„Meeresschutz fängt zu hause an“
Die Meeresbiologin Frauke Bagusche kämpft gegen die Vermüllung der Ozeane.
Frauke Bagusche ist, nach Forschungsaufenthalten auf dem ganzen Erdball, seit einigen Jahren Wahl-Saarbrückerin. Die 41-Jährige ist Doktorin der Meeresbiologie, im Mai hat sie ihr erstes Buch „Das blaue Wunder“veröffentlicht. Mit ihrem Verein „The Blue Mind“will sie nun besonders der jüngeren Generation in Schulen den Meeresschutz näherbringen.
Sagen Sie Mal Frau Bagusche, wie steht es denn um unsere Meere?
Frauke Bagusche: Also die Meere leiden schon ganz schön unter uns Menschen. Einmal haben wir die Problematik durch die Überfischung, wir nehmen mehr als das Meer nachliefern kann an Fischen. Oder die Vermüllung der Meere durch Plastik zum Beispiel. Da landen jährlich bis zu zwölf Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen, das ist eine Müllwagenladung pro Minute. Und natürlich der Klimawandel. Gerade Korallen reagieren extrem empfindlich auf Temperaturschwankungen, ist es zu warm, sterben sie ab.
Wie wirkt sich diese Vermüllung denn auf die Meere aus?
Frauke Bagusche: Wenn wir uns zum Beispiel die Vermüllung durch Fischernetze anschauen, im Englischen werden die „ghost nets“(Geisternetze) genannt. Das sind Fischernetze, die nicht richtig entsorgt wurden. Und die schwimmen dann wie Todesfallen durch die Ozeane, die können Größen erreichen von mehreren Fußballfeldern. Darin verheddern sich Tiere wie Meeresschildkröten, Haie, Vögel. Und die verenden dann qualvoll. Ein anderes Problem sind zum Beispiel Plastiktüten. Meeresschildkröten lieben Quallen, und so eine schwimmende Plastiktüte erinnert eben an eine Qualle und wird von den Schildkröten gefressen. Und auch die verenden dann qualvoll. Wenn man sich etwa den Mageninhalt von gestrandeten Walen anschaut, dann findet man dort Plastikfolien, Agrarfolien und sogar Flip-Flops.
Was kann denn jeder im Kleinen konkret dagegen tun?
Frauke Bagusche: Meeresschutz fängt zu hause an, eigentlich bei jeder unserer Kaufentscheidungen. Kaufe ich Obst und Gemüse, das in Plastik verpackt ist, oder gehe ich auf den Wochenmarkt und kaufe loses Obst und Gemüse, was auch noch regional ist. Bei Kosmetik kann man darauf achten, ob da Mikroplastik drin ist. Mittlerweile gibt es sehr viele Produkte ohne Mikroplastik.
Videos zu allen Teilen der Serie „Sagen Sie mal“gibt es im Internet. www.saarbruecker-zeitung.de/ videos-sagensiemal
DAS GESPRÄCH FÜHRTE TOBIAS EBELSHÄUSER