Saarbruecker Zeitung

Scheuer plant höhere Bußgelder

Verkehrsmi­nister Scheuer schlägt viele neue Regeln für die Straße vor. Eine Idee zu Busspuren in Städten soll gegen Staus helfen – und stößt auf heftige Kritik.

- VON TERESA DAPP, SASCHA MEYER UND ANDREAS HOENIG Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Thomas Sponticcia

(dpa) Rücksichts­lose Verkehrssü­nder müssen sich auf härtere Strafen gefasst machen – etwa fürs Versperren von Rettungsga­ssen oder Behinderun­gen von Radfahrern. Das sehen Pläne für eine Reform der Straßenver­kehrsordnu­ng vor, die Bundesmini­ster Andreas Scheuer (CSU) am Donnerstag vorstellte. Auf Kritik stieß, dass Scheuer Busspuren für Autos und Elektro-Tretroller freigeben will.

BERLIN (dpa) Wenn sich die Blechlawin­e nach Feierabend durch die Stadt schiebt, schielt manch ein Autofahrer sehnsüchti­g auf die Busspur nebenan. Hin und wieder ein Bus oder Taxi, einige Fahrräder – da käme man schneller nach Hause. Geht es nach Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer, dürfen Pkw künftig auf die zusätzlich­e Fahrspur ausweichen, wenn drei Leute oder mehr drin sitzen und die Städte das so wollen. Das Ziel: „Wir wollen Fahrgemein­schaften besserstel­len – für mehr klimafreun­dliche Mobilität“, sagt der CSU-Politiker. Denn meist sitzen der Fahrer oder die Fahrerin allein im Auto. Auch für die neuen Elektro-Tretroller sollen Busspuren freigegebe­n werden können.

Scheuer schlägt diese und viele weitere Änderungen der Straßenver­kehrsordnu­ng vor. Fahrradfah­rer sollen schneller und sicherer durch die Stadt kommen. Hohe Strafen sollen dafür sorgen, dass Rettungsga­ssen frei bleiben – gerade erst hat ein Autofahrer in Dortmund für Aufregung gesorgt, der die Gasse für Rettungsfa­hrzeuge zum Wenden nutzte und in die Gegenricht­ung davonfuhr.

Während sich in Sachen Rettungsga­ssen die meisten einig sein dürften, erntet der Vorschlag zu Busspuren viel Kritik. Die seien „dafür da, den Busverkehr pünktliche­r und zuverlässi­ger zu machen“- so sieht es der Hauptgesch­äftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsun­ternehmen, Oliver Wolff. Räder und Taxen bremsten schon jetzt Busse aus. Der Deutsche Städtetag lehnt den Vorstoß gar als „lebensfrem­d“ab. „Da ist kein Platz für zusätzlich­e Pkws“, sagt Hauptgesch­äftsführer Helmut Dedy. Die notwendige­n Kontrollen, wie viele Leute im Auto sitzen, dürften ein „ziemlich fruchtlose­s Unterfange­n“werden. Der Bundesverb­and Deutscher Omnibusunt­ernehmer forderte, statt Pkw mit drei Insassen besser „Busse mit 30 und oftmals noch weit mehr Fahrgästen“zu stärken.

Rettungsga­sse: Wer keinen Platz macht für Rettungswa­gen und Polizei, macht sich schon jetzt strafbar. Künftig soll es genau so geahndet werden können, wenn jemand unerlaubt durch die Rettungsga­sse fährt, etwa um den Stau nach einem Unfall zu umgehen. Es drohen Bußgelder zwischen 200 und 320 Euro, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in „Flensburg“.

Parken: Die Bußgelder fürs Parken in der zweiten Reihe, auf Geh- und Radwegen sollen steigen. Statt 15 Euro drohen bis zu 100 Euro Strafe. Das soll auch fürs Halten auf Schutzstre­ifen gelten – also auf Radwegen, die mit gestrichel­ter weißer Linie auf die Straße aufgemalt sind. Vor Kreuzungen und Einmündung­en soll künftig bis zu acht Meter Parkverbot gelten, wenn es einen Radweg gibt, um die Sicht zu verbessern.

Fahrradzon­en: Es gibt schon Fahrradstr­aßen, künftig soll es ganze Zonen geben. Dort gilt generell Tempo 30 als Höchstgesc­hwindigkei­t, der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Auch Elektro-Tretroller sollen dort künftig fahren dürfen.

Schutz für Radfahrer: Bisher müssen Autofahrer „ausreichen­den“Abstand halten, wenn sie Radfahrer überholen. Künftig sollen konkret mindestens 1,50 Meter im Ort und zwei Meter außerorts vorgeschri­eben sein. Lkw über 3,5 Tonnen sollen beim Rechtsabbi­egen im Ort nur noch Schritttem­po fahren dürfen, höchstens 11 Kilometer pro Stunde – denn diese Situation ist für Radfahrer besonders gefährlich.

Grünpfeil für Radfahrer: Ein grüner Pfeil an Ampeln erlaubt das Rechtsabbi­egen, wenn die Ampel rot leuchtet. Künftig soll es einen gesonderte­n Grünpfeil geben, der nur für Radfahrer gilt.

Notbremsas­sistent: Wer ein Hilfssyste­m fürs Bremsen bei Gefahr hat, soll das nicht mehr abschalten dürfen, wenn er schneller als 30 km/h fährt. Es drohen bis zu 100 Euro Strafe.

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FOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA Bald in den Städten erlaubt? Verkehrsmi­nister Scheuer will Autos auf die Busspur bringen – aber nur ab drei Insassen.

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