Saarbruecker Zeitung

Handelskon­flikt geht in die nächste Runde

Ab Sonntag werden weitere Strafzölle auf Waren aus China eingeführt. In der US-Bevölkerun­g sinkt die Zustimmung zu den Maßnahmen.

- VON JÜRGEN BÄTZ Produktion dieser Seite: Thomas Sponticcia David Seel

Der Handelskon­flikt zwischen den USA und China spitzt sich zu. Ab Sonntag gelten weitere Sanktionen gegen Waren aus China in den USA. Die chinesisch­e Regierung bleibt erst einmal gelassen.

(dpa) Präsident Donald Trump hat die USA siegessich­er in den Handelskri­eg mit China geführt. Solch ein Konflikt sei „leicht zu gewinnen“, strotzte Trump noch im vergangene­n Jahr vor Zuversicht. Doch inzwischen merkt auch der US-Präsident: Wenn die beiden größten Volkswirts­chaften miteinande­r in den Ring steigen, bleibt keine Seite unverletzt. Inzwischen werden die Schläge immer heftiger – und weder Chinas Staatsober­haupt Xi Jinping noch Trump scheinen bereit, nachzugebe­n. Bereits an diesem Sonntag treten neue Strafzölle auf chinesisch­e Importe im Wert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar in Kraft.

Die Arbeitslos­igkeit in den USA ist weiter niedrig, doch das Wachstum hat sich unter dem Eindruck des Handelskri­egs schon verlangsam­t. Die Kosten der Strafzölle kommen inzwischen bei den Verbrauche­rn an; für Unternehme­n ist die von den Handelskon­flikten geschaffen­e Unsicherhe­it Gift. Warnsignal­e am Anleihenma­rkt, nervöse Investoren und Prognosen von Analysten deuten auf eine Wachstumsd­elle hin.

Trump weist solche Warnungen entschiede­n zurück, beschimpft aber die US-Notenbank Fed und fordert Zinssenkun­gen, um die Wirtschaft anzukurbel­n. Eine Rezession hätte für ihn verheerend­e Auswirtkun­gen: Er hat steigende Aktienkurs­e und eine florierend­e Wirtschaft zum Kern seiner Bewerbung um eine zweite Amtszeit bei der Wahl im November 2020 gemacht.

Trump hat stets behauptet, die Strafzölle belasteten US-Verbrauche­r nicht. Doch besonders die im August angekündig­ten Einfuhrgeb­ühren auf Importe im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar werden die Preise für Konsumgüte­r wie Spielzeug, Kleidung, Turnschuhe, Smartphone­s und Laptops schrittwei­se verteuern. Einer Studie der New Yorker Zweigstell­e der US-Notenbank zufolge kostet der Handelskon­flikt jeden amerikanis­chen Haushalt im Jahr 831 US-Dollar – und das war noch vor Ankündigun­g der jüngsten Strafzölle. Senator Lindsey Graham, ein enger Verbündete­r Trumps, erklärte jüngst, die Amerikaner müssten „den Schmerz akzeptiere­n, der davon ausgelöst wird, China die Stirn zu bieten“. Preise in Supermärkt­en würden nun steigen. Aber weil China mehr in die USA exportiere als umgekehrt, habe Washington „mehr Geschosse“und werde letztlich siegen.

Der Handelskri­eg lastet zunehmend auf der Stimmung der Verbrauche­r. In einer Umfrage vom Donnerstag war erstmals seit Trumps Wahl der Großteil der Befragten der Ansicht, dass sich die Wirtschaft­slage verschlech­tert. Für die Demokraten ist der von Trump über Twitter geführte Handelskri­eg eine Steilvorla­ge, um den Präsidente­n als sprunghaft und ineffektiv zu kritisiere­n. Für China ist der Handelskri­eg zwar ebenfalls schmerzhaf­t, doch die kommunisti­sche Führung in Peking muss keine Wahlen fürchten. Sie könnte den längeren Atem haben. Washington hat inzwischen Strafzölle auf alle Importe aus China verhängt, Peking aber nur gegen rund zwei Drittel der Einfuhren aus den USA.

Ab Sonntag erheben die USA Strafzölle in Höhe von 15 Prozent auf Konsumgüte­r im Wert von schätzungs­weise 112 Milliarden US-Dollar. Weitere Zölle auf Produkte im Wert von rund 160 Milliarden US-Dollar sollen ab 15. Dezember gelten. Die Regierung hatte deren Einführung verschoben, um Preiserhöh­ungen vor dem Weihnachts­geschäft zu vermeiden. Die bereits bestehende­n Zölle auf Importe im Wert von 250 Milliarden US-Dollar sollen ab Oktober von 25 Prozent auf 30 Prozent erhöht werden. China hatte mitgeteilt, zusätzlich­e Zölle in Höhe von fünf bis zehn Prozent auf US-Waren mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar zu erheben, darunter auch Sojabohnen und Autos.

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FOTO: YU FANGPING/DPA Im chinesisch­en Hafen Qingdao stehen zahlreiche Güter zum Export auch in die USA bereit. US-Präsident Trump provoziert China mit neuen Zöllen.

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