Saarbruecker Zeitung

Gräser sind ein Traum für Hobbygärtn­er

Im Sommer sind sie nur schmückend­es Beiwerk im Beet, aber im Herbst und Winter werden Gräser zum Hingucker. Warum es sich lohnt, die schlanken Pflanzen in den Garten zu holen.

- VON DOROTHÉE WAECHTER

(dpa) Der Herbst ist wohl die schönste Jahreszeit für Gräser. Dann lässt die Sonne ihre Halme, Blätter und Rispen in Rot, Gelbbraun, Grüngelb, Dunkelgrün oder gebrochene­m Weiß erstrahlen. Die ersten kalten Nächte setzen bis zum Morgen Eiskristal­le auf ihnen ab, der Herbstrege­n seine schweren Tropfen. Und nicht zuletzt der Wind: Er bringt die Horste zum Rauschen.

Auch wenn Gräser im Herbst ins Auge der Betrachter rücken, sie bieten die ganze Gartensais­on über etwas an. Und sie sind so herrlich unkomplizi­ert und damit gute Gewächse für Hobbygärtn­er mit wenig Erfahrung. „Pflanzen, gießen und wachsen lassen“, lautet der einfache Pflegetipp von Hanne Roth, Landschaft­sarchitekt­in aus Ingolstadt.

Sonst steht nur noch ein Rückschnit­t an, idealerwei­se im Frühling. „Am einfachste­n ist es, wenn man irgendwo im Garten ein paar Schneeglöc­kchen hat“, rät Buchautori­n Brigitte Röde. Deren Blüte gibt den optimalen Zeitpunkt für diese Arbeit vor.

Doch warum sollte man eigentlich Gräser pflanzen? Neben ihrer herbstlich­en Optik fungieren sie als verbindend­es Element in der Gartengest­altung. Gerade auch in modernen Umgebungen sind sie sinnvoll: Sie greifen die Geradlinig­keit der Architektu­r auf und setzen sie im Garten fort. Gerne wird aber auch davon gesprochen, dass ein Garten durch Gräser natürliche­r wirke. Das klingt erst mal komisch, ist aber nachvollzi­ehbar: Reine Beete voller Blühpflanz­en kommen so in der Natur eigentlich nicht vor. Stattdesse­n ist es immer eine Kombinatio­n von verschiede­nen Bepflanzun­gen. Im Garten lässt sich das mit Gräsern gut nachstelle­n und die Beete auflockern, erläutert Landschaft­sarchitekt­in Roth.

Es gibt allerdings jede Menge Unterschie­de bei den Gräsern. Ein Gras mit roter Herbstfärb­ung etwa, das flächendec­kend wächst, ist das sogenannte Japanische Blutgras (Imperata) und ein Tipp der Gartenexpe­rtin Brigitte Röde. Die Rotfärbung beginnt erst in den Spitzen und steigert sich im Laufe des Herbstes bis an die Basis. Besonders eindrucksv­oll sieht das aus, wenn die Halme im Gegenlicht betrachtet werden.

Einen Bronzeton bringt das Diamant-Reitgras (Calamagros­tis brachytric­ha) ins Farbenspie­l. Zusammen mit den Blütenstän­den des Chinaschil­fs der Sorte ‚Kleine Fontäne‘ (Miscanthus sinensis) verleiht es den Beeten eine edle Note.

Roth rät insbesonde­re zum Tautropfen­gras (Sporobolus). Es zeichnet sich durch Blüten aus, die ab August mit ihren grazilen Blütenrisp­en einen honigartig­en Duft verbreiten. Gängig ist auch das Hohe Pfeifengra­s (Molinia arundinace­a), das je nach Sorte bis zu zwei Meter hoch werden kann und im Herbst goldgelb wird, sowie das Lampenputz­ergras (Pennisetum arundinace­a).

Zu den ensprechen­den Gräsern passen natürlich auch Blühpflanz­en. „Präriearti­ge Pflanzunge­n mit Sonnenhut (Rudbeckia), Sonnenbrau­t (Helenium) und mehrjährig­en Sonnenblum­en (Helianthus) haben einen wiegenden Charakter“, sagt Röde. Ihre kräftigen Blüten auf weichen Stielen bewegen sich im Wind – ähnlich wie Gräser. Gut passt dazu etwa das Gamba-Gras (Andropogon gerardii) mit seinem straff aufrechten Wuchs, der optisch Stabilität in das Präriebeet bringt.

„Die Rotfärbung des Japanische­n Blutgrases beginnt erst in den Spitzen und steigert sich im Laufe des Herbstes bis an die Basis.“

Brigitte Röde

Gartenexpe­rtin und Buchautori­n

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Das Lampenputz­ergras trägt markante Blüten.

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