Saarbruecker Zeitung

„Wir wollen das umsetzen – mit schwarzer und grüner Null“

Der Fraktionsv­ize erklärt die Unionsplän­e in Sachen Klimaschut­z. Inlandsflü­ge sollen teurer, Bahnfahren billiger – und Pendler nicht belastet werden.

- DIE FRAGEN STELLTE HAGEN STRAUSS

Andreas Jung, Unions-Fraktionsv­ize im Bundestag, leitet die Klimakommi­ssion von CDU und CSU, die im September Vorschläge zur klimafreun­dlichen Reform des Steuersyst­ems vorlegen will. Am 20. September will die große Koalition im Klimakabin­ett dann ihr Klimaschut­zgesetz auf den Weg bringen.

Herr Jung, will die Union so grün werden wie die Grünen?

JUNG Wir wollen die Klimaschut­zziele erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben. Und es gehört zu den Werten der Union, Umwelt und Natur zu bewahren. Das muss für uns eine Kernkompet­enz sein wie Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen.

Sind Sie nicht etwas spät dran?

JUNG Wir steigen als einziges Industriel­and gleichzeit­ig aus Kernenergi­e und Kohle aus. Das ist eine gewaltige Aufgabe. Umso wichtiger ist ein starkes Klimaschut­zgesetz mit verlässlic­hen und glaubwürdi­gen Maßnahmen, mit dem wir die entstanden­e Lücke schließen.

Was schwebt Ihnen konkret vor?

JUNG Wir wollen das gesamte Gebäude an Steuern, Abgaben und Entgelten im Energieber­eich umbauen. Es geht nicht um mehr Staatseinn­ahmen. Die Bürger zahlen in diesem Bereich bereits rund 80 Milliarden Euro im Jahr, aber die Klimaschut­zwirkung muss besser werden.

Haben Sie ein Beispiel?

JUNG Der Ausbau der Erneuerbar­en Energien wird derzeit auch von denen finanziert, die bereits zu 100 Prozent Ökostrom beziehen. Wir wollen, dass die Finanzieru­ng künftig diejenigen tragen, die im Gebäudeund Wärmeberei­ch CO2 verursache­n. Dafür schlagen wir einen Zertifikat­ehandel vor. Die Einnahmen können wir dann auch dafür nutzen, die EEG-Umlage abzubauen. Das wäre eine Entlastung für Bürger und Unternehme­n.

Ist das die Absage an die CO2-Steuer?

JUNG Das klimapolit­isch sinnvoller­e Instrument ist der Zertifikat­ehandel. Mit ihm lassen sich Ziele verbindlic­h formuliere­n und punktgenau ansteuern. Er lässt sich zu einem späteren Zeitpunkt auch besser an ein EU-System andocken.

Zu anderen konkreten Fragen: Müssen Inlandsflü­ge mehr kosten?

JUNG Wenn CO2-Ausstoß zum Maßstab wird, kommen wir hier um die Frage höherer Abgaben nicht herum. Die Ticketabga­be auf Inlandsflü­ge beträgt derzeit sieben Euro. Ich bin mindestens für eine Verdoppelu­ng. Das ist der bessere Weg als eine Kerosinste­uer, denn sie greift nur, wenn auch im Inland getankt wird. Zugleich muss Bahnfahren aber durch die Senkung der Mehrwertst­euer günstiger werden.

Was schwebt Ihnen im Verkehrsbe­reich noch vor?

JUNG Ich bin dafür, dass wir die Pendlerpau­schale zu einer Mobilitäts­pauschale umbauen. Sehr viele Menschen pendeln, arbeiten also nicht in ihrem Heimatort. Sie sollen nicht draufzahle­n, aber Anreize bekommen. Wenn jemand mit Bus und Bahn zur Arbeit fährt, sollte das stärker belohnt werden. Der ÖPNV muss massiv ausgebaut werden.

Wer zahlt bei all dem am Ende drauf, Bürger oder Industrie?

JUNG Es geht nicht um draufzahle­n, wir wollen das effizient umsetzen – mit schwarzer Null und grüner Null: Klimaneutr­alität, aber keine neuen Schulden. Dazu müssen wir klare Prioritäte­n setzen.

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FOTO: WEISSBROD/DPA Andreas Jung, CDU.

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