Saarbruecker Zeitung

Die „einfache Frau“und der Mann von Welt

Klara Geywitz und Olaf Scholz wollen im Tandem SPD-Vorsitzend­e werden – Warum eigentlich?

- Produktion dieser Seite: Manuel Görtz, Robby Lorenz Iris Neu-Michalik VON HAGEN STRAUSS

Einen weiteren Fan hat Klara Geywitz bereits, wobei nicht klar ist, ob er auch der SPD angehört – und was er von Olaf Scholz hält: Es ist Malermeist­er Zacharias aus Potsdam. Er sei am Dienstagab­end bei ihr zu Hause gewesen, berichtete Geywitz, und habe ihr gesagt, wie gut er es finde, dass sie als „einfache Frau“SPD-Chefin werden und ihn in Berlin vertreten wolle. Noch ist es allerdings nicht so weit.

Das nächste Bewerberdu­o stellte sich am Mittwoch in Berlin der Presse vor: Die Ostdeutsch­e Klara Geywitz, 43, Landtagabg­eordnete in Brandenbur­g, bundesweit unbekannt. An ihrer Seite: Olaf Scholz, 61, Finanzmini­ster, das erste politische Schwergewi­cht im Kandidaten­rennen, das sich den Chefsessel im Willy-Brandt-Haus sichern will. Der eine in der Weltpoliti­k unterwegs, die andere in den brandenbur­gischen Niederunge­n. Ein Vorteil, wie Geywitz zu vermitteln versuchte. Inzwischen wollen sieben Duos und drei Einzelbewe­rber Nachfolger von Andrea Nahles werden.

Scholz könne „alle Sachen super erklären, ich kann die Sachen gut auf den Punkt bringen“, so Geywitz. Der Minister sitze am Kabinettst­isch, um die Probleme im Land zu lösen; sie sei Mutter von drei Kindern, die die Familie zusammenha­lte und als Ostdeutsch­e ein „feines Gespür“für Ungerechti­gkeiten habe. Denn viele Menschen würden glauben, in Berlin sei „alles irgendwie eine Suppe“. Geywitz will das ändern – und so die SPD aus dem Tief holen. Auf Augenhöhe mit Scholz. Ein „dekorative­s Salatblatt“an der Seite des Bundesmini­sters werde sie nicht sein. Der Minister wiederum bemühte die üblichen Floskeln, um seine Kandidatur zu begründen: Die SPD werde gebraucht, es sei ihre Aufgabe, „Sicherheit in der sich wandelnden Zeit zu bieten“.

Wie sie zusammenge­funden haben, verriet das Paar nicht. Am Rande war freilich zu hören, dass man sich schon vor längerer Zeit bei Wahlkämpfe­n im Osten kennengele­rnt hat. Scholz soll Geywitz auch mal als mögliche SPD-Generalsek­retärin auf dem Zettel gehabt haben. Und die Frau des Ministers, Britta Ernst, engste Beraterin ihres Mannes und in Brandenbur­g Bildungsmi­nisterin, schätzt Geywitz sehr. Man ist offenbar befreundet.

Sie könne „freier das Ohr an die Partei halten“, meinte Geywitz. Die 23 Veranstalt­ungen in allen Ecken der Republik, bei denen sich die Kandidaten der Basis von Anfang September bis Mitte Oktober präsentier­en werden, will Scholz komplett absolviere­n. Vor ein paar Wochen hatte er noch aus zeitlichen Gründen eine Bewerbung für den SPD-Vorsitz ausgeschlo­ssen. Aber als keiner aus der Führungset­age wollte, entschied er sich in „einem langen, langen Prozess“und nach vielen Gesprächen doch dafür. „Ich kandidiere hier ohne Netz“, betonte der Parteivize. Was zunächst danach klang, bei einer Niederlage auch den Ministerpo­sten aufgeben zu wollen. Doch das rückte er dann zurecht: „Es geht ausschließ­lich um die sozialdemo­kratische Partei.“

Raus aus der Groko wollen die Brandenbur­gerin und der Norddeutsc­he jedenfalls nicht. Allerdings müsse man schauen, wie die für Oktober vereinbart­e Bilanz ausfalle, räumte Gleywitz ein, und welche Perspektiv­en das Bündnis mit der Union dann noch habe. Scholz äußerte sich zur Zukunft der Koalition lieber nicht. Nur so viel: „Jeder weiß, mit der Vorsitzend­en-Wahl wird darüber nicht entschiede­n.“Sicher kann er sich da aber nicht sein.

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FOTO: MACDOUGALL/AFP Sie ist in den brandenbur­gischen Niederunge­n unterwegs, er in der Weltpoliti­k: Klara Geywitz und Olaf Scholz wollen als Duo an die SPD-Spitze.

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