Trotzkopf Trump düpiert die Dänen
Weil ihm die Regierung in Kopenhagen Grönland nicht verkaufen will, sagt der US-Präsident seinen Staatsbesuch ab, zu dem ihn Königin Margarete persönlich eingeladen hatte. Die zeigt sich „überrascht“.
(dpa) Man stelle sich vor, Bundeskanzlerin Angela Merkel würde vom niederländischen König Willem-Alexander nach Den Haag eingeladen. Die Kanzlerin nimmt die Einladung an, danach teilt Merkel plötzlich mit, dass Deutschland die niederländische Nordseeinsel Schiermonnikoog kaufen möchte. Den Haag und die Inselverwaltung lehnen empört ab, Merkel streicht den Besuch daraufhin. Sowas gibt es nicht? In der Welt von Donald Trump schon. Weil niemand mit ihm über einen Verkauf Grönlands an die USA reden will, hat der US-Präsident am Dienstagabend (Ortszeit) einen Staatsbesuch in Dänemark abgesagt.
Trump mag ein noch so unkonventioneller Präsident sein – aber würde er wirklich Grönland kaufen wollen? Die Regierungen in Dänemark und Grönland hofften ebenso wie viele Trump-gestählte Amerikaner auf einen Scherz. Nichts dergleichen: Ein Kauf der Arktisinsel – die autonom ist, aber zum dänischen Königreich gehört und auf der die USA einen Luftwaffenstützpunkt betreiben – könnte „strategisch“interessant sein, sagte Trump am Sonntag. Dänemark verliere mit seiner Unterstützung für Grönland jedes Jahr viel Geld, argumentierte der zum US-Präsidenten mutierte Baumogul. „Im Grunde wäre es ein großes Immobiliengeschäft.“
Am Montag legte Trump in einem selbst für seine Verhältnisse bizarren Tweet nach: In einer Fotomontage verschickte er das Bild eines golden glänzenden Trump-Towers, der in eine armselig wirkende Hüttensiedlung an einer Küste montiert wurde. Der Text dazu: „Ich verspreche, dass ich das Grönland nicht antun werde!“Das dürfte ironisch gemeint gewesen sein, die eigentliche Botschaft: Ich bringe Euch Wohlstand.
Grönland ist etwa sechsmal so groß wie Deutschland, ein Großteil der Fläche ist ständig von Eis bedeckt – noch jedenfalls, der Klimawandel ist dort besonders spürbar. Spötter meinten nach der Ankündigung zu einem etwaigen Grönland-Kauf, Trump spekuliere darauf, dass wegen der Erderwärmung bald etliche Grundstücke mit Meerzugang frei würden.
Kopenhagen wäre die letzte Station von Trumps Europa-Reise gewesen, die ihn am Samstag zunächst zum G7-Gipfel der wichtigen Industriestaaten USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und Japan ins französische Biarritz führt. Am 31. August ist er in Polen, einem seiner engsten Verbündeten in Europa – danach wäre er nach Kopenhagen gereist.
„Der Präsident und die First Lady haben auch eine Einladung angenommen, Ihre Majestät Margarete II., Königin von Dänemark, zu besuchen“, hieß es Ende Juli in einer Mitteilung des Weißen Hauses zu dem geplanten Besuch in Kopenhagen. Dann kam auf einmal das Thema Grönland auf die Tagesordnung – das nun dafür sorgte, dass die Reise abgesagt wurde. „Dänemark ist ein sehr besonderes Land mit unglaublichen Menschen“, schrieb Trump am Dienstagabend (Ortszeit) auf Twitter. Weil Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen aber kein Interesse daran zeige, über einen Verkauf von Grönland zu sprechen, werde er den Besuch auf unbestimmte Zeit verschieben.
Dass Trump unberechenbar ist, dürften auch die Dänen gewusst haben. Dennoch reagierten sie am Mittwoch verschnupft. Das Königshaus nannte die Absage „eine Überraschung“. Frederiksen trat dem Eindruck entgegen, es gebe eine Krise mit den USA.
Deutlicher wurde der Abgeordnete und frühere Finanzminister Rasmus Jarlov. „Als ein Däne (und ein Konservativer) ist das schwer zu glauben“, schrieb Jarlov auf Twitter. Ohne jeden Grund nehme Trump an, dass ein autonomer Teil des Landes zum Verkauf stehe. Dann streiche er seinen Besuch, auf den sich ganz Dänemark vorbereitet habe. Jarlov nannte das Verhalten „beleidigend“– und er fragte: „Stehen Teile der USA zum Verkauf? Alaska? Bitte zeigen Sie mehr Respekt.“