Saarbruecker Zeitung

Die Fleischlos-Pflanzerl

Die Euphorie um die veganen Burger der USFirma Beyond Meat ist so groß, dass die Discounter Aldi und Lidl eigene Versionen anbieten. Hier ein Test.

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Kokosnussö­l und Rote-Bete-Saft, um Fleischsaf­t zu simulieren, dazu allerlei Pflanzenpr­oteine, Kräuter und Gewürze sowie sonstige Zusatzstof­fe. Auch der Kalorienge­halt ist ähnlich, genauso wie die Größe (113 Gramm). Beim Aussehen gibt es kleine Unterschie­de. Der „Wonder-Burger“von Aldi schimmert eher rötlich, der „Next-Level“-Burger von Lidl ist heller, etwas gröber und erinnert mit seinen Rillen am ehesten an ein Fleisch-Patty. Das Original von Beyond Meat wirkt sauber ausgestanz­t und besitzt eine eher dunkle Färbung. Am intensivst­en riecht die Lidl-Bulette, nach Rauch und Zwiebeln, die US-Variante besitzt ein dezentes Gemüse-Aroma, während das Aldi-Produkt eher neutral duftet. Vom Aussehen her liegt der „Next-Level“-Burger vorne. Bis die Pfanne ruft. Für alle drei Pattys gilt dieselbe Zubereitun­g: drei Minuten von jeder Seite braten. Während der Beyond Burger eine gleichmäßi­g braune Kruste bildet, bleibt die Lidl-Frikadelle blass, während die Wonder-Bulette ins Rotbraune übergeht. Gebraten hat das US-Original unter optischen Kriterien den Lidl-Konkurrent klar überholt.

Bleibt die Geschmacks­probe mit Garnitur und getoastete­m Bun, in diesem Fall ein Ciabatta-Brötchen. Abgeschlag­en auf dem dritten Platz landet der Aldi-Burger wegen seiner matschigen Konsistenz und seines aufdringli­chen Gemüsearom­as, das eher Assoziatio­nen an Falafel hervorruft. Auch das Lidl-Produkt kann nicht überzeugen, es ist zu fest und erinnert ebenfalls eher an gepresstes Gemüse. Kein Vergleich auf jeden Fall zum würzigen Beyond Burger, dessen leicht bröckelige Textur von Rinderhack kaum zu unterschei­den ist, und der auch vom Mundgefühl her am ehesten an Fleisch herankommt. Trotz beinahe identische­r Zutaten: Das Ergebnis fällt eindeutig

Zwangsweis­e gesund, weil pflanzenba­siert, sind die fleischlos­en

Burger aber nicht.

zugunsten der Amerikaner aus.

Selbst bei einem Händler wie gourmetfle­isch.de, der vor allem hochwertig­e Fleischspe­zialitäten vertreibt, wird der vegane Burger daher gut angenommen, sagt Sprecher Mariusz Licbarski. „Er ist einfach sehr gut gemacht und besitzt eigenen Charakter“, sagt er.

Ein pflanzlich­es Produkt, das Fleischess­er überzeugt, das begeistert auch den Verband Proveg, vormals Vegetarier-Bund. Die Beyond-Buletten seien „Game-Changer“, weil sie wegen ihres Geschmacks im Gegensatz zu einem auch leckeren Dinkel-Grünkern-Bratling für eine breite Bevölkerun­g vermittelb­ar seien. Denn mehr als ein Drittel der Haushalte will laut der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung ihren Fleischkon­sum verringern, Tendenz steigend. Der Anteil der Vegetarier und Veganer an der Bevölkerun­g beträgt aber nur rund zehn Prozent.

Zwangsläuf­ig gesund, weil pflanzenba­siert, sind die fleischlos­en Burger aber nicht. Mit Grünkernbr­atlingen aus dem Naturkostl­aden haben sie nichts gemein, es handelt sich um hochverarb­eitete Lebensmitt­el. So weisen Ernährungs­forscher darauf hin, dass Fake-Varianten unter Gesundheit­saspekten keinen Fortschrit­t zu echtem Fleisch darstellen müssen. Der Anteil von Sodium und gesättigte­m Fett sei in etwa gleich, warnte Diät-Coach Alissa Rumsey bei CNBC. Für Argwohn sorgt zudem, dass Produkte aus den Laboren von Beyond Meat und dem Rivalen Impossible Foods eigentlich dem Inbegriff unter Öko-Gesichtspu­nkten verpönter industriel­l verarbeite­ter Lebensmitt­el entspreche­n.

Dafür wirbt Beyond Meat mit der Umweltvert­räglichkei­t seines Burgers. So würde im Vergleich zur Massentier­haltung bei der Herstellun­g 99 Prozent weniger Wasser und 93 Prozent weniger Land verbraucht, dazu kämen weder Antibiotik­a noch Hormone zum Einsatz. In einer von Beyond Meat beauftragt­en Studie errechnete die Uni Michigan zudem, dass der Burger 90 Prozent weniger Treibhausg­asemission­en verursache. Auch bestätigen deutsche Umweltexpe­rten die Vorteile fürs Klima. So liegen die Treibhausg­asemission­en bei einem 100 Gramm-Burger bei 1,3 Kilogramm CO2-Äquivalent­en, bei 100 Gramm frischen Erbsen bei 0,08 Kilogramm und bei Dosenware bei 0,12 Kilogramm, zitiert der „Tagesspieg­el“das Umweltbund­esamt. Damit ist die Ökobilanz wohl trotz des Importwegs nach Europa besser als die von Industrief­leisch.

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FOTO: LIDL/LIDL/OBS Die veganen Burger von Beyond Meat (unser Foto) sind nur schwer von der Fleisch-Variante zu unterschei­den. Die Discounter Lidl und Aldi wollen dem US-Produkt mit einer eigenen fleischlos­en Version Konkurrenz machen.

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