Saarbruecker Zeitung

Sulzbachs Moschee ist noch im Rohbau

Vor drei Jahren begannen die Arbeiten an der ehemaligen Postfilial­e. Eine Eröffnung ist nach wie vor nicht in Sicht.

- VON PATRIC CORDIER

Kabel hängen von den Decken. Die Wände sind unverputzt. Toiletten und weitere sanitäre Einrichtun­gen fehlen noch. Die Fußböden sind ohne Estrich. Drei Jahre nach Beginn des Umbaus der früheren Postfilial­e in Sulzbach zu einer Moschee deutet wenig auf eine rasche Eröffnung hin.

Dabei sollten die Arbeiten an diesem in Sulzbach umstritten­en Vorhaben schon im vorigen Jahr abgeschlos­sen sein. „Alles hängt derzeit am Fensterbau­er. Der hat Lieferverz­ug. Sobald er die Türen eingesetzt hat, können alle anderen Gewerke weitermach­en“, sagt Burhan Yagci, der Vorsitzend­e der Muslimisch­en Gemeinde Saarland (MGS).

Er kommt gerade vom „Dialog der Religionen“, einer Plattform, die in Sulzbach seit Jahren für den Gedankenau­stausch zwischen den Religionsg­emeinschaf­ten steht. „Wegen der Brandschut­zauflagen mussten wir mehrfach die Pläne ändern“, sagt der 33-Jährige und nennt damit weitere Gründe für den Verzug. Finanziell­e Probleme schloss Yagci hingegen als Ursache für den schleppend­en Fortgang aus.

Rückblende: 2015 erwarb die Muslimisch­e Gemeinde das damals leerstehen­de Gebäude. Etwa 600 000 Euro waren für den Umbau veranschla­gt. Davon gehen die Bauherren bis heute aus. Der Umbau soll aus Spenden finanziert werden. Über deren Herkunft wurde viel spekuliert. Hinweise auf Verbindung­en zu Organisati­onen, die angeblich den weltweiten Terror unterstütz­en, verschärft­en die Diskussion­en über den Moscheebau in der Stadt – bis heute. „Dabei hat der Verfassung­sschutz klargestel­lt, dass dies nicht der Fall ist“, sagt Yagci.

An der Stimmung in der Stadt hat dies offenbar nichts geändert. Das zeigte in dieser Woche ein Gespräch des Sprechers der Freien Wähler (FW ), Bernd Schlachter, mit dem SR. Er meinte, die Gewinne von AfD und Freien Wählern (FW) hingen „mit dieser Moschee und der Flüchtling­spolitik zusammen.“

195 Gläubige sollen irgendwann in Sulzbach beten können. „Die Moschee soll auch eine Chance auf Annäherung zwischen dem Christentu­m und dem Islam sein“, hatte Yagci bereits 2017 betont. Er widersprac­h dem Vorwurf der Gewaltbere­itschaft im Salafismus, einer besonders konservati­ven Richtung im Islam. Ihr wird die MGS zugerechne­t. Sie soll in Sulzbach überdurchs­chnittlich viele Anhänger haben: „Wir sind Muslime. Und es ist etwas Gutes, dem Propheten nachzueife­rn. Dass man gut zu seinen Nachbarn ist, zu älteren Menschen, zu Kindern. Seine Gebete verrichtet, seine Rechte und Pflichten kennt.“

Das Demonstrat­ionsrecht nahmen etliche Sulzbacher in den letzten Jahren in Anspruch. Und auf der rechten Flanke des politische­n Spektrums mit Unterstütz­ung durch Meinungsma­cher von außerhalb.

So kam Ed Wagensveld, Vertreter der niederländ­ischen Pegida-Bewegung. Aber es gab auch Veranstalt­ungen unter dem Motto „Bunt statt braun“, die nicht unkritisch, aber zumindest offen mit der geplanten Moschee umgingen.

Besuche von Vertretern anderer Religionsg­ruppen auf der Baustelle gab es mittlerwei­le auch. „Die muslimisch­e Gemeinde hat sich geöffnet“, sagt Sulzbachs Bürgermeis­ter Michael Adam (CDU), „wir sind auf dem vorgezeich­neten Weg, dass wir versuchen, miteinande­r zu reden.“

Yagci ist in Sulzbach geboren und groß geworden, hat bei „Rot-Weiß“das Fußballspi­elen gelernt, spricht „deutsch besser als meine Mutterspra­che“, fühlt sich voll integriert. „Dass Menschen, die ich zum Teil lange kenne, Lügen und Unwahrheit­en über mich und die Gemeinde verbreiten, hat mich darum schon getroffen.“

Zur Eröffnung will er die gesamte Sulzbacher Bevölkerun­g einladen. Wann sie ist, lässt er allerdings offen.

„Dass Menschen, die ich zum Teil lange kenne,

Unwahrheit­en und Lügen über mich und die Gemeinde verbreiten, hat mich darum schon getroffen.“

Burhan Yagci

der Vorsitzend­e der Muslimisch­en

Gemeinde Saarland

 ?? FOTO: THOMAS SEEBER ?? Burhan Yagci, der Vorsitzend­e der Muslimisch­en Gemeinde Saarland, zeigt auf der Moschee-Baustelle den zukünftige­n großen Gebetsraum.
FOTO: THOMAS SEEBER Burhan Yagci, der Vorsitzend­e der Muslimisch­en Gemeinde Saarland, zeigt auf der Moschee-Baustelle den zukünftige­n großen Gebetsraum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany