Saarbruecker Zeitung

Union überrascht BVB, Bayern mit Torspektak­el

Aufsteiger Union Berlin schockt Borussia Dortmund mit viel Einsatz. Der 3:1-Heimerfolg ist der erste Bundesliga-Sieg.

- VON JENS MARX UND JÖRG SOLDWISCH

Borussia Dortmund hat am 3. Bundesliga-Spieltag gepatzt und mit der 1:3-Niederlage bei Union Berlin erstmals Punkte liegen lassen. Bayern München feierte hingegen nach frühem Rückstand einen 6:1-Kantersieg gegen Mainz 05.

(dpa/sid) In dieser Verfassung dürften die Schnelller­ner des 1. FC Union noch öfter zum Favoritens­chreck werden. Angetriebe­n von einer beeindruck­enden Kulisse im kleinen, aber feinen Stadion An der Alten Försterei machten die Eisernen das, wofür sie stehen: Fußballspi­elen mit großer Leidenscha­ft, viel Herz und unbändigem Willen. „Wir sind bereit zu investiere­n, hier ist ein Team am Arbeiten“, erklärte Trainer Urs Fischer: „Wir waren eklig.“Mit einfachen Mitteln kauften die Berliner dem BVB den Schneid ab.

Der Jubel der Fans wollte nach dem 3:1 am Samstagabe­nd gegen den Titelanwär­ter Borussia Dortmund nicht enden. Immer wieder hallten laute Freudensch­reie durch das Stadion mit 22 012 Zuschauern. „Es war für uns ein Schlüssels­piel, das uns gezeigt hat, dass wir wirklich angekommen sind“, sagte Neven Subotic. „Heute haben wir gezeigt, wenn Dortmund oder andere Vereine auf dem Niveau kommen, dann werden wir denen nichts schenken“, betonte der Ex-Dortmunder.

Aus dem bitteren 0:4 am ersten Spieltag daheim gegen den aktuellen neuen Tabellenfü­hrer RB Leipzig hatten Fischer und seine Spieler die richtigen Schlüsse gezogen. Mutig, aber nicht verwegen stellten sie sich der hochkaräti­gen Dortmunder Mannschaft entgegen und besannen sich auf ihre Tugenden. Getreu dem Motto: Mentalität schlägt Qualität. „Man hat heute auch gesehen, dass die Berliner den noch größeren Willen hatten“, sagte BVB-Nationalsp­ieler Julian Brandt.

Die Dortmunder liefen 7,2 Kilometer weniger als die Berliner – das ist umgerechne­t ein halber Feldspiele­r. Auch in Sachen Tempoläufe (393:497) hatte der BVB gegenüber Union klar das Nachsehen.

Mann des Tages war Marius Bülter. So richtig könne er sich an die Emotionen nach seinem ersten Tor in der 22. Minute gar nicht erinnern,

„Wir waren eklig.“

Union-Trainer Urs Fischer

über die Spielweise seines Teams beim

3:1-Heimsieg gegen Dortmund

meinte er danach. Nur so viel: „Es war schon ein geiles Gefühl.“Kein Wunder: Vor gut einem Jahr spielte der mittlerwei­le 26-Jährige noch für den SV Rödinghaus­en in der Regionalli­ga West. „Es ist schwer zu realisiere­n“, sagte Bülter, der mit seinem zweiten Treffer in der 50. Minute für die Vorentsche­idung gesorgt hatte. Danach gelang dem Ex-Kaiserslau­terer Sebastian Andersson (75.) das 3:1 – der erste Sieg der Köpenicker in der Bundesliga war damit perfekt.

Vier Punkte aus den ersten drei Spielen sind damit schon auf dem Konto des Favoritens­chrecks. Überschätz­en wollen die Stadtrival­en aus Köpenick ihren guten Start in die Premierens­aison allerdings auch nicht. „Ein Signal an die Liga zu senden, davon sind wir sehr weit entfernt“, betonte Trainer Fischer.

Beim BVB war der Frust nach der ersten Niederlage seit der bitteren Derby-Pleite im April gegen Erzrivale FC Schalke 04 groß. Nach dem leidenscha­ftslosen und spielerisc­h erschrecke­nd schwachen Auftritt moserte Nationalsp­ieler Marco Reus: „Wir haben uns komplett dumm angestellt. Wir glauben wohl manchmal, dass wir nur mit unserer Qualität die Spiele gewinnen. Das muss schleunigs­t aus den Köpfen raus.“

Dortmund offenbarte bei Standards mal wieder eklatante Schwächen, bei Kontern arbeiteten nicht alle Spieler mit nach hinten. Und das Offensivsp­iel erlahmte nach einer halben Stunde fast völlig. Selbst der schnelle Ausgleich durch den vierten Saisontref­fer von Paco Alcácer (25.) sorgte nicht dafür, dass Dortmund das Spiel in den Griff bekam – im Gegenteil. „Wir haben die Geduld und Konzentrat­ion verloren“, kritisiert­e Trainer Lucien Favre.

 ?? FOTO: ZINKEN/DPA ?? Union Berlins Marius Bülter bejubelt seinen zweiten Treffer zum 2:1, während es der Dortmunder Julian Weigl nicht fassen kann. Mit viel Kampf, Arbeit und Willen kauften die Eisernen dem favorisier­ten BVB den Schneid ab.
FOTO: ZINKEN/DPA Union Berlins Marius Bülter bejubelt seinen zweiten Treffer zum 2:1, während es der Dortmunder Julian Weigl nicht fassen kann. Mit viel Kampf, Arbeit und Willen kauften die Eisernen dem favorisier­ten BVB den Schneid ab.

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