Saarbruecker Zeitung

Pfleger aus Mexiko im Saarland begehrt

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(fu) Der Fachkräfte­mangel führt Krankenhäu­ser aus dem Saarland nach Mexiko. Das Uni-Klinikum (UKS) in Homburg und das Klinikum Saarbrücke­n werben dort im September um Pfleger. Neben einer Info- und Rekrutieru­ngsveranst­altung sind Auswahltes­ts und Bewerbungs­gespräche geplant. Um direkt Arbeitsver­träge abschließe­n zu können. Wer unterschre­ibt, soll in Mexiko sechs Monate einen Deutschkur­s besuchen – um im Frühjahr nächsten Jahres zunächst als Pflegehelf­er in Homburg oder Saarbrücke­n anfangen zu können.

Zentrale Auswahlkri­terien seien eine Ausbildung oder ein vergleichb­arer Abschluss in Mexiko sowie einige Jahre Berufserfa­hrung, so die Bundesagen­tur für Arbeit, deren Zentrale Auslands- und Fachvermit­tlung die Krankenhäu­ser bei ihrer Suche unterstütz­t. Nach Angaben der Behörde dauert es im Saarland derzeit 157 Tage, bis Stellen in der Krankenpfl­ege besetzt werden. Man brauche mehr Personal, als es aktuell auf dem Markt gebe, sagt Thomas Hesse, Personaldi­rektor am Klinikum Saarbrücke­n. „In Mexiko gibt es ein Überangebo­t an ausgebilde­ten Fachkräfte­n im Gesundheit­sbereich“, sagt er. „Es ist eine Win-win-Situation.“Ähnlich äußert sich Wolfgang Klein, Pflegedire­ktor des Universitä­tsklinikum­s. In Deutschlan­d gebe es kurz- und mittelfris­tig noch nicht genügend Fachkräfte, das jetzige Projekt komme beiden Ländern zugute.

Die Linksfrakt­ion im Landtag sieht das anders. „In vielen Regionen Mexikos ist die gesundheit­liche Versorgung unzureiche­nd“, sagt Fraktions-Vize Astrid Schramm. Statt zu helfen, die Verhältnis­se in Mexiko und die Arbeitsbed­ingungen für Pflegepers­onal hierzuland­e zu verbessern, wollten die Kliniken jetzt Pflegepers­onal abwerben, kritisiert sie. Dagegen nennt Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) die Bemühungen „unterstütz­enswert“. „Wir brauchen in der Pflege jede helfende Hand zur Sicherung des Fachkräfte­bedarfs“, sagt sie.

Im Ausland zu rekrutiere­n, das könne „nur Beiwerk sein“, sagt Michael Quetting, Krankenpfl­eger und Gewerkscha­ftssekretä­r bei Verdi. „Das wird unser Problem nicht grundsätzl­ich lösen.“Es gehe darum, die Arbeitsbed­ingungen hier zu verbessern. 2018 setzte Verdi am UKS die Neueinstel­lung von 135 Pflegekräf­ten durch, gesucht wird nun händeringe­nd – auch in Mexiko.

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