Saarbruecker Zeitung

Porsche baut jetzt auch Elektroaut­os

Der Konzern nimmt hierfür bis 2022 sechs Milliarden Euro in die Hand. 30 000 Vorbestell­ungen für den Taycan soll es schon geben.

- VON NICO ESCH

Mit dem Taycan bringt Porsche sein erstes Elektroaut­o auf den Markt. Schon 30 000 Vorbestell­ungen sollen vorliegen. Sechs Milliarden Euro alleine bis 2022 nehmen die Stuttgarte­r in die Hand, um die Elektromob­ilität voranzubri­ngen.

(dpa) Porsche schlägt ein neues Kapitel auf und verbindet damit zugleich große Hoffnungen. Als Weltpremie­re kommt in der kommenden Woche der Taycan auf den Markt. Er soll ab Ende des Jahres ausgeliefe­rt werden und schlägt womöglich ein bisschen aus der Art. Porsche steht, wie die Branche insgesamt, wegen Dieselskan­dal und der Debatte um Fahrverbot­e in der Kritik und wird skeptisch beäugt. Der Konzern selbst hat Nachhaltig­keit und Elektromob­ilität unter Einsatz von Milliarden­beträgen zu Top-Themen gemacht und gar den Beginn einer neuen Ära ausgerufen – und muss nun liefern.

Insofern braucht auch die VW-Tochter selbst jetzt den Taycan. Und wer ihn will – muss sich erst zeigen. Da geht es Porsche gerade nicht anders als allen anderen Autobauern, die zum Sprung ins Elektro-Zeitalter ansetzen.

Vorstandsc­hef Oliver Blume sagt: „Der Einstieg in neue Technologi­en ist nie ohne Risiko zu bewältigen.“Aber ohne den Mut dazu sei in der Zukunft eben auch nichts zu holen. Und Porsche habe sich früh festgelegt: „Wir haben die Weichen in Richtung Elektromob­ilität gestellt, noch bevor die Diskussion­en um die Zukunft des Dieselmoto­rs und den Klimaschut­z aufkamen“, betont der 51-Jährige. Der Konzern nimmt bis 2022 sechs Milliarden Euro in die Hand, um groß in das Geschäft mit der Elektromob­ilität einzusteig­en, stellt 1500 neue Leute eigens dafür ein. Das komplette Werk am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhaus­en wurde in den vergangene­n Monaten für den Taycan aus- und umgebaut. Die Belegschaf­t verzichtet­e auf Geld, damit die Produktion dort angesiedel­t wird und nicht anderswo, wo es billiger gewesen wäre und mehr Platz gegeben hätte.

Blume ist überzeugt, dass das Geld gut angelegt und das Risiko kontrollie­rbar ist – und der Taycan als erstes Elektromod­ell das richtige Auto. „Wir haben uns mit dem Taycan bewusst für ein Segment entschiede­n, in dem unsere Marke bislang noch nicht vertreten war“, sagt er. Schaut man auf die Verkaufsza­hlen, hätte sich das SUV-Segment zum Start auch bei Porsche womöglich eher angeboten – als die sicherere Variante sozusagen. Der Taycan hingegen ist irgendwo zwischen dem Klassiker 911 und dem viertürige­n Panamera zu verorten. Den aktuellen Topseller, den kleinen SUV Macan, soll es zwar auch als reine E-Variante geben – aber erst 2022. Mit etwa 10 000 Euro höheren Materialko­sten rechnet der Konzern zum Start bei jedem Elektrofah­rzeug im Vergleich zu einem Verbrenner-Modell. Um das angesichts der schwachen Autokonjun­ktur gesetzte Ziel von 15 Prozent Rendite trotzdem halten zu können, hat Blume ein „Ergebnispr­ogramm“aufgesetzt. Bis 2025 soll das sechs Milliarden Euro und von da an pro Jahr zwei Milliarden einbringen – über Einsparung­en, aber auch mit neuen Umsatzquel­len.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass die Elektromob­ilität eine Erfolgssto­ry für Porsche wird“, sagt Blume. Bauen kann der Vorstandsc­hef

„Wir haben uns mit dem Taycan bewusst für ein Segment entschiede­n, in dem unsere Marke bislang noch nicht

vertreten war“

Oliver Blume,

Porsche-Vorstandsc­hef

darauf, dass sich weltweit schon Tausende Menschen in den vergangene­n Monaten quasi eine Katze im Sack gekauft haben. Für jeweils 2500 Euro Anzahlung hat Porsche Vorbestell­ungen für den Taycan angenommen, von dem bislang kaum jemand weiß, wie er in der Serienvers­ion aussieht und wie er sich fährt. Blume wird deshalb auch nicht müde zu betonen, dass auch ein E-Porsche natürlich ein echter Porsche sei. Offiziell ist seit Monaten von über 20 000 Interessen­ten die Rede, Produktion­schef Albrecht Reimold hat jüngst aber auch schon in Prognosen von mehr als 30 000 gesprochen. Mindestens 20 000 Taycan pro Jahr will Porsche bauen. Nach oben ist Kapazität, von bis zu 40 000.

Um die weltweit verschiede­nen Klimaschut­zvorgaben einhalten zu können, plant der Konzern, 2025 die Hälfte aller Fahrzeuge elektrifiz­iert oder mit reinem Elektroant­rieb zu verkaufen. Beim Panamera gelingt das schon, der wird mehrheitli­ch als Hybridvers­ion ausgeliefe­rt. Von seiner Ikone lässt Porsche die Finger. Der 911er mit Elektromot­or kommt erst einmal nicht. Porsche will auch die Verbrenner weiterentw­ickeln. Eine Hybridvers­ion des 911ers kann sich der Chef vorstellen, geplant ist es nicht. Der 911er sei feste Größe in der Produktpal­ette. „Er wird noch lange mit einem Verbrennun­gsmotor unterwegs sein“, sagt Blume.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Mindestens 20 000 Taycan pro Jahr will Porsche bauen, sagt Porsche-Chef Oliver Blome. Zugleich betont er, dass die Ikone des Konzerns, der 911er, bis auf Weiteres nicht in einer Elektrover­sion kommen wird.

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