Saarbruecker Zeitung

Franziska Giffey gibt der SPD einen Korb

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Familienmi­nisterin Giffey macht SPD-Hoffnungen zunichte: Sie will nicht für die Parteispit­ze kandidiere­n. Zudem will sie ihren Ministerpo­sten aufgeben, sollte ihr der Doktortite­l aberkannt werden.

(dpa) Wenn es um den künftigen SPD-Vorsitz ging, ist in den vergangene­n Tagen kaum ein Name so häufig gefallen wie der von Franziska Giffey. Hinter den Kulissen tauschten sich führende Köpfe der SPD aus dem Willy-Brandt-Haus und dem Bundeskabi­nett aus. Gesucht sind Hoffnungst­räger ersten Ranges für die darbende Sozialdemo­kratie. Doch nun ist klar: Auch die Familienmi­nisterin steht nicht zur Verfügung. Denn sie kann in eigener Sache keine Klarheit schaffen – ihr droht der Verlust ihres Doktortite­ls.

Die SPD trifft die Absage Giffey ins Mark. In einem Brief an die kommissari­sche Parteichef­in Malu Dreyer kündigte die 41-Jährige zudem ihren Rücktritt als Ministerin für den Fall der Aberkennun­g ihres Titels an. Sie wolle „nicht zulassen, dass das derzeit anhängige Verfahren zur Überprüfun­g meiner Doktorarbe­it, auf das ich keinen Einfluss habe, den Prozess der personelle­n Neuaufstel­lung der SPD überschatt­et oder gar belastet“.

Dass Giffey vielleicht nicht mehr alle denkbaren Karrieresc­hritte vergönnt sein könnten, war schon seit Jahresbegi­nn klar. Die Freie Universitä­t Berlin prüft seit Februar die Dissertati­on der SPD-Politikeri­n wegen eines Plagiatsve­rdachts. In ihrer Arbeit – Thema: „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäisch­en Kommission zur Beteiligun­g der Zivilgesel­lschaft“– soll es laut Plagiatsjä­gern auf mehr als jeder dritten von 205 Seiten abgeschrie­bene Textstelle­n und Fehler geben. Nun schafft Giffey Klarheit für den Fall, dass sie den Titel verliert. Ihre Partei setzt Giffey mit ihrer Absage schon jetzt unter großen Druck.

Zwar will mit Parteivize Ralf Stegner nun auch ein Vertreter der Parteispit­ze für den Vorsitz kandidiere­n, an der Seite der Wissenscha­ftlerin Gesine Schwan. Nicht aus der ersten Reihe kommen die weiteren Sozialdemo­kraten, die Parteichef werden wollen, von A wie Alexander Ahrens, dem Oberbürger­meister von Bautzen, bis W wie Hans Wallow, früherer Bundestags­abgeordnet­er. Der Unmut in der Partei über die Hochkaräte­r, die sich zieren, wird immer lauter.

Denn die Reihen der Schwergewi­chte in der SPD lichten sich. Da lässt aufhorchen, dass Außenminis­ter Heiko Maas den SPD-Vorsitz in einem Interview nun grundsätzl­ich als „Verlockung“bezeichnet – auch wenn er sich zu möglichen eigenen Ambitionen bedeckt hält. Auch Arbeitsmin­ister Hubertus Heil will nichts ausschließ­en, erklärte Anfang der Woche auf einer Sommerreis­e aber: „Ich hab gesagt, dass ich‘s nicht anstrebe und dass ich eine Vorstellun­g habe, wer es machen kann.“

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FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA Franziska Giffey (SPD) muss um ihren Doktortite­l bangen.

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