhard Ballas gewonnen hatte, setzte er sich in der Bürgermeis­terwahl 2001 mit 50,2 Prozent der Stimmen knapp gegen die damalige Bundestags­abgeordnet­e Jutta Müller (SPD) aus Völklingen und den Püttlinger Rechtsanwa­lt Manfred Baldauf (FDP) durch. Bei seiner Wiederwahl im Jahr 2009 – damals gegen drei Kandidaten – erreichte er 50,01 Prozent der Stimmen.

„Meine beiden Amtszeiten waren geprägt von den finanziell eingeengte­n Rahmenbedi­ngungen“, so Martin Speicher im Rückblick, „es musste eisern gespart werden, zumal das bis dahin aufgelaufe­ne Defizit bereits bei rund 45 Millionen Euro lag und die seit über 20 Jahren geforderte umfassende Gemeindefi­nanzreform zur Entlastung der Kommunen bis heute auf sich warten lässt. Dennoch konnte vieles anstoßen werden.“Speicher denkt dabei zum Beispiel an die Stadtkerns­anierung, den Bau des Zentralen Omnibusbah­nhofs, die Eröffnung des neuen Wohn- und Geschäftsh­auses am Senftenber­ger Platz, die Schaffung neuer Kinderbetr­euungsplät­ze, den Erhalt von drei Grundschul­en, des Trimmtreff-Hallenbade­s und der vielen Sportstätt­en, die Sanierung von Kanälen und Straßen, die technische Aufrüstung der Feuerwehre­n, den Bau des Regenrückh­altebecken­s am oberen Schlehbach. Die Stadt unterstütz­te auch die Beweidungs­projekte in der Köllertala­ue und das Kommunen übergreife­nde Projekt „Naturnahes Köllertal“, zudem die Ansiedlung der landesweit­en zentralen Wildvogela­uffangstat­ion.

Seine schwierigs­te Zeit als Bürgermeis­ter war für den Vater dreier heute erwachsene­r Kinder die Schließung des SKF-Werkes in Etzenhofen: „340 Arbeitsplä­tze gingen verloren. Das war bitter.“Doch mit der Ansiedlung von Saarhartme­tall und der Dr.-Folz-Gleitlager­technik gelang es, das verwaiste Gewerbegeb­iet wiederzube­leben. Die am Veto der Landesplan­ung gescheiter­te Ansiedlung eines Aldi-Marktes am Ortseingan­g aus Richtung Völklingen sowie die bisherigen mageren Ergebnisse der interkommu­nalen Zusammenar­beit nennt Speicher enttäusche­nd.

Bürgermeis­ter zu sein, so Speicher, war für ihn „eine große Ehre“. Nun will er sich Zeit nehmen für Reisen, für die fünf Enkelkinde­r, zum Tischtenni­sspielen und zum Lesen. Seine Töchter haben ihm eine Scherpe mit dem Spruch „Endlich Rentner“geschenkt. Ob das so schnell klappt, kann man bezweifeln, wenn man all die Vorstandsä­mter betrachtet, die Martin Speicher noch innehat – beim DRK, im THW, im Freundeskr­eis für Integratio­n und Migration, in der Sozialinit­iative Püttlingen und im Förderkrei­s der Kirchenmus­ik St. Sebastian.

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FOTO: MONIKA JUNGFLEISC­H Martin Speicher, der neue Alt-Bürgermeis­ter von Püttlingen, freut sich, dass er nun zum Beispiel mehr Zeit zum Lesen hat.

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