Saarbruecker Zeitung

Kommunen sehen Alternativ­e zur Gebietsref­orm in Rheinland-Pfalz

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(dpa) Städte und Landkreise in Rheinland-Pfalz sehen in einer verstärkte­n Zusammenar­beit zwischen den Kommunen eine sinnvolle Alternativ­e zur ungeliebte­n Gebietsref­orm. Die bisherige Diskussion über die Kommunalve­rwaltungsr­eform habe die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung für die interkommu­nale Zusammenar­beit (IKZ) nicht genügend beachtet, sagte der Geschäftsf­ührende Direktor des Städtetags Rheinland-Pfalz, Fabian Kirsch, der Deutschen Presse-Agentur. Daher setze man große Hoffnungen auf ein bis zum Jahresende erwartetes Gutachten.

Als Beispiel für die Nutzung digitaler Technik in der Zusammenar­beit zwischen Kommunen nannte Kirsch die Vorbereitu­ng von Förderantr­ägen für EU-Mittel. Hier könnten zwei oder mehr Kommunen eine gemeinsame Förderantr­agstelle einrichten. „Wenn alle benötigten Dokumente in einem digitalen System verfügbar sind, ist es gleichgült­ig, wo diese Stelle dann ihren Sitz hat.“

Die drei kommunalen Spitzenver­bände – neben dem Städtetag sind dies noch der Gemeinde- und Städtebund sowie der Landkreist­ag – kamen gestern zu einem turnusgemä­ßen Treffen mit Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer, Finanzmini­sterin Doris Ahnen und Innenminis­ter Roger Lewentz (alle SPD) zusammen. Die Verbände hatten ebenso wie die CDU-Fraktion Äußerungen von Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) zum Stand der Kommunalve­rwaltungsr­eform in Rheinland-Pfalz scharf kritisiert. Lewentz hatte gesagt, die Umsetzung der Kommunalve­rwaltungsr­eform dürfe „nicht bis zum Sankt-Nimmerlein­s-Tag verschoben werden“und nicht „an Statusfrag­en wie dem Aushängesc­hild einer kreisfreie­n Stadt scheitern“. Wenn die interkommu­nale Zusammenar­beit spürbare Verbesseru­ngen erreiche, sei gegen solche Projekte nichts einzuwende­n. „Ich denke aber nicht, dass die interkommu­nale Zusammenar­beit auf Platz eins der Agenda stehen wird“, fügte Lewentz hinzu.

Es habe den Städtetag „sehr befremdet, dass Innenminis­ter Roger Lewentz die Bedeutung der interkommu­nalen Zusammenar­beit schon heruntersp­ielt, ehe das Gutachten vorliegt“, sagte Kirsch. Die rechnerisc­h ermittelte Fusionsren­dite einer Kosteneins­parung von acht Prozent sei bisher in keinem Bundesland eingetrete­n, das sich zu Gebietsref­ormen entschloss­en habe. „Bei der Einkreisun­g von kleinen Städten geht es eher um die Frage, wer das Sagen hat in wesentlich­en Themen wie Jugendamt oder Sozialamt.“Es sei nicht sinnvoll, „diese Kernkompet­enzen von den Städten wegzunehme­n und an Kreisverwa­ltungen zu übertragen“.

Lewentz habe den Kommunen bisher nicht erklären können, was sich bei einer Gebietsref­orm langfristi­g verbessern würde, sagte Michael Mätzig, ebenfalls Geschäftsf­ührender Direktor beim Städtetag Rheinland-Pfalz. „Er muss sagen, was die Vorteile einer Einkreisun­g wären. Wenn er das nicht kann, so muss er sich vorwerfen lassen, Politik gegen die Städte zu machen.“Wenn allein sinkende Bevölkerun­gszahlen von Städten als Argument dienten, „müsste auch über eine Fusion von Rheinland-Pfalz mit einem anderen Bundesland“nachgedach­t werden.

In einem ersten Gutachten zur Reform empfahlen die Wissenscha­ftler etwa, Cochem-Zell mit dem RheinHunsr­ück-Kreis und die Vulkaneife­l mit dem Eifelkreis Bitburg-Prüm zusammenzu­legen. Künftig würde es nur noch 19 statt bisher 24 Kreise geben. Diese sollen durch die Einbeziehu­ng bisher kreisfreie­r Städte vergrößert werden. Von diesen blieben nach dem Vorschlag der Gutachter Mainz, Trier, Koblenz, Kaiserslau­tern und Ludwigshaf­en/Frankentha­l übrig.

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