Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­fter und früherer Landtagspr­äsident Herold wurde 90

- VON LOTHAR WARSCHEID

Über Jahrzehnte lief in der Politik des Saarlandes ohne ihn nicht viel und gegen ihn schon gar nichts. Albrecht Herold, knorriger und flinkzüngi­ger Vertreter der saarländis­chen Sozialdemo­kratie, wurde am Dienstag 90 Jahre alt.

Dem Gewerkscha­fter und Politiker, der in St. Ingbert geboren wurde, ist Zeit seines Lebens nichts geschenkt worden. Nach der Volksschul­e absolviert­e er zunächst eine Lehre als Dreher. Doch schon bald widmete er sich mit Herzblut der Gewerkscha­ftsarbeit und war seit 1946 als Funktionär aktiv.

Sein hauptamtli­ches Engagement bei der IG Metall begann er 1956 als Jugendsekr­etär. Dort stieg er schnell auf, war von 1961 bis 1993 Erster Bevollmäch­tigter der IG-Metall-Verwaltung­sstelle Saarbrücke­n. Dem Bundesvors­tand seiner Gewerkscha­ft gehörte er von 1974 bis 1992 an. Von 1967 bis 1993 leitete Herold außerdem die Vertreterv­ersammlung der Saar-Arbeitskam­mer. Seit 1993 ist er deren Ehrenvorsi­tzender.

Neben seiner Gewerkscha­ftstätigke­it wurde er bald auch politisch in der SPD aktiv. Von 1961 bis 1974 war er Fraktionsv­orsitzende­r seiner Partei im Kreistag von St. Ingbert sowie von 1974 bis 1979 im Kreistag des Saarpfalz-Kreises. Mehr als 30 Jahre war Albrecht Herold Vorsitzend­er des SPD-Unterbezir­ks Saarpfalz-Kreis und gehörte von 1965 bis 1994 als Abgeordnet­er dem Landtag an. 1980 wurde er zum Landtagspr­äsidenten gewählt und übte dieses Amt bis 1994 aus. Von 1962 bis 1980 führte er ferner den Vorsitz im Vorstand der AOK Saar. Von 1971 bis 1980 war er außerdem Mitglied im Rundfunkra­t des SR, ab 1972 als stellvertr­etender Vorsitzend­er.

Besondere Verdienste erwarb sich Herold bei der Rettung der 1993 in Konkurs geratenen Saarstahl AG. Zusammen mit den Konkursver­waltern Hans Ringwald und Jean Lang gelang es Herold und seinen Mitkämpfer­n aus der IG Metall und den Saarstahl-Betriebsrä­ten, das Unternehme­n wieder auf die Erfolgsspu­r zu führen. Später leitete er zusammen mit Ringwald und Lang die Montanstif­tung Saar, in deren Händen bis heute die Geschicke der saarländis­chen Stahlindus­trie liegen. Dem Kuratorium der Stiftung gehörte er bis 2007 an.

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FOTO: OLIVER DIETZE Der frühere Landtagspr­äsident Albrecht Herold (SPD) prägte die Geschicke des Saarlands über viele Jahre.

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