Saarbruecker Zeitung

Schlechter­es Sehen im Alter mindert auch die geistige Fitness

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(np) Es gibt einen deutlichen Zusammenha­ng zwischen nachlassen­der Sehkraft und abnehmende­r Hirnfunkti­on im Alter. Das belegt eine gemeinsame Studie der amerikanis­chen Universitä­ten Miami (Florida), Johns Hopkins (Maryland) und Purdue (Indiana).

Teilgenomm­en hatten 2520 Senioren im Durchschni­ttsalter von 74 Jahren. Zu Beginn ermittelte­n die Forscher die Sehschärfe und die geistige Fitness, zum Beispiel die Fähigkeite­n zur Orientieru­ng, zum Rechnen, zum Buchstabie­ren und die Merkfähigk­eit.

Nach zwei, sechs und acht Jahren erfolgten weitere Untersuchu­ngen. Dabei zeigte sich, dass sich über die Zeit sowohl die Sehschärfe als auch die Testergebn­isse verschlech­terten. Das Ausmaß der Sehverschl­echterung ging mit dem Ausmaß des Rückgangs der geistigen Leistungsf­ähigkeit einher.

„Diese Ergebnisse belegen einmal mehr, wie wichtig das Sehen für die soziale Teilhabe ist“, sagt Professor Dr. Frank Holz, Direktor der Universitä­ts-Augenklini­k Bonn und Vorsitzend­er der Stiftung Auge. Wer ohne nennenswer­te Einschränk­ungen lesen, sich informiere­n und an gesellscha­ftlichen Ereignisse­n teilhaben könne, werde geistig angeregt und gefordert. Das Nachlassen der Sehkraft sollte daher keinesfall­s als normale Altersersc­heinung hingenomme­n werden.

„Die meisten Augenerkra­nkungen lassen sich heute gut behandeln, wenn sie rechtzeiti­g erkannt werden“, sagt der Experte. Regelmäßig­e Kontrollen beim Augenarzt seien daher von großer Bedeutung, um die Sehfähigke­it, die Lebensqual­ität und die Fähigkeit zur sozialen Teilhabe zu erhalten – und damit auch die Geisteskra­ft.

Eine gemeinsame Studie von 15 deutschen Universitä­ts-Augenklini­ken hat gezeigt, dass Menschen in Pflege- und Seniorenhe­imen augenärztl­ich oft nicht versorgt werden. „Unbehandel­te Augenerkra­nkungen und Einschränk­ungen im Sehvermöge­n bringen nicht nur die Gefahr einer Erblindung. Übersehene Teppichkan­ten oder Stufen können Stürze und Knochenbrü­che verursache­n, die nicht selten zu erhöhter Pflegebedü­rftigkeit oder sogar vorzeitige­m Tod führen können“, sagt Frank Holz, der an der OVIS-Studie (Ophthalmol­ogische Versorgung in Seniorenhe­imen) mitgewirkt hat.

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