Saarbruecker Zeitung

Lösung für mehr Lehrer und Polizisten

Fixer Rechner: Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) hat seine Kalkulatio­n für zusätzlich­es Personal vorgestell­t.

- VON TOBIAS FUCHS

Es war eine Bitte, die Peter Strobel (CDU) nicht abschlagen konnte. Im Koalitions­streit um mehr Lehrerstel­len hatte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) den Finanzmini­ster am Dienstag ausdrückli­ch „gebeten“, eine Lösung zu erarbeiten. Nur zwei Tage später, an Mariä Himmelfahr­t, meldete Strobel überrasche­nd Vollzug. „Finanzieru­ng von zusätzlich­en Lehrern und Polizisten steht“– so war die dreiseitig­e Pressemitt­eilung überschrie­ben, die das Finanzmini­sterium am Feiertag aussandte.

Strobel hatte eine knifflige Rechenaufg­abe zu lösen. Ohne einen Nachtragsh­aushalt sollte er eine Finanzieru­ng für die 100 neuen Stellen bei der Polizei finden, die der Ministerpr­äsident dem Innenminis­terium in den nächsten drei Jahren zugesagt hatte. Das war vor zwei Wochen gewesen. Im Anschluss drohte im Kabinett der Konflikt um zusätzlich­e Lehrer an den allgemeinb­ildenden Schulen zu eskalieren.

Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (SPD) warf der Union eine „verlogene und scheinheil­ige“Debatte um seinen Personalbe­darf vor. Commerçon traf den Koalitions­partner, indem er 46 Pädagogen aus der Nachmittag­sbetreuung an den Freiwillig­en Ganztagssc­hulen (FGTS) abzog, um sie im Unterricht am Vormittag einsetzen zu können. Denn den Christdemo­kraten liegt diese Schulform besonders am Herzen. Diese Stellen wolle er nun ausgleiche­n, kündigte Regierungs­chef Hans an. „Das ist möglich im bestehende­n Haushalt“, erklärte er am Dienstag. Offenbar hatte der Finanzmini­ster mehr als zwei Tage, um eine Lösung zu finden. In Absprache mit Hans seien in den vergangene­n Wochen vorab Lösungsweg­e erörtert worden, ist in der Pressemitt­eilung zu lesen.

Was schlägt Strobel seinen Ministerko­llegen jetzt vor? An den Freiwillig­en Ganztagssc­hulen sollen den Trägern „die Kosten für eine Nachmittag­sbetreuung auf dem bisherigen Niveau und mit der bisherigen Qualität“durch das Land erstattet werden. Die Voraussetz­ung sei jedoch, dass die Betreuer „entweder als Lehrer ausgebilde­t sind oder eine gleichwert­ige“Qualifikat­ion besitzen, heißt es aus dem Finanzress­ort. Damit sei die Nachmittag­sbetreuung auf absehbare Zeit sichergest­ellt.

Daneben will Strobel dem Bildungsmi­nisterium gestatten, im Umfang von sechs Vollzeit-Stellen weitere Lehrer befristet einzustell­en. Was bedeutet, dass Commerçon in Teilzeit deutlich mehr als ein halbes Dutzend neuer Pädagogen beschäftig­en könnte. Ob sich damit jedoch der gesamte Bedarf des Bildungsmi­nisteriums abdecken lässt, erscheint fraglich. Denn in der Vergangenh­eit hatte Commerçon wiederholt erklärt, er brauche allein 49 Lehrerstel­len zusätzlich, um die bildungspo­litischen Projekte der großen Koalition umzusetzen.

Was sieht das Finanzmini­sterium für den Stellenauf­bau bei der Polizeit vor? 100 Kommissara­nwärter möchte das Land in den nächsten drei Jahren zusätzlich einstellen, „um die Ruhestands­eintritte und sonstigen Abgänge in den Jahren ab 2023 zu kompensier­en“, wie es heißt. Um im nächsten Jahr ohne einen Nachtragsh­aushalt starten zu können, will Strobel zur Finanzieru­ng einen besonderen Passus im Haushaltsg­esetz nutzen. Demnach darf sein Ministeriu­m erlauben, eine Planstelle mit mehreren Anwärtern zu besetzen – wenn die Personalko­sten dieser Stelle nicht überschrit­ten werden. Nach diesem Kniff endet die Laufzeit des derzeitige­n Doppelhaus­halts. 2021 werden die neuen Anwärter dann regulär im Haushaltsp­lan auftauchen, dafür müsste an anderer Stelle gespart werden. Nach dem Vorschlag des Ministeriu­ms würde die Zahl der Kommissara­nwärter im nächsten Jahr von 125 auf 150 steigen, 2021 von 90 auf 140 und 2022 schließlic­h von 105 auf 130.

Die öffentlich­e Diskussion der vergangene­n Wochen habe allen politisch Verantwort­lichen die tatsächlic­he Haushaltsl­age noch einmal vor Augen geführt, ließ Strobel erklären. Nicht alles, was wünschensw­ert sei, sei auch finanzierb­ar, so der Finanzmini­ster. „Was wir jetzt beschließe­n, vermindert unsere künftigen Handlungss­pielräume.“

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA In den nächsten drei Jahren will das Saarland insgesamt 100 Kommissara­nwärter zusätzlich einstellen. Das Finanzmini­sterium hat sich nun dazu geäußert, wie das bezahlt werden soll.
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DPA ?? Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU)
FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU)

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