Arrestraum, Federweißer und Grappa in Einöd
Die Ursprünge des Kirchenbaus am Standort der Apostelkirche gehen Jahrhunderte zurück. Heute gibt es dort auch einen Weinberg.
Zum Termin in der Apostelkirche in Homburg-Einöd hat Pfarrerin Heide Salm gleich zwei Experten hinzugezogen: Den Vorsitzenden der Bezirkssynode des Kirchenbezirks Zweibrücken, Jürgen Karl Neumann, und den Ehrenpresbyter von Einöd, Karl Heiner. Zweibrücken? Pfalz? Ja, obwohl Einöd verwaltungstechnisch und kommunalpolitisch zu Homburg gehört, untersteht die protestantische Kirchengemeinde dem Dekanat Zweibrücken und somit der pfälzischen Landeskirche in Speyer. Die Grenze zu Rheinland-Pfalz ist auch nur gut einen Kilometer vom Standort der Kirche in der Hauptstraße entfernt.
Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen auf mindestens das Jahr 1580 zurück, zumindest wird in einer alten Schrift aus diesem Jahr eine Kapelle erwähnt. Diese litt höchstwahrscheinlich unter den Plünderungen des Dreißigjährigen Krieges und wurde in den Jahren darauf häufig instandgesetzt. Vermutlich wurde sie 1752 abgebrochen und eine neue Kirche gebaut. 1808 war diese schon zu klein geworden und wurde erweitert. Das geschah 1868 erneut, außerdem wurde der baufällige Turm durch den heute noch stehenden ersetzt.
Im Ersten Weltkrieg mussten zwei Glocken und die Orgelpfeifen zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. 1923 kamen dann zwei neue Glocken in den Turm, die 1941 wiederum dem Krieg geopfert wurden. Die Kirche litt aber viel mehr unter dem Zweiten Weltkrieg: Durch die Bombenangriffe der Alliierten im März 1945 wurde das Dach des Kirchenschiffs stark beschädigt; Kanzlei, Empore und die Walcker-Orgel konnten deswegen nicht erhalten werden. Also wurden das Gebälk erneuert, das Dach gedeckt und die Inneneinrichtung neu gestaltet. Am 5. November 1950 konnte die Apostelkirche erneut eingeweiht werden. Vier Jahre später fanden dann auch drei neue Glocken den Weg in den Turm. 1968 wurde im Zuge einer Neugestaltung der Ortsmitte der Treppenaufgang zur erhöht stehenden Kirche passend angelegt.
Eine Umgestaltung des Innenraums brachte in den 70er-Jahren die Werke des Speyrer Bildhauers Georg-Günther Zeuner in den Altarraum: Dieser gestaltete das Ensemble aus Taufbecken, Altartisch, Kanzel sowie dem Kreuz neu aus Bronze. In der Mitte des Kreuzes ist ein Bergkristall eingelassen als Symbol für Christus als der Mitte des Glaubens. Die Enden des Kreuzes enthalten die Symbole für die vier Evangelisten: einen Adler für Johannes, den Stier für Lukas, einen Engel für Matthäus und den Löwen für Markus. Das Relief auf dem Altar zeigt die Bergpredigt, das Taufbecken ziert eine trinkende Taube. Was der Kirche lange fehlte, war die Orgel. Erst 1981 wurde ein Spendenaufruf gestartet. Letztlich kamen 108 000 Mark zusammen, sodass 1984 mit dem Bau begonnen wurde. Im Jahr darauf konnte das Instrument des französischen Orgelbauers Yves Koenig eingeweiht werden.
Seit Anfang dieses Jahres ist ein neuer, heller Farbton in der Kirche. Die Renovierungsarbeiten dauerten von Januar bis März. „Das Sachlich-Schlichte der reformierten Kirche kommt hier groß zum Tragen“, meint Jürgen Karl Neumann. Pfarrerin Heide Salm freut sich zum einen darüber, dass viele Einöder bei der größeren Renovierungsaktion mithalfen, bei der auch die Elektroinstallation und die Lichtanlage erneuert wurden. Zum anderen sei sie mit dem Ergebnis sehr zufrieden, „so wie die allermeisten auch“. Außerdem: „Was mich besonders freut: Da kommen viele Leute rein und fragen: ‚Habt ihr neue Fenster?‘ Die kommen jetzt viel besser zur Geltung, wegen der zurückhaltenden Farbgebung.“
Von außen fällt der Raum im Glockenturm auf, der praktisch unter der Kirche liegt. Das sei einst ein Arrestraum gewesen, weiß Karl Heiner. Jetzt feiere man darin schon mal ein Fest. Rechts neben der Kirche befindet sich ein kleiner Weinberg, den die protestantische Gemeinde mit der Dorfgemeinschaft betreibt. Da werde Federweißer und Grappa hergestellt, sagt Heide Salm, die die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Einöd lobt.
Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.