Ein dickes Kind bleibt ein Leben lang dick
Tritt bereits im Kleinkindalter Übergewicht auf, folgen in den nächsten Jahren häufig Stoffwechselerkrankungen.
(np) Sind Kinder erst einmal übergewichtig, dann entwickeln sie in den Folgejahren oft auch Stoffwechselstörungen, wie etwa Bluthochdruck, schlechte Blutfettwerte und erhöhte Glukose- oder Insulinwerte. Das sind Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ist ein Kind stark übergewichtig, wird es das vermutlich auch als Erwachsener sein.
Das zeigt eine Studie, an der zehn europäische Institutionen unter Federführung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen beteiligt waren. Untersucht wurden mehr als 16 000 Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren in Belgien, Deutschland, Estland, Italien, Spanien, Schweden, Ungarn und Zypern. Erforscht wurde der Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf ihre Gesundheit. In einer Folgestudie wurde ein großer Teil der Kinder, nun zwischen sieben und 17 Jahre alt, erneut untersucht.
„Ausgewertet wurden hier Daten von 6768 Kindern, die sechs Jahre lang wiederholt untersucht wurden. Unter anderem wurden die Mädchen und Jungen körperlich gecheckt sowie Blut-, Speichelund Urinproben analysiert“, berichtet Dr. Claudia Börnhorst vom Leibniz-Institut. „Da es schwierig ist, bei jungen Kindern insbesondere Blutwerte zu erheben, ist unsere Datenbasis außergewöhnlich selten. Die Daten ermöglichten es uns, Veränderungen im Stoffwechsel von Kleinkindern bis in die Jugend zu analysieren.“
Die Wissenschaftler konnten fünf zentrale Gruppen identifizieren. • 61,5 Prozent der Kinder waren bei der ersten Erhebung metabolisch gesund. Das heißt ihr Stoffwechsel war in Ordnung. • 15,9 Prozent hatten einen erhöhten Taillenumfang und galten somit als übergewichtig.
• 9,0 Prozent wiesen eine Fettstoffwechselstörung auf.
• 7,0 Prozent litten unter Bluthochdruck
• 6,6 Prozent vereinten mehrere Komponenten des sogenannten Metabolischen Syndroms. Dazu zählen Adipositas, Bluthochdruck, Lipidstörungen (schlechte Blutfettwerte) und erhöhte Glukose- und Insulinwerte. Sobald drei der genannten Risikofaktoren vorgegebene Grenzwerte überschreiten, wird von einem Metabolischen Syndrom gesprochen.
„Übergewicht scheint tatsächlich bereits bei Kindern der Startpunkt für weitere metabolische Störungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder Lipidstörungen zu sein“, sagt Börnhorst. „Es war für uns überraschend, dass es selbst in sechs Jahren kaum ein Kind aus der Gruppe mit Metabolischen Syndroms zurück zu einem gesunden Stoffwechsel geschafft hat. Dies unterstreicht nochmal, wie wichtig es ist, frühzeitig zu intervenieren. Schon bei ersten Tendenzen in Richtung Übergewicht sollte gegengelenkt werden.“
Von den Kindern, die bei der ersten Messung metabolisch gesund waren, waren es bei der folgenden Erhebung nur noch 86,6 Prozent. Unter den Kindern, die bei der ersten Untersuchung lediglich als übergewichtig galten, entwickelten 18,5 Prozent mehrere Komponenten des Metabolischen Syndroms.
Wiesen Kinder bereits bei der ersten Messung mehrere metabolische Störungen auf, dann behielten sie diese mit sehr großer Wahrscheinlichkeit über den gesamten Untersuchungszeitraum bei.