Sulzbachs Moschee ist noch im Rohbau
Vor drei Jahren begannen die Arbeiten an der ehemaligen Postfiliale. Eine Eröffnung ist nach wie vor nicht in Sicht.
Kabel hängen von den Decken. Die Wände sind unverputzt. Toiletten und weitere sanitäre Einrichtungen fehlen noch. Die Fußböden sind ohne Estrich. Drei Jahre nach Beginn des Umbaus der früheren Postfiliale in Sulzbach zu einer Moschee deutet wenig auf eine rasche Eröffnung hin.
Dabei sollten die Arbeiten an diesem in Sulzbach umstrittenen Vorhaben schon im vorigen Jahr abgeschlossen sein. „Alles hängt derzeit am Fensterbauer. Der hat Lieferverzug. Sobald er die Türen eingesetzt hat, können alle anderen Gewerke weitermachen“, sagt Burhan Yagci, der Vorsitzende der Muslimischen Gemeinde Saarland (MGS).
Er kommt gerade vom „Dialog der Religionen“, einer Plattform, die in Sulzbach seit Jahren für den Gedankenaustausch zwischen den Religionsgemeinschaften steht. „Wegen der Brandschutzauflagen mussten wir mehrfach die Pläne ändern“, sagt der 33-Jährige und nennt damit weitere Gründe für den Verzug. Finanzielle Probleme schloss Yagci hingegen als Ursache für den schleppenden Fortgang aus.
Rückblende: 2015 erwarb die Muslimische Gemeinde das damals leerstehende Gebäude. Etwa 600 000 Euro waren für den Umbau veranschlagt. Davon gehen die Bauherren bis heute aus. Der Umbau soll aus Spenden finanziert werden. Über deren Herkunft wurde viel spekuliert. Hinweise auf Verbindungen zu Organisationen, die angeblich den weltweiten Terror unterstützen, verschärften die Diskussionen über den Moscheebau in der Stadt – bis heute. „Dabei hat der Verfassungsschutz klargestellt, dass dies nicht der Fall ist“, sagt Yagci.
An der Stimmung in der Stadt hat dies offenbar nichts geändert. Das zeigte in dieser Woche ein Gespräch des Sprechers der Freien Wähler (FW ), Bernd Schlachter, mit dem SR. Er meinte, die Gewinne von AfD und Freien Wählern (FW) hingen „mit dieser Moschee und der Flüchtlingspolitik zusammen.“
195 Gläubige sollen irgendwann in Sulzbach beten können. „Die Moschee soll auch eine Chance auf Annäherung zwischen dem Christentum und dem Islam sein“, hatte Yagci bereits 2017 betont. Er widersprach dem Vorwurf der Gewaltbereitschaft im Salafismus, einer besonders konservativen Richtung im Islam. Ihr wird die MGS zugerechnet. Sie soll in Sulzbach überdurchschnittlich viele Anhänger haben: „Wir sind Muslime. Und es ist etwas Gutes, dem Propheten nachzueifern. Dass man gut zu seinen Nachbarn ist, zu älteren Menschen, zu Kindern. Seine Gebete verrichtet, seine Rechte und Pflichten kennt.“
Das Demonstrationsrecht nahmen etliche Sulzbacher in den letzten Jahren in Anspruch. Und auf der rechten Flanke des politischen Spektrums mit Unterstützung durch Meinungsmacher von außerhalb.
So kam Ed Wagensveld, Vertreter der niederländischen Pegida-Bewegung. Aber es gab auch Veranstaltungen unter dem Motto „Bunt statt braun“, die nicht unkritisch, aber zumindest offen mit der geplanten Moschee umgingen.
Besuche von Vertretern anderer Religionsgruppen auf der Baustelle gab es mittlerweile auch. „Die muslimische Gemeinde hat sich geöffnet“, sagt Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam (CDU), „wir sind auf dem vorgezeichneten Weg, dass wir versuchen, miteinander zu reden.“
Yagci ist in Sulzbach geboren und groß geworden, hat bei „Rot-Weiß“das Fußballspielen gelernt, spricht „deutsch besser als meine Muttersprache“, fühlt sich voll integriert. „Dass Menschen, die ich zum Teil lange kenne, Lügen und Unwahrheiten über mich und die Gemeinde verbreiten, hat mich darum schon getroffen.“
Zur Eröffnung will er die gesamte Sulzbacher Bevölkerung einladen. Wann sie ist, lässt er allerdings offen.
„Dass Menschen, die ich zum Teil lange kenne,
Unwahrheiten und Lügen über mich und die Gemeinde verbreiten, hat mich darum schon getroffen.“
Burhan Yagci
der Vorsitzende der Muslimischen
Gemeinde Saarland