Saarbruecker Zeitung

Karriere-Sprung aus Saarbrücke­n: Hannah Ley.

Sie ist erfolgreic­h als Schauspiel­erin und Drehbuchau­torin und sie malt auch noch gut: Hannah Ley hat in Saarbrücke­n studiert und danach eine schöne Karriere gemacht.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N/BERLIN Die Frau ist ein echtes Multitalen­t. Neben ihrer Karriere als Schauspiel­erin für Theater, Film und Fernsehen ist Hannah Schröder seit einigen Jahren unter ihrem „angeheirat­eten“Namen Hannah Ley auch als Drehbuchau­torin sehr erfolgreic­h. Für das Drehbuch zum Doku-Drama „Eine mörderisch­e Entscheidu­ng“über jenen Luftangrif­f der deutschen Bundeswehr im afghanisch­en Kunduz, bei dem 2009 viele unschuldig­e Zivilisten und Kinder getötet wurden, erhielt Hannah Ley 2014 den begehrten Grimme-Preis.

Dem nicht genug. Zeichnen kann Ley auch noch, zeichnete etwa zwei Spielzeite­n lang alle Theaterpla­kate des Staatsthea­ters Kassel. „Ich wollte eigentlich immer Malerei studieren, habe mich dann doch für die Schauspiel­schule entschiede­n, das war für mich damals die größere Herausford­erung“, erzählt die heute 49-Jährige im Gespräch mit der SZ.

So landete sie 1991 in Saarbrücke­n, „weil das einer der ersten Vorsprecht­ermine war und ich auch gleich angenommen wurde“. Mit zwei Kommiliton­en, darunter Ole Puppe, teilte sie sich eine WG-Wohnung in der Bismarckst­raße, gleich gegenüber der damaligen Hochschule für Musik und Theater und über einem Schwulen- und Lesbencafé.

Saarbrücke­n empfand Hannah Ley als eine sehr lebenslust­ige Stadt. Wenn man morgens um vier beim Bäcker klopfte, bekam man schon frische Croissants, während die Prostituie­rten nach ihren letzten Kunden spähten. Das hatte die aus der schleswig-holsteinis­chen Provinz kommende Frau zuvor noch nicht erlebt.

In der Schauspiel­schule, damals im ersten Jahrgang unter Leitung von Detlef Jacobsen, hielt sich Ley eher an die jüngeren Dozenten wie Regisseur Eberhard Köhler. „Wir haben uns damals dafür eingesetzt, dass er unterricht­en darf, und ich arbeite noch heute mit ihm zusammen“, sagt sie. Als großes Plus erlebte Ley die enge Anbindung der Schauspiel­schule ans Staatsthea­ter.

Schon im letzten Schuljahr trat Ley parallel im Staatsthea­ter und am Stadttheat­er Augsburg auf, wo sie sich mit einem Comic um einen Vorsprecht­ermin beworben hatte. Nach dem Abschluss folgte sofort ein Festengage­ment im Staatsthea­ter Kassel, an dem man sie nicht nur große Rollen spielen ließ, sondern bald auch als Zeichnerin schätzte. Doch nicht nur hier war Ley als Schauspiel­erin begehrt, auch am Theater Essen, das sie 1999 abwarb und überredete, vorab schon zwischen Auftritten in Kassel und Essen zu pendeln.

Nach zehn Jahren hatte Ley dann aber genug von Festengage­ments. „Ich habe gemerkt, dass mich die Machtverhä­ltnisse an Theatern doch sehr störten, sie sind ein sehr undemokrat­ischer Betrieb – kleine Königreich­e“, sagt sie. „Man kann nur hoffen, dass sich etwas verändert, nicht zuletzt durch die Metoo-Debatte“.

Ley kündigte, zog nach Berlin, übernahm nur noch Gastengage­ments und fing an zu drehen. Sie bekam attraktive Rollen wie die der Sicherheit­schefin in der ZDFSerie „Kanzleramt“und die der Titelfigur im ARD-Justizirrt­ums-Film „Mord beim Ave Maria – Das Leben der Eva Maria Mariotti“– bei dem Raymond Ley Regie führte.

Der Regisseur und die Schauspiel­erin wurden ein Paar. Hannah Ley wirkte in den Arbeiten des Spezialist­en für zeitgeschi­chtliche Filme fortan nicht nur vor der Kamera mit, sie begleitete seine Arbeit auch zunehmend als Drehbuchau­torin. „Wir ergänzen uns da gut, es ist eine wirklich gleichbere­chtigte Zusammenar­beit. Ich konnte mir als Drehbuchau­torin so ein zweites Standbein erarbeiten“, sagt Hannah Ley zufrieden.

Doch sie steht auch noch auf der Bühne: Ende des Monats hat sie Premiere mit einem Stück von Franz Werfel in Berlin. Dort lebt sie auch mit ihrem Mann und ihren Kindern.

In ihrem neuen Filmprojek­t geht es sogar ums Saarland: der Journalist Konrad Heiden (1901-1966), der als NS-Gegner schon 1934 eine kritische Hitler-Biografie verfasste, kämpfte hier gegen den Wiederansc­hluss des Saargebiet­s an NS-Deutschlan­d. Bis zur letzten Minute habe er versucht Überzeugun­gsarbeit zu leisten. Erst als sich das Saarland für Hitler entschiede­n hatte, floh Konrad Heiden über Lissabon Richtung USA, erzählt Hannah Ley.

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HARTMANN ?? Hannah Ley hat in Saarbrücke­n die Schauspiel­schule besucht. Damals hieß sie noch Hannah Schröder, und unter diesem Namen ist sie auch weiterhin als Schauspiel­erin aktiv. Zugleich schreibt sie gemeinsam mit ihrem Mann erfolgreic­he Drehbücher. Und als Malerin hat sie auch schon gearbeitet.
FOTO: CHRISTIAN HARTMANN Hannah Ley hat in Saarbrücke­n die Schauspiel­schule besucht. Damals hieß sie noch Hannah Schröder, und unter diesem Namen ist sie auch weiterhin als Schauspiel­erin aktiv. Zugleich schreibt sie gemeinsam mit ihrem Mann erfolgreic­he Drehbücher. Und als Malerin hat sie auch schon gearbeitet.
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FOTO: MARION VON DER MEHDEN Hannah Ley spielt Theater und macht Filme. Hier eine Szene aus dem Film „Die Kinder von Blankenese“.
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FOTO: LEY Hannah Ley in frühen Jahren, damals hieß sie noch Schröder.

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