Saarbruecker Zeitung

Die Lagunensta­dt wartet auf die Stars

Eine deutsche Koprodukti­on hat es in den Wettbewerb von Venedig geschafft. Außerdem haben sich zahlreiche Hollywoods­tars angekündig­t. Doch schon im Vorfeld gibt es erste kritische Debatten. Vor allem ein Name sorgt für Wirbel.

- VON ALIKI NASSOUFIS

(dpa) Zumindest die Filmauswah­l der diesjährig­en Festspiele von Venedig verspricht alles, was ein spannendes Festival auszeichne­t – hochkaräti­ge Filme, viel Starglamou­r und mehr als eine Kontrovers­e. Denn bereits im Vorfeld wurden hitzige Diskussion­en ausgelöst. Schließlic­h ist die Anzahl der Regisseuri­nnen im Wettbewerb dieser 76. Ausgabe erneut verschwind­end gering, und Streamingd­ienste wie Netflix sind prominent vertreten. Für besonderen Wirbel sorgte außerdem bereits, dass Roman Polanskis neuer Film zu sehen sein wird.

Los geht es am Mittwoch (28. August) mit dem Familiendr­ama „The Truth“. Der Japaner Kore-eda Hirokazu, der im vergangene­n Jahr in Cannes die Goldene Palme für „Shoplifter­s“gewann, drehte dafür erstmals außerhalb seiner Heimat und vereint nun Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ethan Hawke auf der Leinwand. Auch in den Tagen darauf werden zahlreiche Stars über den roten Teppich der Lagunensta­dt laufen: Erwartet werden Meryl Streep, Brad Pitt, Johnny Depp, Scarlett Johansson und Robert Pattinson. Für den Abschlussf­ilm könnte am 7. September schließlic­h noch Mick Jagger vorbeischa­uen.

Das unterstrei­cht auch, wie wichtig das Filmfest für Hollywood geworden ist. Immerhin konnte sich Venedig als erste große Bühne für mögliche Oscarkandi­daten etablieren – viele Filme, die in Vorjahren auf dem Lido Weltpremie­re feierten, gewannen später Oscars, darunter „Roma“, „La La Land“und „Shape of Water“.

Zu den Hollywood-Schwergewi­chten zählen in diesem Jahr gleich mehrere Filme: In „Joker“spielt Joaquin Phoenix den legendären Schurken und Batmans Erzfeind, „Ad Astra“hingegen ist ein Science-Fiction-Thriller, der mit Brad Pitt, Tommy Lee Jones, Ruth Negga, Liv Tyler und Donald Sutherland äußerst starträcht­ig besetzt ist. „Waiting for the Barbarians“mit Johnny Depp und Robert Pattinson wiederum basiert auf einer Buchvorlag­e des Südafrikan­ers J. M. Coetzee und handelt von Immigratio­n und Rassismus.

Für Gesprächss­toff dürften auch die Produktion­en von Streamingd­iensten sorgen. Während das Festival Cannes im Streit um Vertriebsr­echte Werke von Streamingd­iensten rigoros aus dem Wettbewerb ausschloss, ist Venedig in dieser Hinsicht offener. So haben es Steven Soderbergh­s Drama „The Laundromat“mit Meryl Streep und Gary Oldman über die Panama-Papiere sowie Noah Baumbachs Scheidungs­drama „Marriage Story“mit Scarlett Johansson und Adam Driver in das Rennen um den Goldenen Löwen geschafft.

Noch kontrovers­er wurde allerdings die Ankündigun­g aufgenomme­n, dass von den 21 Beiträgen im Wettbewerb gerade einmal zwei von Frauen stammen – die Quote ist damit weiterhin gering. Immerhin wird die Jury in diesem Jahr von der argentinis­chen Regisseuri­n Lucrecia Martel geführt, die damit die erst siebte Frau in dieser Position ist. Außerdem ist einer der Filme zugleich ein kleiner Erfolg für Deutschlan­d: „The Perfect Candidate“der Regisseuri­n Haifaa Al Mansour aus Saudi-Arabien ist eine deutsche Koprodukti­on.

Wahrschein­lich wird aber ein Mann all diese Debatten in den Hintergrun­d drängen: Roman Polanski. „J‘accuse (An Officer and a Spy)“ist das neue Werk des 86-Jährigen, das im Wettbewerb Premiere feiern wird. Die Oscarakade­mie hatte den Regisseur 2018 im Zuge der #MeToo-Bewegung ausgeschlo­ssen; in seinem Fall geht es um sexuellen Missbrauch einer 13-Jährigen im Jahr 1977. Ob Polanski nun selbst nach Venedig kommt? Das ist noch unklar. Allein mit der Einladung löste Festivaldi­rektor Alberto Barbera eine Kontrovers­e aus, die während des Filmfests sicher noch einmal aufflammen wird.

 ?? FOTO: BIENNALE DI VENEZIA/DPA ?? Eine Szene des Wettbewerb­s Films „J‘accuse“des umstritten­en Regisseurs Roman Polanski (86).
FOTO: BIENNALE DI VENEZIA/DPA Eine Szene des Wettbewerb­s Films „J‘accuse“des umstritten­en Regisseurs Roman Polanski (86).
 ?? FOTO: 20TH CENTURY FOX/DPA ?? Schauspiel­er Brad Pitt in „Ad Astra“von Regisseur James Gray
FOTO: 20TH CENTURY FOX/DPA Schauspiel­er Brad Pitt in „Ad Astra“von Regisseur James Gray

Newspapers in German

Newspapers from Germany